Häufige Anlegerfehler Nicht nur die Dividende zählt

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Führen wir das Beispiel des Musterunternehmens mit einem Unternehmen durch, welches genau 3,00 Euro verdient und 3,00 Euro Dividende zahlt, besitzt der Investor nach 3 Jahren eine Aktie mit dem Kurs von 100,00 Euro zuzüglich 9,00 Euro gezahlter Dividende (vor Steuern) und hätte tatsächlich eine Dividendenrendite von 3 Prozent erzielt.

Die Beispiele zeigen sehr schön auf, dass Dividendenrendite nicht gleich Dividendenrendite ist und man als Investor sehr genau analysieren muss. Wählt man die richtigen Unternehmen aus, sind Dividenden sehr wohl eine Art Zins. Auf eine Sicht von 5 Jahren und mehr sind die Aktienkursbewegungen solcher Unternehmen in der Regel bedeutungslos.

Damit die Dividende eine wirkliche Beteiligung am erwirtschafteten Ertrag des Unternehmens ist und damit regelmäßig wiederholbar ist, muss das Unternehmen die gezahlte Dividende bis zum nächsten Dividendentermin mindestens verdient haben. Verdient ein Unternehmen seinen gezahlten Dividenden nicht, ist es der Selbstmord auf Raten.

Leider gibt es immer wieder Vorstände börsennotierter Unternehmen, die glauben, dass der Kapitalmarkt doof ist und haben keinen Respekt für ihre Aktionäre. Nicht wenige von ihnen versuchen Aktionäre mit hohen Dividendenzahlungen anzulocken. Leider gibt es auch Portfoliomanager sowie Privatanleger, die sich davon anlocken lassen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ein namhafter deutscher Portfoliomanager vor mehr als 10 Jahren die Aktie eines großen deutschen Versorgungsunternehmen mit einem Kunstnamen im Portfolio hatte, welches zwar eine hohe Dividende zahlte, diese aber nicht verdiente. Die Folge war, dass der Aktienkurs über Jahre immer stärker im Kurs verlor. Irgendwann hat das Unternehmen dieses verstanden und aufgehört mehr auszuschütten als verdient wird. Seitdem hat sich der Aktienkurs stabilisiert, ist aber von den Höchstständen noch weit entfernt. Ist der Imageschaden erstmal angerichtet, dauert es lange, diesen zu beheben. Der Kapitalmarkt hat das Gedächtnis eines Elefanten und für den Fonds war es keine erfolgreiche Position. Am Ende hatten aber Unternehmen sowie Fondsmanager dazu gelernt. Der Vorteil einer Anleihe ist, dass diese normalerweise mit 100 Prozent gekauft und mit 100 Prozent verkauft wird und es in der Zwischenzeit (Laufzeit genannt) einen Zins gibt. Dividenden, die konsequent verdient werden, können entsprechend mit einem Zins verglichen werden. Das blendet nicht aus, dass Aktienkurse schwanken.

Was sind Dividendenaristokraten?

Wirkliche Dividendenaristokraten haben ihre Dividenden nicht nur seit mindestens 10 Jahren nicht gesenkt, sondern auch jedes Jahr verdient. Von solchen Unternehmen gibt es genügend. So hat zum Beispiel ein weltbekanntes Schweizer Gesundheitsunternehmen die Dividende in den vergangenen 20 Jahren nicht nur stetig erhöht, sondern auch verdient. Der Aktienkurs dieses Unternehmens hat in diesem Jahr zwar auch verloren, über die vergangenen 10 Jahre allerdings um 120 Prozent zugelegt. Dazu kommen die stetig gezahlten Dividenden. Bezogen auf den Aktienkurs vom 1. November 2010 beträgt die Dividendenrendite heute fast 7 Prozent. Das ist besser als eine Anleihe des gleichen Unternehmens.

Die FAS hatte in ihrem Artikel das perfekte Beispiel für die Aktie eines (Negativ-) Musterunternehmens gewählt, dass eben kein Dividendenaristokrat ist, da BP die gezahlte Dividende seit Jahren nicht verdient.

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Die Daten sind über www.marketscreener.com zu finden. Dort kann man sich als Nutzer registrieren und pro Tag die Daten einiger Unternehmen kostenlos nachlesen.

Der Tabelle ist zu entnehmen, dass BP für die Jahre 2017 bis 2019 die gezahlte Dividende nicht verdient hat (Vergleich von Dividende zu Gewinn pro Aktie). Also wurde die Dividende aus anderen Quellen bezahlt. Wenn man ganz genau sein möchte, muss man den freien verfügbaren Cash Flow (Free Cash Flow) aus dem Geschäftsjahr mit der gezahlten Dividende vergleichen. Der Free Cash Flow drückt den wirklichen geschäftlichen Erfolg aus und sollte deutlich größer als die gezahlte Dividende sein. Für den größten Teil der Privatanleger ist diese Kennzahl nicht verfügbar. Im Fall von BP gab es seit 2012 genau ein Jahr, in dem der Free Cash Flow höher war als die gezahlte Dividende.