Fondsanalysten im ESG-Modus, Teil 4 Ein marktbasierter Zugang zu dekarbonisierten Portfolios

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Die Overlay-Konstruktion reduziert dieses Spannungsfeld

Als separater Overlay oder in Kombination mit einem Ansatz für das zugrundeliegende Aktienportfolio bildet der Long/Short-Mechanismus eine effektive Grundlage, um den CO2-Fußabdruck und die damit zusammenhängenden Risiken nicht nur zu reduzieren, sondern bei tiefen Tracking Errors sogar vollkommen zu neutralisieren. So ist beim Portfolio eine marktgerechte Aktienperformance bei gleichzeitiger CO2-Neutralität realistisch.

Kombiniert man das hocheffiziente Overlay innerhalb eines aggregierten Bausteines mit einem nachhaltigen, CO2-optimierten Aktienportfolio, so ist sogar ein hochgradig negativer CO2-Ausstoß im Sinne eines Carbon-Offset-Bausteines möglich. In der Konsequenz bedeutet dies, dass ein Anleger, der 10 Prozent seines gesamten Aktienvolumens in eine solche Offset Lösung investiert, mit diesen 10 Prozent nicht nur nachhaltig investiert, sondern gleichzeitig sein gesamtes Portfolio klimaneutral gestalten kann.

Das neue, noch für dieses Jahr geplante Angebot dient als spezifisches Zusatzpaket zum bestehenden Basisangebot. Im Zusammenspiel sorgen beide Ansätze dafür, dass zum einen ESG weiterhin als ganzheitliche Forderung verstanden und erfüllt wird, zum anderen am Klimaschutz interessierte Investoren ihren speziellen Bedarf ebenfalls abdecken können. Für jeden Anleger besteht damit die Möglichkeit, nicht nur ein ESG-konformes Portfolio zu besitzen, sondern darüber hinaus den CO2-Fußabdruck seines Gesamtportfolios zu neutralisieren.

Auch Basisangebote decken E, S und G ab

Die noch 2021 auf den Markt kommenden Basisangebote der St. Galler Kantonalbank Deutschland richtet sich an Investoren, für welche die Klimakomponente zwar relevant ist, die aber soziale und Governance-Aspekte als ebenso wichtig betrachten. Dabei wenden wir die Kriterien von ESG-Ratingagenturen an. Der Beitrag zu den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen spielt bei der Auswahl der jeweiligen Titel mittlerweile eine zentrale Rolle. Gerade für Stiftungen und kirchliche Institutionen stehen die beiden Säulen S (Social) und G (Governance) nach wie vor gleichberechtigt neben E (Environment).

Bei diesem Ansatz wird zweistufig vorgegangen: Im ersten Schritt wenden wir ESG-Ausschlusskriterien an. Von rund 1.100 Titeln im Universum bleiben nach Anwenden dieser Kriterien rund 240 übrig. Aus diesen wählen wir dann die endgültigen Titel, im Regelfall 20 bis 30, nach dem Best-In-Class-Prinzip aus. Der Vorteil dieses Ansatzes besteht in seit Jahren vergleichsweise stabilen Portfolios. Durch das Abdecken aller drei Säulen E, S und G können wir extreme Ausschläge für Werte aus dem Bereich Erneuerbare Energien oder auch Wasserstoff deutlich abfedern. Die zugrundeliegenden Ratings basieren auf den Daten eines weltweit tätigen ESG-Spezialanbieters.

Für das Anlageuniversum sind naturgemäß Titel aus den Bereichen Windkraft und Solar, aber auch Wasserstoff besonders interessant, wobei bei Letzteren darauf zu achten ist, dass es sich noch um eine sehr junge Industrie handelt, bei der längst nicht klar ist, ob sie sich als Ganzes durchsetzt, und welche Anbieter sich durchsetzen werden. Daher sollte die Grundauswahl infrage kommender Titel möglichst diversifiziert und ausgewogen sein. Außerdem sind Technologiewerte grundsätzlich interessant, da die CO2-Emissionen hier ausgesprochen niedrig sind. Auch der Pharmasektor bietet Chancen.




Über die Autoren:
Michael Winkler ist Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. Hier führt er die Investmentkomitees für Deutschland und die Schweiz. Zudem verantwortet er entsprechende Fonds-Screenings und die interne wie externe Kommunikation zur Anlagestrategie.

Christoffer Müller leitet seit August 2020 das Portfoliomanagement der St. Galler Kantonalbank Deutschland. Für den deutschen Ableger des Schweizer Instituts arbeitet der heutige Prokurist bereits seit Anfang 2014.

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