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Disruption in der Investmentbranche „Einige Investmentmanager werden wohl umdenken müssen“

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Das meinen Sie also, wenn Sie sagen, man solle das Konzept der Eigentümerschaft neu interpretieren?

Kaul: Wir glauben, dass das Modell von Maecenas zu höherer Liquidität führt. Allerdings sind wir auch der Meinung, dass ein weiterer Entwicklungsschritt nötig ist, um aus diesen Innovationen effektive Handelsinstrumente zu machen. Das Instrument muss für den Investor einen echten Nutzen haben.

Unseres Erachtens legen die Menschen immer mehr Wert darauf, dass ihre Investments langlebig sind, an Wert gewinnen und Nutzen stiften. Sie sollen Kosten sparen helfen, direkte Geldflüsse ermöglichen, Spaß machen und ihnen das Gefühl geben, etwas Gutes für die Welt zu tun. Um alle diese Anforderungen zu erfüllen, sind allumfassende Portfolios nötig. Token und Smart Contracts, die durch Distributed Ledgers möglich werden, scheinen uns dafür ideal. Sie geben uns die Möglichkeit, Mechanismen zur Übertragung und Kontrolle einzelner Rechte einzubauen – ohne dass viele Menschen mitwirken müssen.

Das klingt großartig für Investoren. Aber welche Rolle werden Investmentmanager spielen, und wie wird sich ihr Angebot ändern müssen?

Kaul: Genau deshalb glaube ich, dass dies eine sehr spannende Zeit für Investmentmanager ist. Invesco setzt beispielsweise schon die richtigen Schritte. Viele der führenden Investmentmanager bieten seit einigen Jahren für ihre Portfolios auch alternative Investments an. So wurden Immobilien- und Infrastrukturanlagen sowie Experten für illiquide Assets aufgenommen. Meines Erachtens werden bald immer mehr große, gut diversifizierte Assetmanager die Grundbausteine und talentierten Mitarbeiter haben, um in diese neuen Assets zu investieren.

Sind Gesetzesvorgaben die größte Herausforderung?

Kaul: Ich glaube, Aufsichtsbehörden könnten den Einstieg in diese Märkte sogar erleichtern. Sie sind lange vor der Investmentbranche auf diesen Bereich aufmerksam geworden. Meiner Meinung nach dürfte die Security Exchange Commission (SEC = US-Börsenaufsichtsbehörde) in den nächsten 12 bis 18 Monaten entsprechende Vorschriften präsentieren. Und das ist ein gutes Zeichen für die weitere Verbreitung dieser Instrumente.

Die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach, dass diese Instrumente für unser Weltbild noch ungewohnt sind. Die meisten Investmentmanager bieten hauptsächlich traditionelle Aktien und Anleihen. Einige werden aber umdenken und mögliche neue Anlageinstrumente erwägen müssen – Instrumente, die vielleicht nicht zu ihrer aktuellen Infrastruktur, Rechnungslegungsmethode, Art der Kundenbetreuung und auch nicht zu ihren Middle- und Backoffice-Abläufen passen.

Wir haben weltweit interessante Gespräche über unseren Bericht geführt. Viele Unternehmen interessieren sich überhaupt nicht für diese neuen Instrumente, und andere sind begeistert und wollen sofort mit Versuchen beginnen. Deshalb glaube ich, dass das Potenzial dieser neuen Instrumente sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Wie wir in der Anfangszeit von ETFs gesehen haben, wird es auch dieses Mal viele überzeugte Befürworter und viele vehemente Gegner von Innovationen geben.

Können Investmentmanager, die sich überhaupt nicht dafür interessieren, langfristig überleben?

Kaul: Ich glaube, dass sie ihre Meinung ändern werden. Vielleicht hat ein Investmentmanager vor Jahren beschlossen, sich von ETFs fernzuhalten. Seit dort aber immer mehr investiert wird, kann ein diversifizierter Assetmanager ohne ETFs kaum mehr bestehen. Genauso könnten einige Investmentmanager von diesen neuen Assets Abstand nehmen. Dann müssen sie sich aber später vielleicht eingestehen, die Chance verpasst zu haben. Wenn sie dann nachziehen und ihre Organisationen neu aufstellen müssen, werden ihre Konkurrenten schon einen deutlichen Vorsprung haben.

Am Anfang sagten Sie, wir seien noch in der Phase der „Anzeichen einer Veränderung“. Wie lange wird es dauern, bis diese Instrumente zum Alltag gehören?

Kaul: Nun ja, als wir unseren Bericht verfassten, gingen wir davon aus, dass sie in acht bis zehn Jahren zum Alltag gehören könnten. Diese Schätzung ist vielleicht nicht mehr ganz angemessen! Ich glaube, dass einige Instrumente bereits in drei bis fünf Jahren auf breiter Basis gehandelt werden könnten. Es überrascht mich, wie groß das Interesse und die Akzeptanz einiger bedeutender Unternehmen sind. Sie durchforsten ihre Assetportfolios und überlegen, wie dieses neue Angebot das Anlageuniversum in neue Richtungen erweitern kann.

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