Direktbeteiligungen Die große Lust auf Family Equity

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Eine, die über 100 Single Family Offices (SFOs) befragt hat, ist Nadine Kammerlander, Professorin am Institut für Familienunternehmen an der WHU Vallendar. Demzufolge investiert jedes zweite in Direktbeteiligungen. Bei der Umfrage stellte sich heraus, dass es zwei Lager gibt: Die einen SFOs investieren in Start-ups (28 Prozent), die anderen in etablierte Unternehmen (49 Prozent). Dabei gibt es kaum Überlappungen – ein Ergebnis, das Kammerlander überrascht hat.

Und warum Direktbeteiligungen und nicht Private-Equity-Fonds? „Der Hauptunterschied zwischen Private-Equity-Fonds und Direktbeteiligungen ist, dass Erstere den Portfolio-Gedanken umsetzen, den man bei einem Einzel-Investment nicht hat“, sagt Patrick Maurenbrecher vom Multi Family Office Kontora. „Für uns bedeutet das, dass wir bei einer Direktbeteiligung eine höhere Rendite erwarten müssen als bei einem Fonds.“ Meist würden Mandanten zunächst in ihrer Vermögensallokation ein Portfolio von mehreren Private-Equity-Fonds über die Jahre aufbauen, bevor man dieses um Einzel-Investments ergänze. Direkt und als alleiniger Investor gehen selbst viele Single Family Offices den Weg in die Direktbeteiligungen nicht.

Einen weiteren Punkt nennt Victor Antunes von der QVM Privatkapital in Hamburg: „Mit unseren Beteiligungen haben wir keinen Exit-Druck, der in einer typischen Fondsstruktur meist vorherrscht. Das schätzen viele Unternehmer.“ Wieder ein Pluspunkt beim Verkäufer, um den Deal-Zuschlag zu bekommen.

Die Rendite-Erwartungen der für diesen Artikel befragten Investmentboutiquen liegen bei allen klar im zweistelligen Prozentbereich. Einige halten sogar einen internen Rechnungszins (IRR) von 20 Prozent für realistisch. Gleichzeitig kann sich auch der M&A-Markt nicht den Folgen der lockeren Geldpolitik entziehen: Auf der Suche nach Rendite flutet viel Geld den Markt und lässt die Bewertungskennzahl, die sogenannte Multiples, steigen. Während vor allem die Mega-, Large- und Mid-Cap-Transaktionen davon betroffen sind, fällt die Teuerungsrate für kleinere Unternehmen vergleichsweise moderat aus. Dort setzen viele der Investmentboutiquen an: Man bewege sich unterhalb der Unternehmensgrößen, die noch für Small-Cap-Fonds infrage kommen.

Die meisten suchen Unternehmen, die einen Gewinn (Ebit, Ebitda) von einer Million bis 5 Millionen Euro erzielen. Typischerweise hätten die Firmen einen Umsatz zwischen 5 und 100 Millionen Euro. Einig sind sich viele der hiesigen Boutiquen auch bei der Ziel-Region: „Erstinvestitionen müssen im deutschsprachigen Raum liegen, aber für Zukäufe investieren wir auch außerhalb“, erklärt Silver-Investment-Geschäftsführer Amereller. Ansonsten unterscheiden sich die Boutiquen allesamt ein wenig in ihrer Herangehensweise. Jürgen Mitsch von der Investkapital Beteiligungsberatung beispielsweise schließt Unternehmen mit einer über dem Branchenschnitt liegen-den Ebitda-Marge aus. Analysen hätten gezeigt, dass es unwahrscheinlich sei, eine solche Position dauerhaft zu halten.

„Wir wollen ruhig schlafen und sind keine Hasardeure“, betont der Geschäftsführer der Münchner Beratungsboutique. Stefan Eishold von Arcus Capital verzichtet dagegen auf einige Sektoren: „Wir investieren zwar breit gestreut, jedoch nicht in Immobilien, Geschäftsmodelle mit hoher Projektabhängigkeit oder Branchen wie die Pharma-Industrie, wo wir nicht die Produkte verstehen.“ Einig sind sich die meisten, dass sie die Zielunternehmen entwickeln wollen, es also um Wachstum geht. Restrukturierungen, Sanierungen, Projektfinanzierung oder Start-up-Finanzierung macht kaum einer der Befragten.