Was sind Ihre Erfahrungen mit aktivem und passivem Investieren?
Sobbeck: In der Corona-Krise haben wir festgestellt, dass einige regelgebundene Ansätze gegenüber aktiv gesteuerten Mandaten deutliche Nachteile hatten. Dennoch haben passive Investments einen hohen Stellenwert bei uns. Ein zunehmend wichtiger Grund sind die Kosten der Kapitalanlage. Insgesamt bin ich aber davon überzeugt, dass es einen ausreichenden Stilmix geben sollte. Daher nutzt das Erzbistum bei einzelnen Anlageaufträgen gezielt die Expertise von aktiven Portfolio Managern, etwa bei Unternehmensanleihen und auch Aktien – und das mit sehr gutem Erfolg.
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Was sind Ihre Erfahrungen mit aktivem und passivem Investieren?
Sobbeck: In der Corona-Krise haben wir festgestellt, dass einige regelgebundene Ansätze gegenüber aktiv gesteuerten Mandaten deutliche Nachteile hatten. Dennoch haben passive Investments einen hohen Stellenwert bei uns. Ein zunehmend wichtiger Grund sind die Kosten der Kapitalanlage. Insgesamt bin ich aber davon überzeugt, dass es einen ausreichenden Stilmix geben sollte. Daher nutzt das Erzbistum bei einzelnen Anlageaufträgen gezielt die Expertise von aktiven Portfolio Managern, etwa bei Unternehmensanleihen und auch Aktien – und das mit sehr gutem Erfolg.
Sie hatten die rückläufigen Kirchensteuereinnahmen erwähnt. Was heißt das konkret für Ihr Bistum?
Sobbeck: Wir hatten für 2020 mit steigenden Einnahmen gerechnet, letztlich ergab sich ein Minus von 3 Prozent, was letztlich deutlich positiver war, als wir während des Jahres befürchtet hatten. Dennoch kommen wir am Sparen nicht vorbei. Wir stellen derzeit im Erzbistum Köln einen „Wirtschaftlichen Rahmenplan 2030“ mit Eckpunkten für die Anpassung des Budgets auf. Prognosen zufolge wird sich die Katholikenzahl im Erzbistum Köln in den nächsten 40 Jahren annähernd halbieren. Für uns ist es angesichts der dann schrumpfenden Kirchensteuereinnahmen eine enorme Herausforderung, das pastoral und gesellschaftlich Wünschenswerte mit dem finanziell Machbaren in Einklang zu bringen.
Die ethisch-nachhaltige Kapitalanlage ist Ihnen als Bistum sehr wichtig. Wie sieht Ihre Nachhaltigkeitsstrategie aus?
Sobbeck: Die Bistümer sind, was ethisch-nachhaltige Anlagekriterien angeht, schon lange in einer Vorreiterrolle. Christliche Wertvorstellungen fließen daher selbstverständlich in unsere Anlagepolitik mit ein. Dafür nehmen wir Einschränkungen, die im Zweifel auch Ertrag kosten können, bewusst in Kauf. Zum Beispiel schließen wir Investitionen in Lebensmittelrohstoffe und Beteiligungen an Hedgefonds aus. Viel getan hat sich zuletzt beim Thema Umwelt. Im Energiesektor verfolgen wir einen Best-in-Class-Ansatz und setzen auf die Unternehmen, die die nötige Transformation am besten voranbringen. Außerdem setzen wir auf anerkannte ESG-Ratings und greifen auf das Know-how von Dienstleistern wie des Research- und Beratungsunternehmens IMUG zurück. Das Erzbistum hat Ende 2020 übrigens ein Visionspapier zur Schöpfungsverantwortung veröffentlicht, mit dem Ziel, bis 2030 klimapositiv und nachhaltig schöpfungsfreundlich zu werden.
Sie arbeiten aber auch mit eigenen Modellen.
Sobbeck: Wir haben ein eigenes Nachhaltigkeitsmodell für Staaten entwickelt, das auf öffentlich zugänglichen Informationen und Indizes etablierter Institutionen beruht. Der sogenannte „Freedom House“-Index misst den Freiheitsgrad eines Landes, dazu kommen drei weitere Indizes mit den Schwerpunkten Umwelt, Korruption und Rüstung. Aufgrund dieses Ratings werden im Ergebnis rund 40 Prozent der Staaten ausgeschlossen. In chinesische Staatsanleihen investieren wir zum Beispiel nicht.
Stimmen Sie sich mit anderen Erzbistümern ab?
Sobbeck: Was die konkrete Asset Allocation angeht, sprechen wir uns nicht ab. Im Bereich der Governance und bezüglich der Kriterien für die ethisch-nachhaltige Kapitalanlage gibt es aber durchaus Abstimmungsprozesse. Dort existieren auch einige Initiativen zwischen Diözesen, um zu vergleichbaren Standards und Herangehensweisen zu kommen.
Wie groß ist Ihr Pool an Asset Managern und wie oft tauschen Sie diese aus?
Sobbeck: Bei der Vergabe von Anlageaufträgen setzen wir auf spezialisierte Asset Manager, die wir Rahmen eines Manager-Monitorings laufend überwachen. Eine Performance ist für uns erst dann aussagekräftig, wenn unterschiedliche Marktzyklen durchlaufen sind. Veränderungen nehmen wir nicht so häufig vor, schon seit einigen Jahren ist unser Managerportfolio, bestehend aus derzeit zwölf Asset Managern, stabil. Meine Erfahrung zeigt: 90 Prozent der Performance beruht auf einem gründlichen Anlageauftrag. Zusammen mit einer hohen Expertise der beauftragten Manager ermöglicht das die sehr stabile Entwicklung.