Geltungsdauer der Vollmacht
Widerruft der Vollmachtgeber eine zuvor gegebene Vollmacht, muss der bevollmächtigen Person der Widerruf erklärt werden (siehe die Paragrafen 164 fortfolgend im Bürgerlichen Gesetzbuch). Der Bevollmächtigte muss das Original zurückgeben.
Aus Gründen der Bestattung, der Nachlassverwaltung und der Testamentsvollstreckung, sollte die Vorsorgevollmacht Geltung über den Tod des Vollmachtgebers hinaus haben. Nur unter Vorlage der Originalvollmacht können Bevollmächtigte ihre Aufgabe erfüllen.
Vollmachten und Verfügungen
Ein anderer Fall: Die 84-jährige Klara G. liegt seit drei Jahren in einem Pflegeheim im Wachkoma und wird künstlich ernährt. Trotz vieler Hoffnungen gibt es keine Verbesserung des Gesundheitszustands.
Der bevollmächtigte Sohn von Frau G. bittet die Verantwortlichen des Pflegeheims, wie in der Patientenverfügung verfügt, die künstliche Ernährung einzustellen. Das Pflegeheim weigert sich mit der Begründung, dass könnte man dem Pflegepersonal nicht antun, da das Personal in den vergangenen drei Jahren eine Beziehung zur Wachkomapatientin Klara G. aufgebaut habe.
Erfolglos streitet der Sohn acht Monate mit dem Pflegeheimbetreiber und der Pflegedienstleitung, bis er einen Medizinrechtler einschaltet. Der Medizinrechtsanwalt übernimmt die Gespräche mit den Verantwortlichen im Pflegeheim. Nach einigen Tagen wird der Bitte von Klara G. entsprochen, die künstliche Ernährung abzusetzen. Zehn Tage später verstirbt Klara G. friedlich.
Vorgeschobene Ethik
Immer wieder kommt es vor, dass sich trotz vorliegender Verfügungen Pflegeheime oder Ärzte weigern, die Verfügungen anzuerkennen.
„Die Weigerung eines Pflegeheims, einen Menschen sterben zu lassen, wird oft mit einer ‚ethischen Grundorientierung‘ begründet. Die ist manchmal nur vorgeschoben. In Wahrheit liegen finanzielle Motive zugrunde: Pflegeheime, die zu einem guten Teil schon heute ihre gute Belegung der PEG (Magensonde) zu verdanken haben, werden in Zukunft in immer größerem Ausmaß an Komakranken verdienen“, schreibt der Medizinrechtler Wolfgang Putz.
Früh rechtlichen Beistand suchen
Wenn Private Banker mitbekommen, dass es im Kundenumfeld Streitigkeiten im Pflegebereich gibt, empfiehlt es sich, den Kunden darauf anzusprechen. Berater sollten Adressen von regionalen Ansprechpartnern wie Betreuungsvereinen, Betreuungsgericht und Medizinrechtsanwälten bereithalten.
Da Kunden diesen Service von ihren Beratern nicht erwarten, freuen sie sich umso mehr. Spezialisten punkten in diesen Situationen mit Empathie, und können so eine langfristige Beziehung aufbauen oder festigen.
Im Fall von Klara G. hat die Rechtschutzversicherung den Medizinrechtsanwalt gezahlt, weil der Private Banker dem Sohn die Empfehlung gab, trotz Wachkoma und Einweisung ins Pflegeheim, den Vertrag mit der Rechtschutzversicherung nicht zu kündigen.
Weil sich in dem Fall der Private Banker so uneigennützig engagiert hat, wurde das Erbe von Klara G. in zwei Stiftungen eingesetzt, die die Bank heute betreut.
Im ersten Teil der Serie geht es um das Thema Patientenverfügung, im zweiten Teil, worauf es bei der Vorsorgevollmacht zu Achten gilt.
Über den Autor:
Ulrich Welzel ist geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsgesellschaft Brain Active aus Taufkirchen bei München. Er hat selbst viele Jahre in der Betreuung vermögender Privatkunden und Nachlassplanung gearbeitet und trainiert heute Vorstände, Personalentwickler, Führungskräfte und Betriebsräte aus Banken, Versicherungen und mittelständischer Industrie im Umgang mit trauernden Angehörigen.