Einsatzszenarien im Banking Warum Blockchain die Zukunft gehört

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Dieser Nachfragedruck wird Banken dazu bringen, Plattformen einzuführen, auf denen die Bitcoin-Anlagen ihrer Kunden direkt visualisiert sind. Eine mögliche Hürde könnte darin bestehen, dass Banken ihr Marketing für Bitcoin so ausrichten müssen, dass es skeptische Regulierungsbehörden zufriedenstellt. Auf technischer Seite gibt es dagegen keine Hindernisse und es existiert auch schon ein funktionsfähiger Prototyp. Für Kunden bestünde der Vorteil darin, dass sie Bitcoin-Anlagen einer Bank überantworten könnten, der sie vertrauen, statt einem spezialisierten Bitcoin-Anbieter, der vielleicht noch wenig etabliert ist.

Know Your Customer: ein Paradebeispiel

Mittelfristig ist der zweite Blockchain-Anwendungsfall, der in der Branche erwartet wird, die Legitimationsprüfung. Sie ist regulatorisch vorgeschrieben und dient dazu, die Identität und das Profil eines Klienten zu verifizieren, um Geldwäsche zu verhindern (Know Your Customer, KYC). Diese KYC-Prüfung macht es für Banken zunehmend anspruchsvoller und komplexer, Neukunden zu gewinnen. Aber auch für Kunden selbst wächst dadurch die Komplexität, müssen sie doch endlos scheinende Formulare ausfüllen. Es ist sehr gut vorstellbar, dass Blockchain-Technologie hier helfen kann. Teile der KYC-Informationen könnten damit zwischen Banken übertragen und ausgetauscht werden.

Start-ups aus dem Regtech-Sektor bieten solche Produkte bereits an, und auch unsere eigenen Kunden haben schon Interesse an solchen Lösungen geäußert. Dieses Interesse ist verständlich, generiert KYC doch nur Kosten, ohne wertschöpfend zu sein oder Wettbewerbsvorteile zu eröffnen. Blockchain scheint hier ein leistungsfähiges Werkzeug, um den KYC-Verpflichtungen zu entsprechen. Zudem lässt sich Blockchain in privaten Netzwerken mit entsprechenden kryptographischen Werkzeugen nutzen, die vertrauliche Informationen schützen.

Geschäftsmodell KYC-Zertifikat

Wenn man einen verteilten KYC-Service aufbauen möchte, ist es dafür jedenfalls erforderlich, gewisse vertrauliche Informationen auszutauschen. Dennoch ist hier ein tragfähiges Geschäftsmodell denkbar. Wenn ein Kunde die Legitimationsprüfung mit Bank A durchlaufen hat und sich dann entschließt, Geschäfte mit Bank B zu tätigen, könnte er das ursprüngliche Zertifikat von Bank A nutzen, um Bank B gegenüber zu belegen, dass er den KYC-Prozess bereits abgeschlossen hat. Dies spart nicht nur dem Kunden Aufwand, sondern auch der Bank B.

Diese wird Bank A gerne eine gewisse Gebühr zahlen, wenn sie dadurch die weit höheren Kosten einer neuerlichen KYC-Prüfung vermeiden kann. Zudem wird die Bank B aus dem Großteil der vertraulichen Informationen, die getauscht werden, keine Wettbewerbsvorteile ziehen können – Bank A entstehen also keine Nachteile. Ohnehin ist es im Private Banking keine Seltenheit, dass ein vermögender Kunde Beziehungen zu verschiedenen Banken unterhält. In der Schweiz beispielsweise pflegen High Net-Worth Individuals in der Regel Beziehungen zu mehreren Anbietern, da die einzelnen Kantonalbanken vergleichsweise klein sind.

Die Revolution internationaler Zahlungen

Blockchain ist auch ein Werkzeug, das grenzüberschreitende Zahlungsvorgänge vereinfacht. Ripple Labs beispielsweise hat ein Blockchain-Netzwerk für Zahlungsvorgänge aufgesetzt, das Banken weltweit verbindet. Der typische Anwendungsfall für das Open-Source-Zahlungsprotokoll Ripple ist die grenzüberschreitende Zahlung zwischen zwei KMUs.