Nach Startschwierigkeiten Das Krisenkind Eltif wird erwachsen

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Die Produkte dürften also zusätzlich zum institutionellen Geschäft ihren Hauptabsatzmarkt unterhalb der qualifizierten Investoren im Private Banking finden – ganz konkret vor allem im sogenannten „Affluent-Segment“, also Anleger mit einem Anlagevermögen ab 100.000 Euro. Genau dort füllen Eltifs eben eine Marktlücke, indem sie Kunden einen regulierten Zugang zu illiquiden Asset-Klassen ermöglichen.

Abbildung 2: Zugang zu Privatanlagen - Für Affluent Anleger erstmals mit dem Eltif möglich

Quelle: Scope Analysis.

Eltifs im Vertrieb: Settlement ist noch lückenhaft

Der Eltif lässt sich über den „European Passport“ grundsätzlich in der gesamten Europäischen Union vertreiben, sobald er in einem Mitgliedstaat vom dort zuständigen Regulator geprüft und genehmigt wurde.

Einer der großen Vertriebsvorteile besteht darin, dass damit Private-Markets-Investments in Form depotfähiger Wertpapiere geschaffen wurden, die sich grundsätzlich ohne irgendeine zwischengeschaltete Verwaltungsgesellschaft direkt über traditionelle Fondsplattformen erwerben lassen.

Die Plattformen müssen allerdings einige Modifikationen vornehmen, um die Produkte auch tatsächlich listen zu können. Daher ist das Angebot derzeit noch nicht flächendeckend verfügbar. Anders als bei manchen regionalen Plattformen lassen sich Eltif-Transaktionen aber inzwischen in der Regel problemlos über die großen überregionalen Settlement-Plattformen wie Euroclear oder Clearstream abwickeln.

Stichwort (Il-)Liquidität: Anbieter agieren uneinheitlich

Wer in einen Eltif anlegt, tätigt ein langfristiges Investment mit einer festen Laufzeit. Das bedeutet: Nach dem Closing müssen die Initiatoren keine vorzeitige Rückgabe der Anteile zulassen.

Apropos Closing: Für das Eltif-Regime ist kein klassisches Kapitalabrufmodell wie bei traditionellen geschlossenen Fonds oder Private-Equity-Investments zwingend vorgesehen, wo nach der Kapitalzusage die Einzahlungen immer erst fällig werden, sobald die Transaktionen getätigt wurden. Verbreitet sind vielmehr auch Eltifs, bei denen die Investoren von Beginn an eine Volleinzahlung leisten – insbesondere bei geringen Mindestanlagesummen ist dies ein übliches Vorgehen zur Vereinfachung. Die Fonds halten dann aber in der Regel auch nicht über längere Zeit höhere Cashquoten.

Da alle Direktinvestitionen in der Regel mit langfristigen Laufzeiten einhergehen, die ebenso nicht regelhaft kündbar und als Private-Markets-Anlagen per Definition nicht öffentlich handelbar sind, trägt die regulatorische Illiquidität dem speziellen Charakter der Investments Rechnung. Eine vorzeitige massenhafte Rückgabe von Eltif-Anteilen könnte die Initiatoren schnell vor Liquiditätsprobleme stellen – genau dies will der Regulierer vermeiden.

Trotzdem sind nicht alle am Markt verfügbaren Eltifs als unverkäufliche geschlossene Fonds gestaltet. Manche Produkte bieten eine Teilliquidität. Diese kann beispielsweise mit einer Mindest-Haltefrist verbunden, mit längeren Kündigungsfristen versehen, in der Höhe begrenzt oder nur gegen Vorfälligkeitsentschädigung gestattet sein.

Sollte es zu einer massenhaften Rückgabe kommen, lässt sich die Rücknahme auch zum Schutz der Interessen der übrigen Anleger aussetzen. In der Gestaltung erinnert hier einiges an den inzwischen restriktiveren Umgang mit der Rückgabe von Anteilen an den in Deutschland so beliebten offenen Immobilienfonds.

Was sind die Renditeerwartungen an den Private-Equity-Markt?

Eine der wichtigsten Assetklassen für den Eltif ist der Private-Equity-Markt. Der Markt für Private Equity hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. Ein wesentlicher Grund: Gemäß einer Studie des U.S. Census Bureau ist die Zahl der börsennotierten Unternehmen beispielsweise in den USA seit Ende der 1980er-Jahre um 40 Prozent zurückgegangen. Dagegen nahm die Zahl der Firmen abseits der Börse um 50 Prozent zu.

Die Renditeerwartungen an den Private-Equity-Markt liegen oft bei langfristigen jährlichen Wertzuwächsen im hohen einstelligen oder auch im zweistelligen Bereich. Diese vergleichsweise hohen Renditeerwartungen sind zunächst einmal ein Premium für die angesprochene Illiquidität.