Digitale Assets, nBA und Defi Drei Blockchain-Anwendungen für Vermögensverwalter

Nils Bulling, Digital- & Innovationchef bei Avaloq

Nils Bulling, Digital- & Innovationchef bei Avaloq: Der promovierte Computer-Wissenschaftler beleuchtet drei konkrete Blockchain-Anwendungsszenarien. Foto: Avaloq

Die Blockchain- oder auch Distributed-Ledger-Technologie ermöglicht es, neue, digitale Geschäfts- und Anlagemodelle zu schaffen. Im Zentrum stehen dabei digitale Tokens, die ganz unterschiedliche Arten von Vermögenswerten – traditionelle, alternative sowie komplett neue – oder auch Nutzungsrechte repräsentieren können. Die Blockchain-Technologie ist geeignet, die Digitalisierung zu fördern, Automatisierung voranzutreiben und Prozesse zu verschlanken. Dadurch kann sie in Finanzinstituten nachdrücklich zur Kostensenkung beitragen.

Auf Blockchain-Basis lassen sich Transaktionen effizienter durchführen und Kosten für das Lebenszyklusmanagement von Finanzprodukten senken. Im Idealfall liegen sowohl das Investitionsobjekt als auch das Zahlungsmittel in digitaler Form auf der Blockchain vor – und sind damit praktisch vor Manipulationen geschützt. Mithilfe von Smart Contracts werden so vollständig digitale Abläufe möglich, die unter anderem eine atomare „Lieferung-gegen-Zahlung“ (Delivery-versus-Payment) erlauben. Dies bringt enorme Vorteile, wie die Verringerung von Kontrahentenrisiken und Pfandrücklagen sowie eine Abwicklung nahe Echtzeit. Finanzinstitute können mit der Blockchain-Technologie Prozesse verbessern und vereinfachen – und gerade auch im Backoffice Effizienzen heben und Kosten senken.

Obwohl die Technologie generell Vorteile in Sachen Sicherheit, Robustheit sowie Transparenz und Nachverfolgbarkeit bringt, eignet sie sich nicht für jeden Anwendungsfall. Es ist wichtig, ihren Einsatz immer entlang der Anforderungen zu prüfen und zu plausibilisieren. Mitunter wird die Blockchain nämlich für Szenarien ins Spiel gebracht, in denen klassische Technologien, zentrale Ansätze und Datenbanken besser geeignet sind. In den folgenden drei Anwendungsbereichen gibt die Blockchain-Technologie allerdings tatsächlich eine Antwort auf bereits bestehende oder aufkommende Schwierigkeiten. Mit vielversprechenden Aussichten – für Finanzinstitute und ihre Kunden wie Investoren.

1. Investieren in digitale Assets und Kryptowährungen

Schwierigkeit: Für Investoren ist es wichtig, über ein breit diversifiziertes Portfolio zu verfügen, gerade in Zeiten von Niedrigzinsen und globaler Disruptionen an den Finanzmärkten. Zudem eröffnet die Digitalisierung von Assets erhebliche Chancen für neue Wege der Vermögensbildung für die breite Masse. Neben Kryptowährungen umfassen digitale Assets nämlich auch digitale Repräsentationen von alternativen Anlagen der Finanzwelt, die für viele Investoren bisher gar nicht zugänglich oder zumindest mit hohen Einstiegshürden verbunden waren.

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Dies erfordert allerdings Aufklärung über die Renditechancen und Risiken digitaler Assets, etwa bezüglich der Volatilität von Kryptowährungen und anderen alternativen Anlagen. Auch die Komplexität digitaler Assets stellt ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis dar. So gilt es nicht nur, die Natur und Eigenschaften der unterliegenden Assets zu vermitteln. Auch für die Kryptotechnologie selbst müssen Finanzinstitute erst ein grundlegendes Verständnis bei ihren Kunden schaffen, um Vertrauen herzustellen.

Der Schritt hin zu einem Investment in eine digitale Immobilie – prinzipiell mit denselben Chancen und Risken wie ein direktes Investment in diese Immobilie – mag prinzipiell noch relativ wenig Erklärungsbedarf erfordern. Deutlich anders sieht dies schon bei digitalen Investments in Kunstwerke (etwa in Form eines non-fungible Tokens, NFT) oder bei Intellectual Porperty aus. Fest steht, dass digitale Assets für tiefgreifende Veränderungen sorgen werden.

Lösung: Neue technologische Lösungen gestatten es Finanzinstituten, das Feld der digitalen Vermögenswerte mit geringem Aufwand zu erschließen. Das Gleiche gilt für ihre Kunden. Im Idealfall eröffnet ihnen ihr Finanzinstitut alle Anlageoptionen aus einer Hand, von der klassischen Geldanlage über Kryptowährungen bis hin zu anderen digitalen Anlagen. So lassen sich etwa auch Anteile an nichtregulierten Fonds in Gestalt digitaler Assets ausgeben. Technische Hürden und Sicherheitsbedenken reduzieren sich so auf ein Minimum – für das Finanzinstitut und seine Kunden.

Aussichten: Durch digitale Vermögenswerte können Finanzinstitute ihren Kunden neue Investitionsmöglichkeiten und Optionen zur Portfoliodiversifikation bieten. Gleichzeitig erhalten sie durch die Stückelungsoptionen, die digitale Assets eröffnen, die Möglichkeit, neue Kundensegmente zu erschließen. Es ist gut vorstellbar, dass die Branche am Anfang einer explosiven Zunahme von Finanzprodukten auf Basis digitaler Assets steht. Für Banken oder Vermögensverwalter wird es wichtig, ihren Kunden eine nahtlose Integration digitaler Assets anzubieten. Dies senkt die Eintrittsbarrieren für Investoren erheblich, egal ob es um Kryptowährungen oder andere digitale Assets geht.