2023 feierte das klassische 60/40-Portfolio aus Aktien und Anleihen mit den besten Renditen seit 2019 ein Comeback. Dennoch favorisieren Profi-Investoren laut einer aktuellen Umfrage der Fondsgesellschaft Natixis Investment Managers für 2024 mehrheitlich ein 60/20/20-Portfolio – also eine Aufteilung von 60 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen und 20 Prozent Alternative Investments.
Den Löwenanteil der Alternativen Anlagen machen demnach Private Assets aus: Private Equity (29 Prozent), Immobilien (23 Prozent), Private Debt (17 Prozent) und Infrastruktur (14 Prozent) kommen auf einen Anteil von 83 Prozent.
Private Equity bleibt Anlegerliebling
Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse bleiben ein Eckpfeiler in den Portfolios institutioneller Investoren. 83 Prozent wollen ihre Private-Equity-Allokation halten (44 Prozent) oder sogar ausbauen (39 Prozent). Das Vertrauen speist sich auch aus der langfristig hohen Überrendite gegenüber klassischen Aktieninvestments. Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) sehen weiterhin einen signifikanten Performancevorsprung von Private Equity.
„Der Erfolg hängt von der Auswahl der Manager ab, zumal die durchschnittlichen Private-Equity-Renditen im Vergleich zu anderen Anlageklassen sehr attraktiv sind und die Renditen zwischen dem oberen und dem unteren Quartil stärker schwanken“, erklärt Nitin Gupta, Managing Partner bei Flexstone, Teil von Natixis IM.
Als vielversprechendste Private-Equity-Strategien für 2024 gelten nachhaltige Investments (35 Prozent) und Engagements am Zweitmarkt (32 Prozent). Gleichzeitig sieht eine Mehrheit der Investoren die hohe Nachfrage durchaus kritisch: Immerhin 59 Prozent konstatieren, die gestiegene Popularität der Asset-Klasse erschwere das Auffinden renditeträchtiger Anlagemöglichkeiten.
Zinsanstieg beflügelt Nachfrage nach privaten Krediten
Zu den Profiteuren der Zinswende zählen private Kreditfonds. Während Geschäftsbanken bei der Unternehmensfinanzierung vorsichtiger agieren, springen spezialisierte Finanzinvestoren in die Bresche. Zwei Drittel der befragten Anleger rechnen 2024 mit steigenden Emissionen privater Kredite. Bis 2028 soll das Marktvolumen von Private Debt laut Prognosen auf 2,8 Billionen Dollar anwachsen – fast eine Verdopplung gegenüber 2022.
„Diese Einschätzung spiegelt unsere Erfahrung als direkter Kreditgeber wider“, sagt Nicole Downer, Managing Partner bei MV Credit. „Private Debt bleibt attraktiv für Investoren, die weiterhin gute Renditen erzielen. Auf der anderen Seite begrüßen Kreditnehmer und Private-Equity-Firmen das Wachstum der Anlageklasse als verlässliche Finanzierungsquelle.“
Ein Paradebeispiel ist der Markt für Gewerbeimmobilien. Allein in den USA stehen Refinanzierungen im Volumen von 900 Milliarden Dollar an. „Weil traditionelle Kreditgeber weniger aktiv sind, entstehen signifikante Chancen für private Anbieter, die Finanzierungslücke zu schließen“, sagt Sara Cassidy, Managing Director bei der Immobiliengesellschaft AEW.
KI schürt Technik-Euphorie bei Investoren
Die rasanten Fortschritte bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz elektrisieren nicht nur die Industrie und Techwelt, sondern auch die Finanzbranche. 66 Prozent der befragten Anleger sehen im Rennen um die Vorherrschaft bei KI eine Neuauflage des Wettlaufs um die Vormachtstellung im Weltall. Ebenso viele Investoren erwarten, dass die Innovationen im KI-Bereich das Wachstum im Technologiesektor zusätzlich befeuern werden. Folgerichtig identifizieren die Anleger die Informationstechnologie als aussichtsreichste Branche für Übernahmen durch Finanzinvestoren.
Eine Herausforderung könnte allerdings die sinkende Zahl geeigneter Übernahmekandidaten darstellen: Laut Studie ging das Transaktionsvolumen am US-Tech-Markt 2023 gegenüber dem Vorjahr von 266 auf nur noch 133 Milliarden Dollar zurück. Als Alternative bieten sich laut Umfrage Tech-nahe Segmente wie Rechenzentren, Mobilfunknetze oder Stromnetze an.
52 Prozent der Studienteilnehmer sehen die größten Chancen für „nicht-traditionelle“ Immobilieninvestments bei Rechenzentren, deren Kapazitäten angesichts der wachsenden Rechenleistung für KI-Anwendungen stark gefragt sind. Auch Infrastrukturprojekte (37 Prozent) – etwa die Digitalisierung von Stromnetzen, der Aufbau von 5G-Netzen oder die Ladeinfrastruktur für Elektroautos – stehen hoch im Kurs. Auf Augenhöhe liegt der Gesundheitssektor (37 Prozent), der von einer alternden Gesellschaft und dem medizinisch-technischen Fortschritt profitiert.
Klimawandel treibt Nachfrage nach grünen Sachwerten
Umweltverträgliche Geldanlagen gewinnen auch jenseits der klassischen Aktienmärkte an Bedeutung. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der befragten Profi-Anleger sieht in nachhaltigen Projekten sogar die größte Chance für Investments in privaten Märkten. Institutionelle Investoren schätzen dabei besonders die Möglichkeit, direkt Einfluss auf die Verwendung der Mittel zu nehmen.
Der Boom nachhaltiger Anlagen wird unterfüttert durch die stark gestiegene staatliche Förderung für Klimaschutzprojekte – von 526 Milliarden Dollar in 2018 auf 1,7 Billionen Dollar im vergangenen Jahr. Investments in erneuerbare Energien, energieeffiziente Gebäude oder die Kreislaufwirtschaft versprechen attraktive Renditen und tragen gleichzeitig zu den Nachhaltigkeitszielen bei.
96 Prozent der Institutionen wollen ihre nachhaltigen Investments halten (40 Prozent) oder erhöhen (56 Prozent). Die Mittelflüsse konzentrieren sich dabei auf Private Equity (41 Prozent) und Infrastruktur (39 Prozent), mit etwas Abstand gefolgt von Immobilien und privaten Krediten.
Privatanleger entdecken Sachwerte für sich
Nicht nur bei professionellen Anlegern, auch bei Privatinvestoren werden nicht-börsennotierte Assets immer beliebter. Weltweit bekunden 34 Prozent der Privatanleger Interesse, in Private Markets zu investieren. Damit rangieren Private Assets auf der Wunschliste der Anleger auf Platz vier, direkt hinter Finanzplanung, Rentenplanung und nachhaltigen Investments.
Laut der Umfrage plant über die Hälfte der Fondsselektoren großer Vermögensverwalter, das Produktangebot im Private-Assets-Bereich auszubauen, um der steigenden Kundennachfrage gerecht zu werden. 61 Prozent sehen in privaten Sachwerten eine willkommene Möglichkeit, für mehr Diversifikation in den Kundendepots zu sorgen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) halten den langen Anlagehorizont bei der Altersvorsorge für gut vereinbar mit den überdurchschnittlichen Laufzeiten von Private-Market-Engagements.
Am stärksten nachgefragt sind demnach Dachfondslösungen (42 Prozent), mit denen sich die Kunden bereits mit relativ geringen Summen an den Renditechancen nicht-börsennotierter Anlagen beteiligen können. Aber auch Infrastrukturfonds (40 Prozent), Wachstumsfinanzierungen (39 Prozent), Risikokapitalanlagen (38 Prozent) und Co-Investments (37 Prozent) stehen bei privaten Anlegern hoch im Kurs.
Ungeachtet der Zinswende und wachsender Konjunkturrisiken sind institutionelle Investoren optimistisch, dass Private Assets auch 2024 attraktive Renditen abwerfen können. Abseits von Anleihen (69 Prozent) sind Private Equity (60 Prozent) und Private Debt (64 Prozent) die einzigen Anlageklassen, für die eine Mehrheit positiv gestimmt ist.