Wie haben wir die Portfolios also durch die Pandemie gesteuert?
Das sind die beiden Kernfragen, auf die ich eingehen möchte. Ein Blick auf die Anlageentscheidungen unserer Portfoliomanager im vergangenen Jahr zeigt, dass viele Entscheidungen richtig waren. Zugegebenermaßen hätten wir verschiedene Entwicklungen so aber nicht erwartet. Mit Blick auf die Zukunft behalten wir verschiedene Faktoren im Auge, darunter die deutlichen Anzeichen für Spekulation an den Finanzmärkten.
Zu Beginn der Pandemie hatten die Anleger die kurzfristigen Auswirkungen schnell eingepreist, was im Februar und März 2020 einen massiven Kurseinbruch zur Folge hatte. Wie in jedem Crash hatten sich damals jedoch auch hervorragende Anlagepotenziale aufgetan, da sich die Aktienkurse zunehmend von den längerfristigen Aussichten abgekoppelt hatten. Wir haben diese Chancen in vielen Portfolios genutzt, indem wir sie neu ausgerichtet und die Risiken angehoben haben. Dabei haben wir jedoch unseren Fokus weiter auf liquide und bilanzstarke Unternehmen gelegt. Zudem haben wir in unseren Telefonaten immer wieder ein Thema besprochen, das uns schon seit längerer Zeit beschäftigt: Disruption.
Wir sind von einer angstbesetzten Marktphase im März 2020 in eine Phase übergegangen, in der offenbar einige Spekulation am Markt herrscht und in der einige Kennzahlen auf historisch hohe Bewertungen hindeuten – und zwar in zunehmend vielen Bereichen, auch wenn sich meiner Meinung nach noch keine Blase gebildet hat.
Wie geht es weiter an den Finanzmärkten?
Im Großen und Ganzen gibt es jetzt vier wichtige Themen, die wir im Auge haben: Erstens dürfte die Konjunkturerholung recht holprig verlaufen. Daher erwarten wir auf dem Weg in die „neue Normalität“ hohe Kursschwankungen, zumal der Aufschwung an den Börsen schon weitgehend eingepreist ist. Zweitens konzentrieren wir uns weiterhin auf die politische Agenda. Dabei beobachten wir genau, welche Schwerpunkte die Biden-Administration setzt. Drittens beschäftigt uns das anhaltende Niedrigzinsumfeld, in dem die Anleger einige Kreativität zeigen müssen, um noch angemessene Renditen zu erwirtschaften. Und viertens sind die disruptiven Entwicklungen weiterhin in vollem Gange, weshalb wir Performanceunterschiede zwischen den Anlagestilen erwarten – wie zuletzt die Outperformance von Small Caps und Substanzaktien.
Das Einzige, was wir sagen können, ist, dass die Inflation in der kommenden Zeit sicherlich nicht zurückgehen wird. Folglich dürften die Finanzmärkte auf lange Sicht nicht mehr Stützung durch anhaltend sinkende Zinsen erhalten – auch wenn sie noch eine Weile auf historisch niedrigem Niveau verharren könnten, wenn die Inflationsimpulse wieder nachlassen.
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