Benjamin Weisbarth von der Citigroup „Discount-Zertifikate sind bei Vermögensverwaltern die gefragteste Struktur“

Benjamin Weisbarth von der Citigroup Global Markets Europe

Benjamin Weisbarth von der Citigroup Global Markets Europe: Er spricht im Interview über Zertifikate und Vermögensverwalter. Foto: Citigroup

private banking magazin: Welche Bedeutung haben Zertifikate in der Vermögensverwaltung?

Benjamin Weisbarth: Der Einsatz strukturierter Wertpapiere hängt von der Ausrichtung der jeweiligen Vermögensverwaltung und deren Anlagerichtlinien ab. Berücksichtigt eine Vermögensverwaltung generell strukturierte Wertpapiere beim Portfolioaufbau? Möchte diese, für die Möglichkeit das Chance-Risiko-Verhältnis zu optimieren, zusätzlich ein Emittentenrisiko eingehen? Die Bandbreite der Produktlösungen ist breit: angefangen bei Discount-Zertifikaten – verbriefte Short-Puts – bis hin zu individuell ausgerichteten, systematischen und algorithmisierten Strategien. Der große Vorteil strukturierter Wertpapieren gegenüber eines Direktinvestments ist die Steuerung der individuellen Risikoneigung und die Ausnutzung der Komponenten innerhalb der Struktur. Mit der entsprechenden Produktausgestaltung kann eine Risikoneigung zielgenau umgesetzt werden. Diese Steuerung ermöglicht das Erzielen einer Rendite in jeder Marktlage und spielt so die Vorteile gegenüber des klassischen Aktieninvestments aus.

Hat die Bedeutung sich in den vergangenen Monaten geändert?

Weisbarth: Die Bedeutung hat zugenommen. Maßgeblich beigetragen haben hierzu der Anstieg der Volatilitäten sowie – ganz klar der – steile und überraschende Anstieg der Zinskurve – besonders am kurzen Ende. Aktuell sind zum Beispiel wieder Kapitalschutz-Lösungen mit überschaubarer Laufzeit möglich. Credit Spreads von Unternehmenstiteln und Banken haben sich so ausgeweitet, dass Bonitätsanleihen im Investment-Grade-Bereich wieder attraktiv sind und einen deutlichen Renditeaufschlag gegenüber der entsprechenden Unternehmensanleihe aufweisen können.

Welche Art von Zertifikaten sind in der Vermögensverwaltung besonders gefragt?

Weisbarth: Wenn eine Vermögensverwaltung sich für den Einsatz von strukturierten Wertpapieren entscheidet, dann ist die vom Umsatz her am häufigsten nachgefragte Struktur das Discount-Zertifikat. Der Grund für den Erfolg dieser Struktur ist der simple Auszahlungsmechanismus sowie die Breite und Vielfältigkeit an verfügbaren Produkten im Sekundärmarkt. Als zweitwichtigste Struktur hat sich das Bonus-Zertifikat in seinen unterschiedlichsten Ausgestaltungsmöglichkeiten etabliert. Hervorzuheben sind hier Reverse-Bonus-Strukturen, mit denen Vermögensverwalter auch bei negativen Marktphasen eine positive Rendite erwirtschaften können.

Die Volatilität an den (Aktien-) Börsen ist hoch in diesem Jahr. Können Strukturen mit derivativen Komponenten helfen, diese Schwankungen auszugleichen und wenn ja, wie?

Weisbarth: Definitiv. Man kann Volatilität als zusätzliche Asset-Klasse zur Erzielung einer Rendite nutzen. Dadurch, dass Optionsprämien mit einem Anstieg der Volatilität ebenfalls steigen, kann dies genutzt werden, um Put-Optionen mit tiefem Basispreis zu verkaufen und so eine Rendite zu erwirtschaften – verbrieft ist das über Discount-Zertifikate umsetzbar. Ein weiteres Beispiel sind die gestiegenen Volatilitätslevels Mitte des Jahres, als Themen wie Energiekrise, Inflation, politische Unsicherheiten durch die Italienwahl oder den Premierministerwechsel in Großbritannien dafür sorgten, dass die implizit-realisierte Volatilität des Euro-Stoxx-50-Index deutlich anstieg und Vermögensverwalter dies über eine deltaneutrale Carry-Startegie ausnutzen konnten.

Werden auch sogenannte Themenzertifikate in der Vermögensverwaltung von Kundenportfolios genutzt?

Weisbarth: Das ist definitiv so und erfreut sich immer größerer Beliebtheit, wobei neben den Themenzertifikaten auch immer mehr ETF-Anbieter diesen Bereich für sich entdeckt haben und hier immer stärker aktiv werden. Themen wie Clean Water, Infrastruktur, Food, IT-Security waren und sind immer noch sehr stark nachgefragt.


Über den Interviewten:
Benjamin Weisbarth ist Experte für strukturierte Anlagelösungen aus dem Segment Cross-Asset bei der Citigroup Global Markets Europe. Er arbeitet seit 2014 bei der Citigroup.

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