Konstantin Mettenheimer von Edmond de Rothschild „Erst der Kunde, dann der Mitarbeiter, dann der Aktionär“

Konstantin Mettenheimer leitet seit April 2013 das Deutschlandgeschäft von Edmond de Rothschild

Konstantin Mettenheimer leitet seit April 2013 das Deutschlandgeschäft von Edmond de Rothschild Foto: Anna Mutter

private banking magazin.de: 25 Jahre haben Sie für Freshfields, eine der großen internationalen Kanzleien, gearbeitet und standen jahrelang weltweit an der Spitze. Wie kommt man da auf die Idee, einen Finanzdienstleister zu führen?

Konstantin Mettenheimer:
Zunächst ist mir das Feld nicht völlig fremd. An der amerikanischen Wharton School habe ich Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Investment-Management studiert. Ursprünglich bin ich Jurist und außerdem Steuerberater.

Im Laufe meines Lebens habe ich festgestellt, dass ich auch ein Mann der Zahlen und der Wirtschaft bin. Früher haben mich Unternehmer auch schon oft gefragt, wie sie investieren sollen, weil mich das Feld seit meinem Studium interessiert hat. Ich brauchte also nur noch einen Auslöser, auch noch mal etwas mit Finanzen zu machen.

Der war?


Ich saß mitten in der Krise bei einer sehr erfolgreichen Unternehmerfamilie und sprach mit den Gesellschaftern über Eurokrise, Strukturen et cetera. Recht schnell wurde klar, dass die Familie nicht nur meinen juristischen Sachverstand wollte.

Sie wollten von mir vor allem wissen, wie sie ihr Geld investieren sollten. Da habe ich mir gedacht: Wenn die mich das als Anwalt schon fragen, dann kann ich auch zum Vermögensmanagement wechseln.

Ihren juristischen Hintergrund aufgeben mussten Sie ja auch nicht.


Juristischer Sachverstand in der Asset-Management-Industrie wird zunehmend wichtiger. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die größte Herausforderung der Branche der Umgang mit dem regulatorischen Druck ist.

Das hat Folgen für Prozesse, Organisationsformen und das Risikomanagement. Als Jurist fällt es mir leicht, diese Fragen aufzugreifen, zu verstehen und in Lösungen umzusetzen.

Es ist ebenfalls wichtig, dass die Regulierung auch Folgen für die Kunden hat – und das wird oft übersehen. Sie können nicht mehr sagen, dass sie das Thema nichts angeht.

Egal ob es sich um einen Ucits-Fonds oder einen Alternative Investment Fund, ein Family Office oder eine Vermögensverwaltung handelt, alles hat rechtliche und steuerrechtliche Relevanz. Nur ganz wenige Asset Manager und Bankhäuser sind in der Lage, ihren Kunden an dieser Stelle zu helfen.

Edmond de Rothschild fühlt sich also gut gerüstet für den Regulierungsdruck.


Für uns als Gruppe mit internationalen Standorten und umgerechnet 135 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist es betriebswirtschaftlich wichtig, dass wir groß genug sind, um den regulatorischen Druck auszuhalten.

Für kleinere Bankhäuser dürfte das eher schwierig sein. Heutzutage braucht man als Finanzinstitut eine gewisse Kampfgröße, um international mithalten zu können.

Glauben Sie, dass Spezialisten und Boutiquen im Zuge der Eurokrise aufgrund des Vertrauensverlustes gegenüber den großen Anbietern gewinnen konnten?


Vertrauen ist eines der Grundthemen der Branche. Das ist der Grund, warum heutzutage Vermögensverwalter, Multi Family Offices und ähnliche Anbieter vermehrt den Banken vorgeschaltet sind.

Die Krise zeigte, dass viele Banken heute nicht mehr genuin für den Kunden da sind, sondern für ihre Bilanz. Ich habe eine klare Devise: erst der Kunde, dann der Mitarbeiter, dann der Aktionär. Mit diesem Leitgedanken kommt man bei einer Unternehmung sehr weit, auch wenn der Weg ein wenig länger ist.

Kann man es sich leisten, Vertriebsziele dem Kundenvertrauen unterzuordnen?

Das muss man sogar. Unsere Kunden stehen bei uns an allererster Stelle. Aber glücklicherweise lassen sich die beiden kombinieren. Dass wir uns steigern wollen, dass wir mehr Kunden beraten, mehr Fonds verkaufen wollen, kann ja nicht schlecht sein.

Solange wir Gutes und Korrektes liefern, muss ich mich nicht für gesetzte Ziele genieren.

Mit den Absatzzielen um den Emerging-Markets-Star Thomas Gerhardt können Sie nicht zufrieden sein.


Das Interesse der Investoren an Emerging Markets Equities ist im Augenblick nicht so groß wie erwartet. Dafür hatten wir sehr gute Zuflüsse in den Emerging Market Bonds.

Thomas Gerhardt liegt mit seinen Fonds weit über der Benchmark und deutlich vor der Mehrheit unserer Wettbewerber. Wo sich der Markt gerade befindet, darauf haben wir natürlich nur sehr beschränkt Einfluss. Aber die Mittelzuflüsse in diesem Bereich haben in der allerjüngsten Zeit wieder zugenommen.

Konstantin Mettenheimer leitet seit April 2013 das Deutschlandgeschäft von Edmond de Rothschild. Seine Karriere begann der 59-Jährige 1987 bei der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Nach drei Jahren wurde der gebürtige Frankfurter Partner, 2000 dann geschäftsführender Partner für Deutschland, Österreich und Zentralosteuropa.

Von 2004 bis 2010 war er Weltchef – der bisher einzige Deutsche an der Spitze der Großkanzlei. Mettenheimer ist promovierter Jurist, hat einen MBA der renommierten Wharton Business School der US-Universität Pennsylvania und ist Steuerberater. In seiner Freizeit ist er passionierter Reiter und Opern-Liebhaber.

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