Wäre der European Long Term Investment Fund – kurz Eltif – eine Rakete, der Mond wäre auch nach bald neun Jahren Entwicklungszeit in weiter Ferne. Deshalb drückt die Europäische Union jetzt auf die Tube. Den Treibstoff für die Mission soll Eltif 2.0 bieten – die Novelle, die zum 10. Januar diesen Jahres in Kraft getreten ist, bringt eine Reihe an Veränderungen mit sich.
Dass es diesen Schub braucht, ist den ehrgeizigen Zielen der EU geschuldet. Zwar sollen die Fondsvehikel nicht Mond oder Mars erreichen – dafür aber die Transformation der europäischen Infrastruktur stemmen. Dementsprechend braucht es Investitionen in Solar- und Windparks, Verkehr, Digitalisierung sowie in mittelständische Unternehmen, die ebenfalls einen Beitrag leisten, etwa um den Klimawandel zu bremsen. Benötigt wird dafür neben Kapital von Staat und institutionellen Investoren auch Geld von Privatinvestoren.
Denen war das ursprüngliche Eltif-Konstrukt jedoch viel zu komplex. Eine Pleite mit Ansage: Der Deutsche Fondsverband BVI hatte bereits zum Start des Projekts 2015 darauf hingewiesen, dass die Regulierung zu streng, das Vorhaben „overengineered“ also zu aufwendig, teuer und nicht an die Bedürfnisse der Kunden und des Vertriebs angepasst sei. Alles in allem: ein „Rohrkrepierer“. Und die Zahlen geben dem Verband recht. 2022 gab es lediglich 77 Eltifs in Europa mit einem Volumen von 11 Milliarden Euro. Das macht 0,07 Prozent der innerhalb der EU verwalteten Vermögenswerte aus. Endlich darf in Anteile an Unternehmen (Private Equity), Kredite (Private Debt), Infrastruktur und Immobilien investiert werden – leisten kann es sich aber fast keiner.
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Wäre der European Long Term Investment Fund – kurz Eltif – eine Rakete, der Mond wäre auch nach bald neun Jahren Entwicklungszeit in weiter Ferne. Deshalb drückt die Europäische Union jetzt auf die Tube. Den Treibstoff für die Mission soll Eltif 2.0 bieten – die Novelle, die zum 10. Januar diesen Jahres in Kraft getreten ist, bringt eine Reihe an Veränderungen mit sich.
Dass es diesen Schub braucht, ist den ehrgeizigen Zielen der EU geschuldet. Zwar sollen die Fondsvehikel nicht Mond oder Mars erreichen – dafür aber die Transformation der europäischen Infrastruktur stemmen. Dementsprechend braucht es Investitionen in Solar- und Windparks, Verkehr, Digitalisierung sowie in mittelständische Unternehmen, die ebenfalls einen Beitrag leisten, etwa um den Klimawandel zu bremsen. Benötigt wird dafür neben Kapital von Staat und institutionellen Investoren auch Geld von Privatinvestoren.
Denen war das ursprüngliche Eltif-Konstrukt jedoch viel zu komplex. Eine Pleite mit Ansage: Der Deutsche Fondsverband BVI hatte bereits zum Start des Projekts 2015 darauf hingewiesen, dass die Regulierung zu streng, das Vorhaben „overengineered“ also zu aufwendig, teuer und nicht an die Bedürfnisse der Kunden und des Vertriebs angepasst sei. Alles in allem: ein „Rohrkrepierer“. Und die Zahlen geben dem Verband recht. 2022 gab es lediglich 77 Eltifs in Europa mit einem Volumen von 11 Milliarden Euro. Das macht 0,07 Prozent der innerhalb der EU verwalteten Vermögenswerte aus. Endlich darf in Anteile an Unternehmen (Private Equity), Kredite (Private Debt), Infrastruktur und Immobilien investiert werden – leisten kann es sich aber fast keiner.
Die wichtigsten Änderungen im Blick
Damit Eltifs doch noch abheben, wurden die Anforderungen mit der Novelle heruntergeschraubt. Bisher mussten mindestens 10.000 Euro investiert und ein Gesamtportfolio von mindestens 100.000 Euro nachgewiesen werden. Dementsprechend aufwendig waren Aufklärungs-, Abfrage- und Dokumentationspflichten im Vertrieb. Die Überprüfung des Vermögens fällt künftig aber genauso weg wie die Mindestanlagesumme. Es gelten analoge Regeln wie für Publikumsfonds, also nach den Vorgaben der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Folglich schreibt die Verordnung weder eine Mindestanlagesumme noch eine Vermögensprüfung vor.
Auch wird das Anlagespektrum erweitert. So sind nun Dachfonds sowie Master-Feeder-Konstruktionen, bei denen eine Strategie in mehreren Ländern mit unterschiedlichen Rechtsvorschriften aufgelegt wird, zulässig. Ein weiterer Anreiz ist, dass im Vergleich zu Dachfonds keine zusätzlichen Gebühren an die Zielfonds abgetreten werden müssen.
Investierbar sind nun auch Fintechs, grüne Anleihen, Verbriefungsinstrumente und andere Fondsvehikel wie alternative Investmentfonds (AIF) und Ucits-Fonds, die den strengen Struktur-, Veranlagungs-, Informations- und Kontrollvorschriften der EU-Investmentrichtlinie unterliegen. Zudem müssen mindestens 55 Prozent in zulässige Vermögenswerte (Eligible Assets) investiert werden, statt wie zuvor 70 Prozent. Der Eltif 2.0 darf also eine höhere Liquiditätsquote haben.
Der maximale Investitionsumfang in einen einzelnen Vermögensgegenstand steigt zudem von 10 Prozent auf 20 Prozent. Auch sind nun globale Investitionen zulässig. Bislang waren höchstens 30 Prozent Fremdkapital erlaubt. Künftig sind es 50 Prozent. Über den höheren Leverage sind somit höhere Renditen möglich und das Fremdkapital darf zur Sicherung der Liquidität eingesetzt werden. Vor der Reform musste es zwingend in konkrete Assets investiert werden. Doch reichen diese Änderungen, damit der Eltif durchstartet?
Das Interesse steigt
Universal Investment hat noch keinen Eltif im Portfolio – kann sich dies durch die Neuerungen aber vorstellen. „Wir haben in jüngster Zeit definitiv mehr Anfragen“, sagt Markus Bannwart, Leiter der Abteilung Kapitalmärkte und Fondsstrukturierung. Kenntnisse in der liquiden als auch der illiquiden Welt seien für ihn dabei notwendig, es brauche die nötigen Vertriebsstrukturen, um die Komplexität des Vehikels verständlich zu machen. Denn viele Privatanleger würden den Eltif nicht kennen und illiquide Assets schon gar nicht.
Der Klimavest der Commerz Real kann bereits Erfolge vorweisen. Seit der Auflegung offen strukturiert, erlaubt der Eltif ohne Fristen oder Mindesthaltedauern Entnahmen von bis zu 500.000 Euro. Grundsätzlich ändere sich für Anleger, die bereits gezeichnet hätten, aufgrund des Bestandsschutzes erst mal nichts, erklärt Dirk Holz, Geschäftsführer von Commerz Real Fonds Management: „Die Regelungen zu flexibleren Rückgabemöglichkeiten werden gerade Anleger ansprechen, die geschlossenen Fondsprodukten skeptisch gegenüberstehen.“ Holz rät, angesichts der Tatsache, dass viele Fonds noch jung sind, nicht nur auf die Erfolgsbilanz zu schauen, sondern auf die Leistung des Asset Managers.
Unter den neuen Regulierungen können Eltifs schließlich eine Vielzahl unterschiedlicher Anlageklassen aufnehmen, weshalb ein genauer Blick wichtig ist. Die Manager des Klimavest legen ihren Schwerpunkt beispielsweise auf Wind- und Solarparks. M&G Investment wiederum spezialisiert sich auf Private Debt. Michael George, der Portfoliomanager des Fonds, ist der Meinung, dass sich Private Debt Kunden leichter erklären lasse, da das Thema Kredite näher an der Lebenswelt vieler Menschen sei.
Sebastian Boesen, Leiter Vertriebsmanagement und Vertrieb Privatmärkte bei UBS Deutschland, hingegen glaubt, dass durch die Reform allein das Interesse an Eltifs nicht steigen wird. Er geht dennoch davon aus, dass das Interesse steigen wird. Immer mehr Anbieter werden aus seiner Sicht die Probleme wie Beratungs- und Ressourcenintensität in den Griff bekommen und den Vertrieb starten. Auch können laut Boesen Eltifs dazu beitragen, dass Anleger die notwendige Erfahrung sammeln, um sich gemäß Kapitalanlagegesetzbuch als semiprofessioneller Investor und somit für weitere Strukturen zu qualifizieren.
Die UBS setzt bisher darauf, Private Markets strategisch in Kundenportfolios zu integrieren. Dabei wird auf ein Team mit Erfahrung im institutionellen Vertrieb zurückgegriffen, um Investmentansätze umzusetzen, die sonst Pensionskassen oder Staatsfonds vorbehalten sind.
Ohne Luxemburg geht nix
Luxemburg ist das Epizentrum der Eltifs. Das Herzogtum bietet für Fondsinitiatoren Vorteile, wie die Vertriebsmöglichkeit ohne ein neues Zulassungsverfahren, unabhängig davon, ob sich der Eltif an institutionelle Anleger oder den Retail-Bereich richtet. Zudem können unter Umbrella-Fonds, die mehrere verschiedene Einzelfonds zusammenfassen, beide Vertriebsmöglichkeiten gebündelt werden.
Das Setting stimmt laut Bannwart von Universal Investment, anders als bislang in Deutschland: „Die Bafin hat meines Wissens noch nie einen Eltif genehmigt, da erwarten wir noch sehr viel Neuland.“ Die Finanzaufsicht erarbeitet dazu eine Verwaltungspraxis. Eine Kapitalverwaltungsgesellschaft, die bereits eine Erlaubnis zur Verwaltung von AIF besitzt, muss demnach keine Erlaubniserweiterung beantragen. Gilt diese jedoch nur für geschlossene Fonds, bedarf es einer Erweiterung auf offene Fonds. Für den Vertrieb gelten dieselben Regeln.
Einige Nachteile des Eltif bleiben
Ein Nachteil des Eltif ist die noch immer aufwendige Portfolio- und Liquiditätssteuerung. Die Regulierungsdichte bleibt hoch. So darf kein Asset größer als 20 Prozent sein. Obwohl Fund-of-Fund-Strukturen möglich sind, müssen diese von einem Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM) betreut werden. Investiert werden darf zwar global, aber ausschließlich in Private Equity, Private Debt, Infrastruktur, Sachwerte, Fintechs, grüne Anleihen, Verbriefungsinstrumente, AIFs und Ucits. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) hat die technischen Regulierungsstandards kurz vor dem Stichtag nachgeliefert.
Die Mindesthaltedauer wird an den Eltif angepasst, die Rücknahmehäufigkeit erfolgt maximal vierteljährlich. Zusätzlich zur Kündigungsfrist und Rücknahmebeschränkung soll ein Verwässerungsschutzmechanismus eingeführt werden. Eltif-Manager dürfen von diesen Regeln teilweise abweichen.
Fazit
„Ich bin sicher, dass der neue Eltif erfolgreich sein wird“, meint Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des kritischen BVI. Auch Anbieter sind optimistisch, was die zukünftige Massentauglichkeit angeht. Nachbesserungen sind aber nicht ausgeschlossen, und ein Durchbruch beim Privatkunden ist von Produkten und Vertrieb abhängig.
Denn im Gegensatz zu einem institutionellen Investor kann ein Privatanleger die Komplexität, beispielsweise bei Infrastruktur-Investments, nicht händeln. „Jeder sollte in die illiquiden Klassen investieren“, sagt Johnny el Hachem, Private-Equity-Chef beim Vermögensverwalter Edmond de Rothschild, und ergänzt: „Geschehen muss dies auf dem Wege B-to-B-to-C. Es braucht einen Privatbanker oder einen Versicherer, der diese komplexe Anlageklasse verständlich vermarkten kann.“