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Fondsmanager ist es nun auch erlaubt, in Dachfonds zu investieren. Wie genau müssen Anleger hinschauen, wenn Sie in den Eltif 2.0. investieren?
Vathje: Grundsätzlich gilt: Anleger müssen immer genau hinschauen, wenn sie investieren. Die Dachfondsoption wurde anfangs von Anbieterseite sehr positiv aufgenommen. Mittlerweile ist die Einschätzung verhaltener. Es müssen europäische Fonds sein, in die investiert wird, und es wird trotzdem das Durchschauprinzip angewandt. Der Asset Manager muss bei einem Produkt auf Dachfondsebene sicherstellen, dass der Zielfonds Eltif-konform investiert. Das ist bei externen Fonds schwer. Insofern ist die Frage, ob sich das Thema Dachfonds letztlich als Lösung anbieten wird, wenn ein Asset Manager verschiedene Assetklassen mit eigenen Fonds managt und dann einen Dachfonds auf die eigenen Fonds macht.
Sehen Sie eine Gefahr der Verwässerung des Produkts durch die Reform?
Vathje: Das Risiko ist da. Ich glaube aber, es ist den Asset Managern bewusst, dass es die zweite Chance für den Eltif ist, die sie nutzen müssen. Das heißt: Sie dürfen es nicht an die falschen Kunden vertreiben und die ersten Produkte müssen erfolgreich sein, um diese Produktgattung voranzubringen.
Wer in der Beratung bislang noch keinen Kontakt zu institutionellen oder professionellen Investoren Kontakt hatte, der steht vor einem komplizierten Beratungsgespräch. Sind deutsche Privatkundenberater gewappnet für den Eltif?
Vathje: Knowhow auf Beraterseite ist ein großes Thema. In den Jahren nach der Finanzkrise ist – gerade in Deutschland – wenig im Beteiligungsmarkt platziert worden. Da ist entsprechend Wissen verlorengegangen – bei den Endkunden, aber auch bei den Beratern selbst. Das ist sicher eine große Aufgabe für Asset Manager, aber auch für Drittplattformen, die sich in diesem Bereich positionieren.
Ist da eine Entwicklung zu sehen?
Vathje: Asset Manager bieten in der Regel Produktschulungen an. Zum Teil haben sie auch ihre eigenen Alternatives-Guides, die sie an den Markt bringen und Research-Einheiten, die in diesem Bereich aktiv sind. Drittplattformen bieten Lehr- und Fortbildungsinhalte an. Dazu gibt es Veranstaltungen von Banken und Asset Managern. Berater aus dem Private Banking oder der Vermögensverwaltung können sich dem Produkt über verschiedene Kanäle nähern und Knowhow aufbauen.
Wie bewerten Sie das Knowhow auf Anbieterseite?
Vathje: Die Kompetenz der Anbieter, die im Private-Markets-Bereich Erfahrung haben, lässt sich ganz gut an den historischen Track Records ablesen. Es gibt wissenschaftliche Belege, dass gerade im Private-Markets-Bereich der Track Record Aussagekraft für die zukünftige Geschäftsentwicklung besitzt. Es braucht den Deal-Zugang zu den Transaktionen, es braucht die Teams, die das sowohl in der Due Diligence als auch in der Umsetzung bearbeiten können. Diejenigen, die Erfahrung in dem Markt haben, müssen sich nichtsdestoweniger mit der Aufsetzung des neuen Eltif-Vehikels auseinandersetzen, werden es aber leichter haben als Unternehmen, die in diesem Segment kaum Erfahrung haben.
Auf 11,3 Milliarden Euro hat Scope das Volumen des Eltif-Marktes im Jahr 2022 geschätzt. Wie hoch ist denn das Potenzial für das Vehikel?
Vathje: Ich denke, es ist sehr hoch. Das Thema Private Markets ist in Depots von Privatkunden wie gesagt stark unterbesetzt. Unsere Schätzung zur europaweiten Marktentwicklung, die wir bei Scope Anfang des Jahres bis 2028 abgegeben haben, liegt zwischen 35 und 50 Milliarden Euro. Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Schätzungen eher konservativ. Die Abwicklungsthematik könnte die Entwicklung aus unserer Sicht noch etwas ausbremsen.
Weil deutsche Banken und Vermögensverwalter bei der Abwicklung auf Drittanbieter angewiesen sind, die dies noch nicht darstellen können.
Vathje: In unserer ersten Eltif-Studie hat sich gezeigt, dass bislang in Deutschland vorrangig Häuser das Produkt vertrieben haben, die ihre eigenen Abwicklungseinheiten im Haus hatten. Sobald sie auf externe Partner angewiesen waren, wurde es sehr selektiv, was an Produkten vertrieben werden konnte. Hier gibt es nun mehr Anbieter, die dies auf ihrer Plattform bieten.
Welche Anbieter sind hier die großen Player?
Vathje: Dazu gehört für den europäischen Markt Privatize, die neben Fortbildung auch Produktaufbereitung und digitale Zeichnungsmöglichkeit für Privatmarktanlagen ermöglichen. In Deutschland ist im Vermittlersegment Portagon aktiv. International gibt es mit Goji ein Unternehmen, das einen Fokus auf die Abwicklung von Eltifs legt und vor einem halben Jahr von Euroclear übernommen wurde. Eine wichtige Rolle werden außerdem Fondsplattformen einnehmen. In Deutschland haben wir das Problem, das wir hier einen sehr fragmentierten Markt haben. Von daher müssen sehr viele Häuser den Eltif auf ihre Plattform nehmen. Vorreiter ist hier zum Beispiel die Fondsdepot Bank, die gerade den Eltif auf ihrer Pattform eingeführt hat. Insgesamt dauert der Prozess seine Zeit. Aber die Nachfrage auf Kundenseite steigt und damit wird auch hier das Tempo zunehmen.
Das Gespräch führten Malte Dreher und Clemens Behr.
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Über die Interviewte:
Andrea Vathje ist Beraterin in Investment Banking & Financial Products bei Scope. Die promovierte Ökonomin ist zudem Autorin der jährlichen Eltif-Studie des Analysehauses. Seit 2017 ist Vathje für Scope tätig. Frühere berufliche Stationen waren Vontobel, Macquarie Bank sowie Sal. Oppenheim.
