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Emerging Market Debt „Das zweite Halbjahr wird deutlich besser“

Roy Scheepe, Senior Client Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen bei NN Investment Partners

Roy Scheepe, Senior Client Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen bei NN Investment Partners

Emerging Markets sind in der Investorengunst tief gesunken. War 2015 ein so schreckliches Jahr für die Anleihemärkte in den Schwellenländern?

Roy Scheepe: In der Wahrnehmung vieler Investoren war 2015 für Emerging Markets Debt ein sehr schlechtes Jahr. Das ist aber nur zum Teil wahr. Schwellenländeranleihen in Lokalwährung waren zwar deutlich im Minus, sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen in Hartwährung lieferten aber einen leicht positiven Ertrag. Investoren aus dem Euroraum profitierten zusätzlich von der Aufwertung des US-Dollar. Auffällig waren starke Performance-Unterschiede in den einzelnen Ländern, und die besten Performer sind auch nicht gerade Investorenlieblinge.

Wirklich?

Scheepe: Ukrainische Staatsanleihen haben 40 Prozent zugelegt, Venezuela und Russland schafften jeweils ein Plus von 20 Prozent.

Und wie geht es weiter? Gibt der Jahresauftakt die Stimmung fürs Gesamtjahr vor?

Scheepe: Der Jahresauftakt war der schlechteste seit Jahrzehnten, nicht nur für Schwellenländeranleihen. Wir denken, dass die negative Stimmung noch im ersten Quartal anhält. Wir erwarten jedoch, dass der Markt dann dreht. Für das  zweite Quartal gehen wir davon aus, dass sich die Lage bis dahin stabilisiert haben wird.

Woher nehmen Sie Ihren Optimismus für die zweite Jahreshälfte?

Scheepe: Das globale Wirtschaftswachstum wird anziehen, auch in den Emerging Markets rechnen wir mit wieder mehr Wachstum. Zum einen werden Reformen ihre Wirkung zeigen. Zum anderen wird die Entwicklung der Fed-Zinserhöhungen klarer sein und den Markt nicht mehr so stark verunsichern. Auch sind wir guter Hoffnung, dass die Rohstoffpreise, vor allem die Ölpreise, sich in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren. Viele Emerging Markets sind Rohstoff-Lieferanten, und die gesunkenen Preise belasten die Staatsfinanzen.

Schon leichte Verbesserungen im Makroumfeld können die Anleihepreise wieder deutlich steigen lassen. Wie schnell das gehen kann, haben wir 2015 gesehen. Wir hatten sehr schlechte Monate für Emerging Markets Debt, im Juni war die Jahres-Performance noch negativ. Dann änderte es sich, und schon im Juli und August war der Markt wieder im positiven Bereich. Die Volatilität wird 2016 anhalten, nicht nur nach unten, sondern auch nach oben.

Welche Segmente haben die besten Aussichten?

Scheepe: Wir rechnen in allen Segmenten mit positiven Erträgen für 2016. Wir bevorzugen bei Anleihen Hartwährung gegenüber Lokalwährung und favorisieren im Hartwährungsbereich lieber Staats- als Unternehmensanleihen. Die Bewertung für Schwellenländeranleihen ist mittlerweile sehr attraktiv, vor allem für Hartwährungsanleihen. Der Aufschlag zu US-Staatsanleihen liegt hier bei rund 420 Basispunkten.

In unserem Basis-Szenario für 2016 gehen wir von einer Rendite von 2,65 Prozent für zehnjährige US-Staatsanleihen und einer Spread-Verengung auf 380 Basispunkte aus. Daraus würde sich ein Gesamtertrag für Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen von 6,1 Prozent ergeben. Erst bei einem Renditeanstieg der US-Anleihen auf über 3 Prozent und einer gleichzeitigen Ausweitung des Spreads auf 455 Basispunkte würden wir negative Erträge sehen.

Erwarten Sie in irgendeinem Land ein Ausfallrisiko?

Scheepe: Die Lage in Venezuela wird nicht besser, hier könnte ein Ausfall drohen. Ebenso in kleineren afrikanischen Ländern. Grundsätzlich ist der Konkurs eines Landes aber etwas ganz anderes als eine Unternehmenspleite. Denn Staaten verschwinden nicht, sie haben immer ein gewisses Erholungspotenzial. In der Regel werden die Schulden entsprechend umstrukturiert. Daraus ergeben sich wiederum Chancen. Bei manchen vom Ausfall bedrohten Ländern ist der Anleihepreis heute bereits niedriger als das Erholungspotenzial. So kann man trotz eines Ausfalls eventuell einen Gewinn machen, wenn man jetzt günstig einsteigt.

Wie ist der NN (L) Emerging Markets Debt Hard Currency zurzeit positioniert?

Scheepe: Der Fonds ist stets sehr breit gestreut und investiert in Anleihen von 65 bis 70 Staaten. Unternehmensanleihen können bis zu 15 Prozent beigemischt werden, zurzeit sind es aber nur rund 6 Prozent. Wir haben aktuell etwas mehr Risiko als die Benchmark. Die durchschnittliche Rendite im Markt liegt bei 6,5 Prozent, der Unterschied zwischen den Ländern ist aber sehr groß.

Wir gewichten die höher rentierlichen Länder wie Ukraine, Venezuela und Argentinien über. Untergewichtet sind zum Beispiel Chile und Polen. Nicht weil wir die Länder für schlecht halten, wir sehen dort heute nur keinen Value. Die positive Entwicklung ist schon voll in der Bewertung enthalten. Auch für Frontier Markets sehen wir gute Chancen.

Herr Scheepe, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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