Digitale Infrastruktur Wie Algorithmen den Beratungsprozess verändern

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Analoges Modell unter Druck

Dieses zu einem großen Teil noch analoge Modell, das lange auskömmlich funktionierte, steht jedoch nicht erst seit gestern zunehmend unter Druck. Sinkende Margen, strengere Regulierung und die wachsende Konkurrenz durch Robo Advisor haben viele Anbieter umdenken und nach Gesamtlösungen suchen lassen, die ebenso effizient und kostengünstig wie umfassend und transparent sind.

Zugleich drängen B2B-Dienstleister wie Elinvar oder Wealthpilot auf den Markt, die solche Angebote entwickeln und implementieren. Für den Endkunden treten sie kaum in Erscheinung, da sie den Vermögensberatern ermöglichen, das Frontend mit ihren eigenen Logos und Corporate Designs zu versehen.

Tendenzen der Digitalisierung

Aber auch viele der genannten Softwareschmieden verhandeln nach eigenem Bekunden mittlerweile mit verschiedenen Häusern, um aktualisierte Versionen ihres Angebots mit deren Plattformen zu vernetzen. Dabei lassen sich, auch wenn sich die verschiedenen Ansätze vom Entwicklungsstand her unterscheiden, doch Tendenzen ausmachen, wie weit die Branche in Sachen Digitalisierung insgesamt gekommen ist. Was das sichtbarste Element, die sogenannten Dashboards angeht, lautet die Antwort: sehr weit.

Diese Übersichten im Stil eines Cockpits, in denen alle zum Vermögen verfügbaren Informationen zusammengefasst und grafisch aufbereitet sind, sorgen regelmäßig für die eingangs erwähnten leuchtenden Augen. Und dies nicht bloß beim Berater, sondern auch beim Kunden. Denn diesem den Zugang zu gewähren, bietet sich an, sobald das System seine Vermögensdaten erfasst hat. Zusätzlich kann der Endkunde weitere Vermögenswerte hinzufügen und selbst entscheiden, ob er diese seinem Berater zur Einsicht öffnet.

Fortschreitende Vernetzung

Diese neue Form der Vermögensübersicht mit ihrer Fülle aus Diagrammen, Charts und Rankings ermöglicht dem Kunden einen fast spielerischen Zugang zu seiner Kapitalanlage und Finanzplanung. Nicht zu unterschätzen ist zudem das Gefühl stärkerer Kontrolle über das Geschehen, die überall dort ausgeübt werden kann, wo es Internet und ein wie auch immer geartetes Endgerät gibt. Als Blickfänger und Aushängeschild der Digitalisierung sind die Dashboards damit die beste Werbung für das, was dahinter geschieht: die fortschreitende Vernetzung.

Sie ist beim Auftakt einer Kundenbeziehung, dem Onboarding, ebenfalls schon weit fortgeschritten. So bietet etwa Elinvar neben der Kundenidentifikation per Video-Ident-Verfahren oder dem papierlosen Abschluss des Vertrags auch eine digitale Geeignetheitsprüfung nach Mifid II an. Bei Wealthpilot soll dies ab Anfang 2018, und damit pünktlich zum Inkrafttreten der EU-Richtlinie, ebenfalls möglich sein. Massive Zeitersparnis bietet auch der Fortschritt beim Einpflegen der Daten verschiedener Konten und Depots des Kunden.

Nahmen diese Schritte zuvor oft Tage in Anspruch, dauert dies digital höchstens Minuten. Statt mühsam einzeln händisch erfasst zu werden, ziehen und aktualisieren die Systeme alle nötigen Informationen automatisch über Schnittstellen der Banken, sogenannte Application Protocol Interfaces, kurz APIs, die mittlerweile 95 Prozent aller deutschen Institute besitzen. So werden Unterlagen in Papierform überflüssig, womit die gesamte erste Phase der Aufnahme eines Neukunden komplett digital ablaufen kann.