Diesmal ist etwas anders Die Größe stellt alle bisherigen Finanzmarktblasen in den Schatten

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Das Volumen des globalen Anleihemarktes betrug 2018 nach Berechnungen der BIZ 102,8 Billionen US-Dollar. Ungefähr 85 Prozent, rund 87,4 Billionen US-Dollar, hiervon entfallen auf Rentenpapiere aus den entwickelten Ländern Europas, Asiens und Nordeuropa. Hier sind negative Realzinsen für Schuldner guter Bonität der Normalfall. Für Unternehmensanleihen schlechter Bonität werden zwar noch positive Real-Zinsen fällig, diese reflektieren aber in der Regel bei Weitem nicht mehr den Risikogehalt der Anleihe. Insofern kann man mit Fug und Recht die gesamten Anleihenmärkte der entwickelten Welt als eine einzige gewaltige Riesenblase mit einem Volumen von fast 80 Billionen Euro ansehen. Dies ist eine Größenordnung, die vergangene Finanzmarktblasen weit in den Schatten stellt.

In der Blase? Umlaufrendite für deutsche Staatsanleihen (inverse Darstellung)

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 Quelle: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank

Wenn also die aktuelle Rentenmarktsituation eine Blase ist, so kann man sie aufgrund der Dimensionen getrost als „Superblase der Superblasen“ bezeichnen. Doch haben wir wirklich eine Blase?

Minuszinsen als „neue Normalität“

Unter den vielen aktuellen Presseberichten und Analystenkommentaren über Finanzmärkte ist derzeit kaum ein Bericht zu finden, der die aktuelle Situation am Anleihemarkt eindeutig als Blase bezeichnet. Unter den Texten, die erscheinen, kommen erstaunlich viele zu dem eindeutigen Schluss: Bei den Minuszinsen am Rentenmarkt handelt es sich um eine neue Normalität. Dementsprechend haben wir keine Blase.

Und falls doch mal jemand Blasenzeichen feststellt, wird dies gleich wieder kleingeredet. Ein schönes Beispiel für solch einen Zickzackkurs lieferte vor einigen Wochen der renommierte Bloomberg-Kolumnist John Authers. In einem Kommentar vom 13. August stellte er fest, dass sich der Anleihemarkt in einer Blase befindet. Nur zehn Tage später schob er einen Artikel nach, der betitelt war mit: „Vielleicht ist es am Ende doch keine Renten-Blase“.