Herr Eggert, als erfahrener Immobilien-Investmentmanager hat die HIH Invest ihren Geschäftsbereich auf erneuerbare Energien ausgeweitet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Alexander Eggert: Sowohl Carsten Demmler als auch ich haben bereits seit langem Erfahrung mit Investments in erneuerbare Energien gesammelt. Wir haben zunächst nur Photovoltaik auf Dächern einiger Anlageimmobilien installiert. Dadurch ist unser Interesse an dem Bereich weiter gestiegen und wir haben ein eigenes Experten-Team aufgebaut.
Carsten Demmler: Viele unserer Kunden benötigen Alternativen zu Immobilienanlagen, da sie dort ihre Quote schon weitgehend ausgereizt haben. Eine naheliegende Alternative ist Infrastruktur mit dem Bereich erneuerbare Energien, zumal Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle in der Strategie von institutionellen Investoren spielt. Das Angebot an entsprechenden Fonds ist noch übersichtlich. Daher haben wir uns entschieden, den Spezialfonds HIH Green Energy Invest aufzulegen. Wir haben im dritten Quartal 2022 die Investorenansprache gestartet und konnten schon Ende 2022 das erste Closing vollziehen.
In welche Bereiche investiert der HIH Green Energy Invest?
Eggert: Der Fonds konzentriert sich auf Onshore-Windanlagen und Photovoltaik-Parks in Westeuropa, vor allem in den Euro-Ländern. Anlagen in Polen können wir beimischen. Unser Zielvolumen liegt bei 750 Millionen Euro bei einer 60-prozentigen Fremdfinanzierung. Wir investieren in fertiggestellte Anlagen, ergänzend in genehmigte Projektentwicklungen, bei denen nur noch die Anlage erstellt werden muss. Risikoreichere Projektentwicklungen können wir bis zu 10 Prozent beimischen. Wir sehen den Artikel-9-Fonds gemäß Offenlegungsverordnung als ein gutes nachhaltiges Basisinvestment für unsere Kunden.
Mit wie viel Rendite können die Kunden rechnen?
Eggert: Wir streben über alle Fondsobjekte eine Rendite von 7 Prozent jährlich an. Ein Objekt wird mehr abwerfen, ein anderes weniger. Das hängt auch mit dem jeweiligen Risikoprofil zusammen. Die Laufzeit liegt bei 30 Jahren, die Kapitalbindungsdauer bei rund 15 Jahren.
Ein Windpark in Frankreich ist bereits im Portfolio. Wie sieht es mit weiteren Investments aus?
Eggert: Drei Investments sollen zeitnah unterschrieben werden. Ich denke, zwei dieser Projekte werden wir noch in diesem Jahr closen, das dritte im nächsten Frühjahr. Es handelt sich dabei um fertiggestellte Anlagen, zwei Windparks in Deutschland und einen Solarpark in Spanien. Alle drei Investments übertreffen unser Renditeziel, obwohl der Leverage eher unterdurchschnittlich ist.
Angesichts des Übergangs in eine kohlenstoffarme Wirtschaft ist der Kapitalbedarf bei erneuerbaren Energien einerseits enorm. Andererseits wollen dort auch viele Anleger investieren. Gibt es inzwischen einen Engpass bei lukrativen Investments?
Eggert: Nein, erstaunlicherweise nicht. Es sind ausreichend Projekte vorhanden, obwohl die angestrebten Ausbauziele der Regierungen rund um die Welt noch nicht einmal erreicht werden. Es ist kein Problem, das Kapital in Investments zu bekommen. Im Gegenteil: Wir können sogar wählen. Zudem hat unser Team aus erfahrenen Experten einen guten Zugang zum Markt. Da das Maklergeschäft hier noch lange nicht so professionalisiert ist wie in anderen Bereichen, ist ein persönliches Netzwerk sehr wichtig.
Demmler: Immobilien-Investments sind im institutionellen Bereich schon sehr etabliert, die Anlageklasse Infrastruktur und speziell erneuerbare Energien entdecken viele institutionelle Investoren gerade erst. Es ist noch nicht so viel Kapital in den Markt geflossen. Daher gibt es auch keine Asset-Knappheit.
Was sind aus Investorensicht die wichtigsten Unterschiede zwischen Immobilien und erneuerbaren Energien?
Demmler: Vielleicht erst einmal zu den Gemeinsamkeiten: Für unsere Investoren ist ein prognostizierbarer Cashflow wichtig. Das können beide Anlageklassen. Beide kaufen ein Asset und erwirtschaften damit Erträge über langfristige Abnahmeverträge beziehungsweise Mieten, bei gleichzeitiger Inflationsindexierung. Unterschiedlich ist die Gesamtkalkulation. Bei Wind- und Solarparks erfolgt am Ende ein Rückbau der Anlagen, das Grundstück ist in der Regel nur gepachtet. Einen Verkaufserlös, der bei einem Immobilieninvestment eine wichtige Rolle für den Gesamterfolg spielen kann, gibt es nicht.
Eggert: Auch aus Risikosicht gibt es Unterschiede. Wind- und Solaranlagen haben das zusätzliche Risiko der tatsächlich erzeugten Strommenge. Dafür haben sie kein Exit-Risiko, bei unserem Fonds kalkulieren wir konservativ mit der vollen Abschreibung der Anlage. Und sie haben auch kein Risiko durch eine Wiedereindeckung mit Krediten, da sie im Gegensatz zu Immobilien voll getilgt werden.
Damit gibt es auch weniger Chancen auf eine Überrendite?
Eggert: Nicht unbedingt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ein aufgebautes Portfolio frühzeitig verkaufen, wenn die Preise der Anlagen stark angezogen haben.
Demmler: Oder der Betrieb kann länger als geplant laufen, wenn die Anlagen es technisch hergeben. Eine voll getilgte Anlage ist hoch rentabel. Wir achten daher darauf, dass die Pachtverträge Optionen auf Verlängerung haben.
Welcher Art von Immobilienfonds würde der Fonds entsprechen?
Demmler: Vom Risikoprofil her wäre das ein klassischer Core-Fonds im Immobilienbereich. Er ist so strukturiert, dass er für alle Gruppen von institutionellen Anlegern investierbar ist, egal ob Versicherungen, Pensionskassen, Zusatzversorgungskassen, Versorgungswerke, Kreditinstitute oder auch größere Family Offices.
Was bietet der neue Geschäftsbereich der HIH Invest neben dem Fonds?
Eggert: Wie im Immobilienbereich bieten wir hier ebenfalls Investments für einen oder wenige Investoren in Form von Private Placements oder Club Deals. Auch hier fokussieren wir uns auf Onshore-Wind und Photovoltaik, decken aber auch risikoreichere Ansätze wie Projektentwicklungen ab. Dazu kommen Dienstleistungen in dem Bereich, etwa die Analyse des Erneuerbare-Energien-Portfolios von Investoren oder Managementberatung.