private banking magazin: Bafin-Lizenzierung als Finanzportfolioverwalter, Investmentsteuerreform und Mifid II – 7Orca ist in einer Hochzeit der administrativ-regulatorischen Herausforderungen gestartet. Nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig.
Tindaro Siragusano: Es gibt sicherlich einfachere Unterfangen, als in der heutigen Zeit einen Asset Manager zu gründen. Eine Geschichte wie bei Microsoft, bei der zwei Experten in der Garage ein neues Unternehmen aufbauen, ist heute in der Finanzindustrie nicht möglich. Die regulatorischen Anforderungen sind vielfältig und kostenintensiv. Deswegen, aber nicht ausschließlich, haben wir ein Team aus aktuell 13 Spezialisten der unterschiedlichsten Fachrichtungen, darunter einen Volljuristen. Wir haben aber auch gesehen, dass durch unser fokussiertes, spezialisiertes Geschäftsmodell die Regulierung einen Teil der Komplexität verliert.
Was hat Sie im ersten Jahr seit der Gründung am meisten überrascht?
Siragusano: Wir sind ein unabhängiger, systematischer Asset Manager mit einem sehr fokussierten Geschäftsmodell. Unser Fokus liegt auf zwei Investmentansätze: dem Management von Fremdwährungsrisiken, dem Currency-Overlay, und einer Short-Volatility-Strategie, mittels derer die Volatiltätsrisikoprämie vereinnahmt werden kann. Beide Ansätze folgen einem quantitativen und unemotionalen Investmentprozess, was natürlich mit sich bringt, dass wir eine moderne und enorm leistungsfähige IT-Infrastruktur benötigen. Zu Beginn hatten wir großen Respekt vor der Komplexität. Wir sind keine IT-Hardware-Experten, auch wenn wir genau wissen, welche Komponenten wir benötigen. Da war das IT-Onboarding schon eine kleine Herausforderung. Im Nachhinein stellte es sich allerdings als Glücksfall heraus, dass wir auf der grünen Wiese aufbauen konnten. Die Systeme kommunizieren perfekt miteinander und werden fortwährend weiterentwickelt. Innerhalb weniger Monate waren wir also mitten im laufenden Geschäftsbetrieb. Zudem hat die Akzeptanz am Finanzmarkt überrascht. Wir hatten erwartet, dass es länger dauern könnte, bis wir das Vertrauen von Kunden gewinnen, die uns noch nicht aus der Vergangenheit kennen.
Wie verteilen sich die anvertrauten Kundengelder auf Overlay-Mandate und Publikumsfonds?
Siragusano: Die Currency-Overlay-Mandate, meist als Segmente eines Masterfonds strukturiert, machen mit über 1,4 Milliarden Euro Volumen ganz klar den Löwenanteil des verwalteten Vermögens aus. Und auch der Publikumsfonds 7orca Vega Return hat sich seit seiner Auflegung Anfang Dezember 2017 auf rund 40 Millionen Euro verdoppelt; in Summe mit dem Spezialfondsmandat kommen wir im Short-Volatility-Segment auf etwa 80 Millionen Euro Assets under Management.
1,5 Milliarden Euro nach einem Jahr lassen sich sehen. Gleichzeitig handelt es sich um margenschwache Strategien. Schreibt 7Orca damit schon schwarze Zahlen?
Siragusano: Als Asset Manager verlieren wir das Risiko nie aus den Augen und als Unternehmer machen wir es genauso. Unser Geschäftsmodell und damit einhergehend auch die Finanzierung der Gesellschaft haben wir konservativ geplant. Derzeit liegen wir über Plan und sind zuversichtlich, dass wir im Frühjahr 2019 den Break-Even-Punkt erreichen werden.
Was sind die nächsten Schritte?
Siragusano: Wir bleiben unserer Spezialisierung treu. Wir sind für institutionelle Investoren in der DACH-Region einer der ersten Ansprechpartner für das Currency-Overlay-Management und Short-Volatility-Investmentlösungen. Diese Position wollen wir weiter ausbauen. Deshalb wird unser Quant-Research-Team und das Portfoliomanagement konsequent an der weiteren Verbesserung der Investmentprozesse und der Mandatsimplementierung arbeiten. Seit unserer Gründung ist die Anzahl der Mitarbeiter von 9 auf 13 gestiegen; mit zunehmenden Assets under Management und steigender Kundenanzahl werden wir weiter in Spezialisten investieren.
Die Rückkehr der Volatilität im Februar hat ihrer Short-Vola-Fonds sicherlich nicht allzu viel Rückenwind gegeben. Wie war allgemein die Unterstützung seitens der Märkte für die Gründung?
Siragusano: 2018 war, auch aufgrund des angesprochenen Volatilitätssprungs, für Short-Volatility-Fonds ein echter Lackmustest. Wir konnten beweisen, dass der regelbasierte Investmentprozess auch in adversen Marktphasen erwartungsgemäß funktioniert und dass das mehrstufige Risikomanagement greift und das Verlustrisiko verringert.
Bei den Currency-Overlay-Strategien hat der starke US-Dollar dazu geführt, dass Anleger aktive Overlay-Lösungen vermehrt nachfragen. Zeitgleich haben hohe Sicherungskosten die Effizienz der Währungssicherung beeinträchtigt. Indem wir diesen Kosten bereits in unserem Investmentprozess Rechnung getragen haben, konnten wir die Performance unserer Strategien steigern und die Risiken verringern. Ich glaube schon, dass wir in dieser nicht ganz einfachen Marktphase unsere Expertise unter Beweis stellen konnten.
Sind die 7Orca-Mitgesellschafter, das Versorgungswerk der Zahnärzte aus Berlin und die Investmentboutique Assenagon, Türöffner?
Siragusano: Das Versorgungswerk der Zahnärzte Berlin und Assenagon sind Equity-Investoren. Als solche nehmen sie keinen operativen Einfluss, weder auf der Investment- noch auf der Vertriebsseite. Unbestritten ist es für den Markt ein gutes Zeichen, dass sich ein institutioneller Anleger, wie eben das Versorgungswerk, an 7orca beteiligt hat. Zudem war es unser erster Mandant im Currency-Overlay. Strenggenommen, denn das Team managt seit mehr als zehn Jahren die Währungsrisiken des Versorgungswerks. Auch die Beteiligung von Assenagon wird positiv wahrgenommen. Die Münchner wurde vor elf Jahres gegründet und sind aufgrund ihrer Entwicklung aus einer unternehmerischen Perspektive ein idealer Sparrings-Partner für uns.
Über den Interviewten:
Tindaro Siragusano ist Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter der Fondsboutique 7Orca Asset Management. Vor der Gründung im November 2017 war er jahrelang Bereichsleiter im Asset und Wealth Management der Berenberg Bank.