Schuldenbremse nicht im Fokus Professionelle Investoren fordern Rentenreform und Entbürokratisierung

Roger Peeters, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA

Roger Peeters, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA: „Der immense Zuspruch und die zahlreichen Kommentare signalisieren eindringlich, dass Finanzexperten den 23. Februar durchaus als eine Richtungswahl ansehen.“ Foto: DVFA

Wie blicken professionelle Investoren auf die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar? Diese Frage hat der Berufsverband der Investment Professionals (DVFA) seinen Mitgliedern gestellt. Auf die Frage, ob die Wirtschaft das zentrale Thema der Bundestagswahl sei, antworteten 52 Prozent der befragten Investment Professionals mit „Ja“, während 48 Prozent angaben, dass andere Themen im Vordergrund stehen. 

Entbürokratisierung wichtiges Anliegen 

Einig fällt der Blick dafür auf die wirtschaftliche Lage Deutschlands aus. Drei Viertel der Befragten sehen Deutschland in einer doppelten wirtschaftlichen Misere, bestehend aus tiefgreifenden strukturellen Problemen und einer schwachen Konjunktur.

 

Daher überrascht es wenig, dass für 31 Prozent die Entbürokratisierung das wichtigste Anliegen ist. Der „übergewichtige“ Sozialstaat (23 Prozent) sowie die hohen Energiekosten (22 Prozent) folgen dahinter. Die Teilnehmer konnten insgesamt drei Themen auswählen. 10 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich zudem für eine dynamischere Schuldenbremse, 11 Prozent für niedrigere Unternehmenssteuern aus.

Umbau des Rentensystems wichtigstes Kapitalmarktthema

Beim Blick auf den Kapitalmarkt spielen vor allem Altersvorsorge und Rente die größte Rolle. So fordern 32 Prozent der Befragten, dass das Rentensystem eine höhere Kapitaldeckung braucht. 29 Prozent möchten, dass die private Altersvorsorge erleichtert wird. Und 22 Prozent glauben, es braucht mehr finanzielle Bildung.

Ein wirtschaftlicher Befreiungsschlag wird von der Mehrheit der Teilnehmer an der DVFA-Monatsfrage nicht erwartet. 55 Prozent nehmen an, dass die Wahl nur geringe Auswirkungen auf die Märkte haben wird. 18 Prozent halten eine Prognose für nicht möglich, da das Wahlergebnis noch völlig offen sei.

„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass wirtschaftspolitische Themen für die befragten Investment Professionals von hoher Relevanz sind, aber nicht zwangsläufig im Mittelpunkt des Wahlkampfs stehen“, fasst Roger Peeters die Ergebnisse zusammen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzender der DVFA erklärt, dass Strukturreformen, insbesondere in den Bereichen Bürokratieabbau, Rentensystem und Energiekosten als dringender Relevanz sind.

Forderungen decken sich nur bedingt mit den wirtschaftsliberalen Parteien 

Interessanterweise decken sich die Forderungen der befragten Investoren nicht unbedingt mit den beiden Parteien, die traditionell mit den Kapitalmärkten in Verbindung gebracht werden: der Union aus CDU/CSU und der FDP. Denn weniger Bürokratie haben sich alle Parteien auf die Fahne geschrieben, ebenso günstigere Energiekosten.

 

Die SPD setzt sich für eine stärkere private Altersvorsorge ein und sicherere Renten. Dazu soll unter anderem die betriebliche Rente stärker gefördert werden. Auch sollen Selbstständige abgesichert werden. Ähnlich sieht es bei den Grünen und Linken aus. Die FDP und Union setzen hingegen auf eine Aktienrente beziehungsweise auf Anreize, privat vorzusorgen. 

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