Direktbeteiligungen Die große Lust auf Family Equity

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Dieser Fokus verwundert nicht, schließlich sind die geldgebenden Unternehmerfamilien bestens dafür geeignet, ihre Erfahrung aus Jahrzehnten des Unternehmertums zu teilen. „Unsere Investoren haben ausnahmslos einen unternehmerischen Hintergrund und können bei Bedarf Erfahrungen und Netzwerke einbringen“, sagt QVM-Geschäftsführer Antunes. In einigen herausfordernden Situationen habe sich das bereits als nützlich herausgestellt.

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Das Einbringen sollte aber tunlichst organisiert ablaufen. Thorsten Gohlke sieht sein Unternehmen GFEP dafür als Sprachrohr: „Es ist unsere Aufgabe, die Balance der Engagierten und Nicht-Engagierten zu halten, sowie die im Gesellschafterkreis abgestimmten langfristigen Ziele im Tagesgeschäft umzusetzen und für die Geschäftsführung ein stabiler Ansprechpartner zu sein.“

Damit eine Identifikation mit der investierten Firma entstehen kann und die Mitteilhaber ihre Erfahrung und ihr Netzwerk einbringen können, versammeln Gohlke und seine Partner diese sowie die Geschäftsführung der Zielfirma meist zweimal im Jahr an deren Firmensitz. So werden auch die wesentlichsten Entscheidungen im Gesellschafterkreis getroffen. Wichtig für die Daseinsberechtigung der Boutiquen ist aber das Finden der richtigen Investments. „Generell gibt es sehr viele attraktive Unternehmen. Wir sehen mehr Transaktionen, als unser Team abschließen kann“, sagt Amereller. Daher sei es wichtig, sich auf die besonders vielversprechenden zu fokussieren.

Entscheidend für Patrick Maurenbrecher von Kontora sind ein funktionierendes Netzwerk, das eine hohe Qualität der potenziellen Deals sicherstellt, sowie die Fähigkeit, gute Investments zügig identifizieren zu können. Für Arcus-Geschäftsführer Eishold steht auch das Netzwerk im Vordergrund – vor allem, um vor dem Rest des Marktes ins Kaufgespräch einsteigen zu können.

Ein weiterer wesentlicher Punkt für die Daseinsberechtigung ist dann das Management der übernommenen Unternehmen. Die meisten Befragten halten sich dabei dezent zurück: „Wir gehen selbst nicht in die Geschäftsführung, sondern begleiten das Zielunternehmen aus einem Beirat heraus“, sagt QVM-Geschäftsführer Antunes. Auch Eishold will nicht operativ führen: „Wir suchen nach Unternehmen mit erfahrenem Management, welches sich idealerweise an der Firma beteiligt. Auch in Nachfolgesituationen bevorzugen wir Lösungen, in welchen das bestehende Management dem Unternehmen für eine definierte Übergangszeit erhalten bleibt. Wir selbst verstehen uns nur als aktive Sparringspartner.“

Anders sieht das Investkapital-Geschäftsführer Mitsch. Seiner Erfahrung nach ist das Management der Zielfirmen der wesentliche Erfolgsfaktor, um diese zu entwickeln und so die gewünschte Rendite sicherzustellen: „Aus diesem Grund gehen wir aktuell auch nur wenige Investments ein und engagieren uns überdurchschnittlich.“

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Hat man ein potenzielles Unternehmen gefunden, gilt es, den Kreis der Investoren und gegebenenfalls das angedachte Fremdkapital zu organisieren. In der Regel befragen die Boutiquen ihr Netzwerk, wer mitmachen möchte. Der Investorenkreis besteht bei den meisten Befragten letztlich aus fünf bis zehn Investoren. Weil man als Anleger von der Regulatorik ab 200.000 Euro investiertem Kapital anders erfasst wird, ist das die Mindestanlagesumme. „Sinnvoll sind Beteiligungen ab 500.000 Euro. Das Durchschnittsticket liegt bei uns zwischen dieser Summe und 1,5 Millionen Euro“, erklärt Mitsch.

Bei den anderen Boutiquen sieht das Bild ähnlich aus. Nur nicht bei der gewählten Rechtsstruktur. Bei Silver Investment Partners kommt etwa eine vermögensverwaltende, von der Gewerbesteuer befreite Kommanditgesellschaft (KG) zum Einsatz. Kein klassischer Club Deal also, sondern quasi eine Deal-by-Deal-Fonds-KG. „Bei uns sieht die Rechtsstruktur oft so aus, dass wir die Privatinvestoren als Kommanditisten in eine GmbH & Co. KG einbinden, welche wiederum Mehrheitseigner der Holding-Gesellschaft ist“, erklärt Arcus-Geschäftsführer Eishold. Alles kann, nichts muss, fasst Patrick Maurenbrecher diesen Aspekt der organisierten Direktbeteiligungen zusammen. Bis auf eines natürlich: Die Lust auf Family Equity muss befriedigt werden.

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