Greenwashing vermeiden Diese Faktoren bestimmen Impact Investing

Masja Zandbergen von Robeceo

Masja Zandbergen von Robeceo: 12 Prozent der Assets haben sie und ihr Team nach Impact-Investing-Kriterien investiert. Foto: Robeco

Mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO begann der Aufstieg des Impact Investing bei Aktien und Unternehmensanleihen. Ich halte dies nach wie vor für eine gute Sache. Allerdings gibt es in Bezug auf Impact Investing bestimmte Aspekte, die bei Anlagen in börsennotierte Wertpapiere weniger klar sind.

Was mich umtreibt, ist die Aussicht, dass echtes Impact Investing durch diejenigen entwertet wird, die lediglich aus Gründen der Imagepflege behaupten, sich hier zu engagieren. Oder durch diejenigen, die das Konzept schlicht missverstehen. Und dazu zähle ich potenziell auch unser eigenes Unternehmen. Wir müssen daher wachsam bleiben und uns dieser Problematik bewusst sein.

Stellen wir uns daher drei zentrale Fragen:

  1. Stellen wir zusätzliches Kapital für die nachhaltige Entwicklung bereit?
  2. Wie kann man bei Investitionen in Großunternehmen den positiven Nettobeitrag bestimmen?
  3. Und nicht zuletzt: Wie messen wir den Effekt?

Impact Investing unterscheidet sich von Sustainable Investing

Impact Investing ist definiert als Anlage in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der Absicht, neben dem finanziellen Ertrag einen gesellschaftlichen und ökologischen Effekt zu erzielen. Es handelt sich um eine immer beliebtere Methode, Ziele zu verfolgen wie die SDGs. Diese sollen Korrekturen bewirken wie Armut zu beseitigen (SDGs 1 und 2) und gesellschaftliche Ungleichheiten zu verringern (SDGs 5 und 10), und zwar mithilfe von Anlagekapital statt Wohltätigkeit.

Dies unterscheidet den Ansatz vom Sustainable Investing, das mittels der Faktoren Environment, Soziales und Governance (ESG) mit der Unternehmenstätigkeit verbundene negative Folgen minimieren soll. Beispielsweise, indem Gesellschaften mit schlechter Umweltbilanz oder Korruptionsvorfällen ausgeschlossen werden – was jedoch in der Praxis nicht zwangsläufig mit einem positiven Effekt verbunden sein muss. So wird die Identifikation von Unternehmen, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten die höchsten ESG-Wertungen aufweisen, nicht direkt zur Förderung des Bildungs- oder Gesundheitswesens in Afrika beitragen. Anders kann beispielsweise ein Tabakunternehmen (welches wir ausschließen) über einen sehr hohen ESG-Score verfügen, es trägt jedoch eindeutig negativ zum SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) bei.

Dem Global Impact Investing Network (GIIN), das zunächst traditionellen Impact-Investoren vorbehalten war, treten mittlerweile immer mehr traditionelle Asset Manager als Mitglieder bei. Das GIIN stellt eine wichtige Ressource dar, unter anderem für die Definition der relevantesten Merkmale von Impact Investing oder durch den Zugang zu einer Datenbank mit Impact-Maßen.

Bereitstellung zusätzlichen Kapitals

Als Aktien- und Anleihen-Investoren stellen wir Unternehmen meistens kein zusätzliches Kapital bereit. Hier liegt der Unterschied zu traditionellem Impact Investing, wo Kapital direkt solchen Projekten zufließt, die einen eindeutigen Effekt haben – in Bereichen wie Wasser, erneuerbare Energien, Mikrofinanz und Landwirtschaft in Entwicklungsländern.

Natürlich kann bei börsennotierten Wertpapieren das Bereitstellen von Kapital einen Effekt auf die Kapitalbeschaffungskosten eines Unternehmens haben oder den Stakeholdern signalisieren, dass das Unternehmen sein Verhalten ändern sollte. Es gibt jedoch nur wenige empirische Belege dafür, dass dies sonderlich effektiv ist.

Allerdings ist zu beobachten, dass der letztgenannte Ansatz wichtiger wird, da bestimmte Geschäftstätigkeiten für Investoren immer weniger akzeptabel sind (Tabak, kontroverse Waffen, Kohle). Gleichzeitig sind bestimmte Branchen für Anleger interessanter geworden, beispielsweise Bereiche wie Energieeffizienz und Elektroautos. Dies ist ein klares Signal an die Unternehmen in den jeweiligen Segmenten. Verbunden mit dem Unternehmensdialog lässt sich durch die Kapitalanlage in börsennotierte Wertpapiere etwas bewirken.

Es gibt allerdings auch einen zweiten Weg, zusätzliches Kapital bereitzustellen – durch Analysen entlang der folgenden Fragen:  In welchem Ausmaß erstellen Unternehmen Produkte und Dienstleistungen, die einen eindeutigen Beitrag zu einigen der Nachhaltigkeitszielen leisten? In welchem Umfang entwickeln sie neue Geschäftsmodelle und weiten ihre Geschäftstätigkeit auf bislang zu wenig abgedeckte Märkte, Länder oder Regionen aus?

Beispiele finden sich in innovativen Unternehmen, die ihren Umweltfußabdruck durch Recycling verringern, und Pharmafirmen, die Preismodelle auf Basis der Wirksamkeit der Produkte entwickeln, günstigeren Zugang zu Gesundheitsdiensten durch Digitalisierung ermöglichen oder Medizin in bislang nicht ausreichend abgedeckten Märkten bereitstellen. Solche Unternehmen können gegenüber dem Status quo einen positiven Effekt bewirken. Durch entsprechende Investments erhalten diese Firmen Aktionäre als Partner, die ihre Mission und langfristige Strategie unterstützen. Dies hilft den Gesellschaften, ihre Ziele sowohl in finanzieller Hinsicht als auch im Hinblick auf die angestrebten positiven Auswirkungen zu erreichen.