Heike Ahrens und Dirk Brockhaus im Interview „Infrastruktur-Aktien haben einen eingebauten Inflationsschutz“

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Wie sieht dieser Inflationsschutz konkret aus?

Ahrens: Listed Infrastructure hat in Zeiten, in denen die Inflation erhöht war – wie in den vergangenen Jahrzehnten – nachweislich besser abgeschnitten als der breite Aktienmarkt. Das liegt daran, dass Infrastrukturunternehmen, die eine Basisinfrastruktur betreiben, einen eingebauten Inflationsschutz haben. Sie können auf Basis einer natürlichen Monopolstellung die Preise gut erhöhen oder haben in ihren Verträgen zum Betrieb der Infrastruktur sogar einen Inflationsausgleich festgeschrieben.

Können die von Ihnen angesprochenen Vorteile die Prämien, die auf der illiquiden Seite anfallen, wettmachen?

Ahrens: Da es keine Illiquiditätsprämie gibt, ist es schon eine andere Art von Investment. Die Illiquiditätsprämie sollte man aber nur dann anstreben, wenn auch die Bewertungen auf dem Privatmarkt gerechtfertigt sind.

Brockhaus: Die Bewertungsunterschiede sind auch für uns sehr wichtig. Wir vergleichen oft die Preise von Immobilienfonds mit den Bewertungen von REITs und genauso bei Infrastrukturfonds im Verhältnis zu börsennotierter Infrastruktur. Würden beispielsweise die Aktien massiv korrigieren und gelistete Infrastrukturunternehmen würden günstiger bewertet werden als Infrastruktur am privaten Markt, dann würden wir unseren Listed-Anteil womöglich ausbauen und uns bei klassischen Immobilien- und Infrastrukturfonds zurückhalten. Ersetzt werden kann und soll die illiquide Variante aber nicht. Wir investieren gerne langfristig – selbstverständlich auch vor dem Hintergrund der Prämien, die dies mit sich bringt.

Ahrens: Listed Infrastructure ist ein Baustein, der zudem beispielsweise in den USA gerne für den Übergang genommen wird, falls in illiquider Infrastruktur eine Wartezeit besteht, also zum Beispiel noch keine geeigneten Investitionsobjekte vorhanden sind.

Wie sieht aktuell ihre Asset Allocation aus und wie soll sie mittelfristig aussehen, bezüglich Regionen, liquide und illiquide Assets?

Brockhaus: Anlagen in Anleihen werden im Direktbestand gehalten und machen rund 30 Prozent des Gesamtvermögens aus. Über externe Manager, die in einem Masterfonds gebündelt werden, achten wir auf eine sehr breite Diversifizierung einzelner Assetklassen. Der Bereich festverzinsliche Anlagen macht insgesamt rund 50 Prozent aus. Innerhalb der festverzinslichen Anlagen haben wir Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, hochverzinsliche Anleihen und Schwellenländer-Anleihen. Der Bereich Alternatives macht über 40 Prozent aus.  Davon sind Immobilienfonds mit rund 20 Prozent der größte Teil, Infrastrukturfonds liegen bei rund 10 Prozent, außerdem investieren wir noch in Private Equity, Private Debt und Absolute-Return-Fonds. Ein weiterer Ausbau in den Bereichen Infrastruktur, Private Equity und Private Debt ist wahrscheinlich. Im Immobilienbereich ist unsere Zielgröße erreicht.

Was denken Sie über die These, dass illiquide Assets mittlerweile eigentlich die liquiden Assets sind, da der Markt so stark angewachsen ist?

Brockhaus: Das sehe ich nicht so. Illiquide Assets sind anders zu betrachten als liquide Instrumente. Richtig ist aber natürlich, dass illiquide Assets bei vielen Investoren einen größeren Raum einnehmen und teils auch in Konkurrenz zu liquiden Assets stehen. Das eine ist aber mitnichten ein Ersatz für das andere.

Ahrens: Dies kann ich nur bestätigen, zumal auf dem illiquiden Markt oft größtenteils aufgrund einer potenziellen Illiquiditätsprämie investiert wird. Interessant ist eher, dass der illiquide Markt gerade auf den liquiden drängt. Das starke Wachstum des illiquiden Marktes kommt eher dem liquiden zugute, weil dort eine Menge Dry Powder sitzt und das Kapital investiert werden muss. Das passiert dann oft über Privatisierung oder Teilkäufe von liquiden Assets. Gelistete Infrastrukturunternehmen haben so die Möglichkeit, Vermögenswerte, die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören mit einem Aufschlag von derzeit 20 bis 30 Prozent über dem Marktwert zu verkaufen. Dadurch können sie ihre Bilanzen stärken und ihr Kerngeschäft vereinfachen, was eine höhere Bewertung ermöglicht. Anleger, die sich für eine Anlage in börsennotierte Infrastrukturtitel entscheiden, sichern sich den Zugang zu dieser Anlageklasse, zahlen jedoch aktuell gut 20 Prozent weniger als auf dem privaten Markt.

Was muss ein Asset Manager wie Nordea mitbringen, um für Sie zu arbeiten?

Brockhaus: Das sind die klassischen Kriterien bei der Fondsauswahl. Neben quantitativen Kriterien wie Track Record, Performance- und Risikokennzahlen, Marktverhalten spielen auch qualitative Aspekte wie Managererfahrung, Teamstabilität, Attraktivität der Anlagestrategie und des Investmentprozesses, Reporting und Kundenbetreuung eine wichtige Rolle. Wir schauen uns auch die einzelnen Positionen im Portfolio genauer an. In diesem Fall fanden wir interessant, dass der Manager des Fonds sowohl im Segment klassischer Infrastrukturfonds als auch im Bereich Listed Infrastructure tätig ist und somit Erkenntnisse aus beiden Bereichen berücksichtigen kann. Häufig ist eine Kombination aus Infrastrukturkenntnissen und Erfahrungen hinsichtlich Markt- und Preiszyklen sehr vorteilhaft.