Dieter Lehmann im Gespräch „In Deutschland herrscht ein eigentümliches Risikoverständnis“

Verantwortet die Vermögensanlage der Volkswagenstiftung: Dieter Lehmann

Verantwortet die Vermögensanlage der Volkswagenstiftung: Dieter Lehmann Foto: Markus Kirchgessner

Herr Lehmann, die Volkswagenstiftung ist keine klassische Unternehmensstiftung. In welcher Beziehung steht Ihre Stiftung zum Volkswagen-Konzern?

Dieter Lehmann: Die Verbindung zum Konzern liegt in der Gründungsgeschichte: Nach dem Krieg war die Rechtsnachfolge des Volkswagenwerks unklar. Letztlich wurden die Bundesrepublik und das Land Niedersachsen als Rechtsnachfolger festgelegt, die dann das Werk privatisiert und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt haben. Mit dem Erlös wurde 1961 die Stiftung gegründet. Daraus resultieren noch zwei Verbindungen zu Volkswagen: Uns fließen die Dividenden aus den mit der Gründungshistorie zusammenhängenden VW-Aktien des Landes Niedersachsen zu und in unserem Kuratorium sitzt noch ein Vorstandsmitglied von Volkswagen.

Sie verwalten ein Stiftungskapital von 3,5 Milliarden Euro. Welche Ziele verfolgen Sie in der Kapitalanlage?

Lehmann: Unser Ziel ist erstens die Erwirtschaftung von Fördermitteln – und zwar über ordentliche Erträge, also vor allem Zinsen, Dividenden und Mieten. Zweitens ist der Vermögenserhalt zu gewährleisten, bei uns real, also nach Inflation. Drittens müssen die Kosten des laufenden Geschäftsbetriebs gedeckt werden, also etwa für Gehälter oder Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Strategie ist dabei sehr langfristig ausgerichtet, denn Stiftungen sind „auf Ewigkeit“ errichtet. Ein konkretes Renditeziel haben wir nicht, die Volkswagenstiftung hat aber 2005 freiwillig eine Zielhöhe für die „Allgemeine Förderung“, also ex VW-Dividenden, von 50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr festgelegt. Unter Berücksichtigung der Inflation sind das aktuell 65 bis 78 Millionen Euro.

Welche Rendite konnten Sie so in den letzten Jahren erzielen?

Lehmann: Zwischen 1990 und 2019 haben wir eine Performance von gut 6 Prozent im Jahr erzielt. 2019 waren es 17,5 Prozent, das war das zweitbeste Ergebnis in 30 Jahren. Das Erfreuliche dabei ist: Je höher die Rendite, desto mehr Geld kann in die Förderung von Wissenschaft und Wissenschaftlern fließen.

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Wie sieht derzeit Ihre Aufteilung nach Anlageklassen aus?

Lehmann: Derzeit halten wir rund 41 Prozent in Aktien, 46 Prozent in Renten, 12 Prozent in Immobilien und ein Prozent in Private Equity. Wir verfolgen die Idee der Portfolio-Theorie nach Harry Markowitz: Je mehr Diversifikation, desto höher die Wahrscheinlichkeit für ein positives Gesamtergebnis. Dabei nehmen wird auch hin, dass es positive und negative Teilergebnisse gibt, und halten das auch aus. Außerdem haben wir einen Core-Satellite-Ansatz mit Euro-Anlagen als Kern sowie Fremdwährungsanlagen als Satelliten.