Dieter Lehmann von der Volkswagenstiftung „10 Millionen Euro müssten es sein“

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Was macht die Volkswagenstiftung im Niedrigzinsumfeld, um überhaupt noch Rendite mit Anleihen zu erwirtschaften?

Mit mündelsicheren Anlagen mit einem AAA-Rating ist sicherlich nichts mehr zu holen. Wir haben vor einigen Jahren reagiert, dass wir das Mindestrating abgesenkt haben. Vorher lag es bei BBB-, als allen Anleihen mit Investment Grade Rating, jetzt dürfen wir bis BB- investieren. Allerdings mit der Einschränkung, dass die gehandelten Volumen nicht größer als 5 Millionen Euro je Emittent werden. Dem höheren Ausfallrisiko begegnen wir somit über eine noch größere Risikostreuung.

Da sind Sie mit der Größe ihrer Stiftung aber auch in einer komfortablen Situation. Kleinere Stiftungen können vielleicht gar nicht so breit streuen.

Das mag vielleicht für Immobilien und alternativen Investments gelten, aber bei Aktien und Anleihen sehe ich da keine großen Unterschiede zwischen größeren und kleineren Stiftungsvermögen. Für kleinere Stiftungen und Stiftungsgründungen sehe ich eher ein anderes Problem. Es fehlt an Beratung, was sinnvoll ist und was nicht, wie hoch unvermeidbare Fixkosten einer Stiftung sind et cetera. Ganz zu schweigen von der Herausforderung, ein Stiftungskapital real zu erhalten.

Wenn kleinere Stiftungen im Niedrigzinsumfeld schon an der Erwirtschaftung der Fixkosten scheitern, ab wann ist dann realer Kapitalerhalt möglich?

In der aktuellen Situation müsste eine Stiftung schon über 10 bis 15 Millionen Euro Kapital verfügen. Darunter haben sie große Schwierigkeiten. Deshalb hat die Politik auch aus guten Gründen die gesetzlichen Regelungen für die Kapitalanlage von Stiftungen bewusst unscharf gelassen.

Wie sehen Sie denn die Qualität der Stiftungsberatung, gerade von Seiten der Banken?

Es ist sicherlich besser geworden, aber noch nicht ausreichend. Das will ich den Banken und Stiftungsberatern aber auch nicht verdenken. Es gibt in Deutschland zwar zig Tausend Stiftungen, aber nur eine Handvoll wirklich großer Stiftungen. Von letzteren können Sie auch noch einige hinsichtlich eines Beratungsgeschäftes vergessen, weil es Unternehmensstiftungen sind, deren Kapital größtenteils in den Unternehmensanteilen gebunden ist. Da die Banken das Geschäft mit Stiftungen auch betriebswirtschaftlich sehen müssen, lohnt es sich gegebenenfalls nicht einen Beraterstab und Expertise aufzubauen. Deswegen dürfte der Stiftungssektor viele Jahre stiefmütterlich behandelt worden sein. Diese Situation hat sich glücklicherweise in den vergangenen Jahren etwas geändert. Das Interesse der Banken am Stiftungssektor ist sicherlich gestiegen – und damit auch die Expertise.

Veranstaltungshinweis:

Seminar: Stiftungen erfolgreich in der Vermögensanlage beraten

Termin Düsseldorf (Modul 2): 5. März 2015, 9 bis 17 Uhr (Teilnahme an Modul 1 erforderlich)

Preis: 835 Euro (Normalpreis), 30 Prozent Rabatt für Newsletter- und/oder Print-Abonnenten vom private banking magazin sowie Teilnehmern der private banking kongressen

Referenten: Dr. Stefan Fritz, Leiter des Stiftungsmanagement der Hypovereinsbank/Unicredit Bank; Dieter Lehmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der Volkswagenstiftung; Jörg Plesse, Erb- und Stiftungsmanager im Private Banking der Norddeutschen Landesbank; Jörg Seifart, Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen

Credits (das Veranstaltungsmodul sind beim FPSB Deutschland registriert): 6,0 CPD-Credits (Modul 2)

Zur Anmeldung geht es hier.

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