Eignungsprüfung der Bafin Branchengremium fordert mehr IT-Vorstände in Banken

Wenn schon zwei Kreditexperten im Vorstand der Bank sind, könnte beim dritten Mitglied ein digitaler Hintergrund reichen, fordert der Fintech-Rat des Finanzministeriums unter Vorsitz von Jens Spahn (M.).

Wenn schon zwei Kreditexperten im Vorstand der Bank sind, könnte beim dritten Mitglied ein digitaler Hintergrund reichen, fordert der Fintech-Rat des Finanzministeriums unter Vorsitz von Jens Spahn (M.). Foto: Maximilian König

Die Finanzaufsicht Bafin soll ihre Eignungsprüfung für Bankvorstände überarbeiten, so die Forderung des Fintech-Rats in einem Positionspapier, über das die „Süddeutsche Zeitung“ (bezahlpflichtig) berichtet. So soll der Anteil der Geschäftsleiter mit IT-Kompetenz in den Instituten steigen, indem diesen Experten ein schnellerer Aufstieg ins Topmanagement ermöglicht wird.

Aktuell gelte noch der Grundsatz: Wer eine Bank führt, muss ein Banker sein. Von Managern mit digitalen Berufshintergrund verlangt die Bafin dagegen, dass sie sich erst einmal auf ihre Ämter in Banken vorbereiten sollen. Das gilt auch, wenn die Kandidaten bereits in Vorständen branchenfremder Unternehmen tätig waren.

„Eine Möglichkeit, den Anteil der Geschäftsleiter mit IT-Kompetenz zu stärken, wäre die Prüfung der umfassenden Einzeleignung durch einen stärkeren Fokus auf die Eignung der Geschäftsleitung in Summe abzulösen“, so ein konkreter Vorschlag des Positionspapiers. Der Fintech-Rat ist ein im März 2017 gegründetes Expertengremium des Bundesministeriums für Finanzen (BMF), welches das Ministerium in Fragen der digitalen Finanztechnologie beraten soll. Neben neuen Finanz-Startups sind in dem Gremium auch die klassischen Bankenverbände vertreten.

IT-Systeme haben laut Papier für die operativen Prozesse inzwischen eine „überragende Bedeutung“. Die damit zusammenhängenden Risiken – etwa eine veraltete IT-Struktur oder ein Datenleck – weisen eine ähnlich große Gefahr auf wie zu viele faule Kredite in den Büchern zu haben. Die aktuell geltenden Regeln der Bafin tragen laut Fintech-Rat dazu bei, dass die deutsche Finanzindustrie im Zuge der Digitalisierung international den Anschluss verlieren könnte.

„Es wäre in jedem Fall wünschenswert, mehr IT-Kompetenz in die Vorstände zu bringen", zitiert die „SZ“ Staatssekretär Jens Spahn von der Partei CDU, der als „Fintech-Beauftragter der Bundesregierung" den Vorsitz im Fintech-Rat hat. Innerhalb der Finanzaufsicht steht man der Idee, die Eignungsprüfung zu modernisieren, offenbar grundsätzlich offen gegenüber, wie das Branchenportal „Finanz-Szene.de” zuletzt aus dem Umfeld der Bafin vernommen hat.

Hohe Anforderungen an Bankvorstände

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Die Anforderung an Geschäftsleiter oder auch Aufsichtsräte einer Bank sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Diese Organe müssen der Bafin umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen im Bankgeschäft nachweisen.

Zunächst einmal sind im Bankenbereich zwei Geschäftsleiter gesetzlich vorgeschrieben. Sie müssen Krediterfahrung mit eigener Entscheidungskompetenz vorweisen. Das gilt auch, wenn das Geschäftsmodell der Bank praktisch kein Kreditgeschäft vorsieht, sondern nur die Vermögensverwaltung für Kunden. Auch die Eigenanlage der Bank in Form von Tagesgeldern bei anderen Banken zählt als Kreditgeschäft.

Grundsätzlich muss ein Geschäftsleiter einer Bank Erfahrungen in allen Gebieten des Bankgeschäfts haben: vom Einlagen- und Wertpapiergeschäft bis zur Gesamtbanksteuerung. Letztgenannte Kompetenz hat meist nur derjenige, der in einer anderen Bank mehrere Jahre in einer Position direkt unter dem Vorstand tätig war.

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