Heike Ahrens und Dirk Brockhaus im Interview „Infrastruktur-Aktien haben einen eingebauten Inflationsschutz“

Heike Ahrens und Dirk Brockhaus

Heike Ahrens und Dirk Brockhaus: Im Interview sprechen die Nordea-Vertriebsdirektorin und der stellvertretende Leiter Portfoliomanagement bei der Pensionskasse Degussa über ihre Zusammenarbeit. Foto: Nordea Asset Management / Pensionskasse Degussa

private banking magazin: Herr Brockhaus, was ist für Sie spannend an sogenannter Listed Infrastructure, also Aktien von Infrastruktur-Unternehmen, und wie möchten Sie das Thema konkret bespielen?

Dirk Brockhaus: Wir haben in unserer Asset Allocation innerhalb der alternativen Anlagen klassische illiquide Immobilien- und Infrastrukturfonds. Diese ergänzen wir bewusst um liquide Fonds im Bereich Listed Real Estate (REITs), also Aktien von Immobilienunternehmen, und Listed Infrastructure. Aktien von Infrastruktur-Unternehmen haben den Vorteil – genauso wie REITs –, dass man auf Marktbewegungen deutlich schneller reagieren kann, und die Assetklasse Infrastruktur relativ einfach abzubilden ist. Außerdem sind wir dadurch näher am Markt und erkennen Marktbewegungen anhand der Aktienkurse frühzeitiger als bei den illiquiden Fonds, wo die Bewertungsschwankungen relativ träge sind. Es kann auch Bewertungsunterschiede zwischen gelisteten Infrastrukturunternehmen zu den Private-Markets-Bewertungen geben.

Wie sind die Bereiche derzeit bewertet?

Derzeit sind die Bewertungen bei einzelnen Infrastrukturunternehmen und auch REITs teilweise günstiger als am klassischen Infrastruktur- beziehungsweise Immobilienmarkt. Die Korrektur hat auch mit dem Zinsanstieg zu tun. Das ist für uns ein Warnsignal, sodass wir zunächst die attraktiver werdenden Renditen bei festverzinslichen Anlagen mitnehmen und uns mit Neuanlagen im Immobilienbereich etwas zurückhalten.

In welchem Verhältnis mischen Sie Listed Infrastructure ihrem Portfolio bei?

Brockhaus: Für uns ist Listed Infrastructure ein Sonderthema innerhalb der internationalen Aktien. Das ist für uns zwar keine eigene Assetklasse, aber dort ein wesentliches Element, das einen festen Platz hat.

Wie sieht konkret ihre Zusammenarbeit mit Frau Ahrens und Nordea aus?

Brockhaus: Die Zusammenarbeit bei der Auswahl eines geeigneten Fonds im Bereich Listed Infrastructure war während der Prüfungsphase natürlich besonders umfangreich. Danach geht es eher um regelmäßige Updates zum Fonds. Wir führen in der Regel quartalsmäßig ein direktes Gespräch mit dem Fondsmanager, bei dem über die Entwicklung und Positionierung des Fonds und natürlich auch über aktuelle Marktentwicklungen gesprochen wird.

Frau Ahrens, warum Listed Infrastructure?

Heike Ahrens: Für mich gibt es drei Argumente, die derzeit für Listed Infrastructure sprechen. Erstens haben wir seit längerem den Trend hin zu illiquider Infrastruktur, was dort Dry Powder, also Geld, das bei Anlegern eingesammelt, aber noch nicht investiert ist, und Preise erhöht hat. Listed Infrastructure ist derzeit rund 30 Prozent günstiger als illiquide Infrastruktur. Listed Infrastructure ist also schneller und im Zweifelsfall günstiger umzusetzen. Zweitens ist es der Bereich Nachhaltigkeit. Themen wie die Energiewende werden dazu führen, dass die Investitionen in die entsprechende Infrastruktur weiter steigen müssen und die entsprechenden Branchen davon profitieren werden. Das dritte Argument ist der Inflationsschutz, den diese Assetklasse innerhalb der Kapitalanlage mitbringt.