Bilanz-Check Die zentralen Weichenstellungen von Hauck & Aufhäuser

Gösta Jamin (l.) und Stefanie Hehn

Gösta Jamin (l.) und Stefanie Hehn: Sie lehren an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein. Foto: Gösta Jamin / Stefanie Hehn

Die Hauck & Aufhäuser Gruppe, die sich mit 99,91 Prozent im Besitz des strategischen Investors Bridge Fortune Investment S.à.r.l. befindet, weist in ihrem Konzernbericht 2020 ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 45,7 Millionen Euro (2019: 27,9 Millionen Euro) aus. Damit konnte die Bank in einem anspruchsvollen Geschäftsumfeld ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern.

Insbesondere die Ertragsseite von Hauck & Aufhäuser ist vorzeigbar, im Unterschied zu vielen anderen Banken, deren Geschäftsjahr 2020 überwiegend durch eine geringe und sogar rückläufige Profitabilität, stagnierende Provisionsüberschüsse und tendenziell steigende Cost-Income-Ratios geprägt war. Die zum chinesischen Misch-Konzern Fosun gehörende Hauck & Aufhäuser Gruppe hingegen punktete sowohl im Zins- als auch im Provisionsgeschäft.

Damit trotzte sie den Schwierigkeiten wie erhöhten Volatilitäten an den Aktienmärkten, den zahlreichen, pandemiebedingten Eingriffen und dem nach wie vor harten Wettbewerb. Gleichzeitig tätigte die Bank zukunftsweisende Investitionen in ihren Kerngeschäftsfeldern Asset Servicing, Private Banking, Financial Markets und Investment Banking.

Konkret übertraf Hauck & Aufhäuser auf der Ertragsseite vor allem beim Zinsüberschuss die eigenen Erwartungen und erzielte mit 32,5 Millionen Euro 2020 eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 33,2 Prozent. Dies ist im Kontext des geldpolitischen Umfeldes, das sich im Zuge der Pandemie durch die zweimalige Senkung der Funds Target Range der Fed von 1,5 bis 1,75 Prozent auf 0 bis 0,25 Prozent im ersten Quartal 2020 sogar weiter zugespitzt hat, umso herausragender.

Den sensationellen Anstieg im kapitalmarktabhängigen Geschäft verdankt Hauck & Aufhäuser den Negativzinsen, wodurch die Zinserträge Forderungen in Höhe von 12,2 Millionen Euro enthalten und zudem die Zinsaufwendungen negative Zinsen aus Verbindlichkeiten in Höhe von 26,7 Millionen Euro aufweisen.

Entscheidend ist weiterhin, dass der Konzern im Berichtsjahr auch bei den Provisionsüberschüssen eine Steigerung von 17,7 Prozent auf 165,8 Millionen Euro verzeichnete. Positiv herauszustellen ist auch, dass für Hauck & Aufhäuser mit einem soliden und nachhaltigen Verhältnis von Provisions- zu Zinsüberschuss von circa 5:1 der Provisionsüberschuss der Haupttreiber der operativen Erträge darstellt.

Das rentable Geschäft mit Financial und Real Assets im Kerngeschäftsfeld Asset Servicing, Erfolge im Geschäftsfeld Financial Markets und die starke Fokussierung auf das Investmentbanking tragen dabei wesentlich zur hohen Bedeutung der Provisionen bei. So gelang es der Gruppe erneut, sich vom Trend stagnierender oder gar rückläufiger Erträge abzukoppeln, anders als bei vielen Wettbewerbern.

Somit stellt sich die operative Ertragslage insgesamt positiv dar, auch wenn das sonstige betriebliche Ergebnis durch mehrere Sondereffekte wie der Weiterbelastung von konzerninternen Aufwendungen, Auflösung von Rückstellungen, Erträgen aus Devisengeschäften und Erträgen aus der Jahres-Umsatzsteuerberechnung beeinflusst wurde. Dennoch – betrachtet man das Ergebnis vor Steuern aus der normalen Geschäftstätigkeit – ist dieses mit 56,4 Millionen Euro per Saldo gegenüber 28,6 Millionen Euro aus 2019 im Branchenvergleich noch immer sehr respektabel.

Auf der Aufwandsseite fällt auf, dass die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent auf 161,6 Millionen Euro gestiegen sind. Nach eigenen Aussagen des Bankhauses ist dies vor allem auf gestiegene Personal- und Sachkosten zur Umsetzung regulatorischer Anforderungen, den Ausbau der Mitarbeiter und vor allem zur Finanzierung von Digitalisierungsprojekten zurückzuführen.

Die Finanz- und Vermögenslage ergibt ein achtbares Bild. Auf Konzernebene konnte man 2020 eine Eigenkapitalrendite (nach Steuern) von 16,0 Prozent erzielen, was gegenüber dem Vorjahr eine signifikante Erhöhung um 48,1 Prozent darstellt. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich gegenüber 2019. Sie ist aber mit 73,2 Prozent im Branchenvergleich „nur“ gutes Mittelfeld und damit ausbaufähig.

Sämtliche aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllt die Bank im Berichtsjahr spielend: Während die Kernkapitalquote des Konzerns per 31.12.2020 19,3 Prozent (17,7 Prozent in 2019) beträgt, beläuft sich die Total Capital Ratio der Bank auf 19,43 Prozent (Vorjahr 17,82 Prozent) und die entsprechende Leverage Ratio auf 6,0 Prozent versus 3,8 Prozent im Vorjahr. Hauck & Aufhäuser gelang es 2020 somit, diese Kennzahlen weiter auszubauen.

Des Weiteren verfügt das Bankhaus per Ende 2020 über bilanzielles Eigenkapital in Höhe von 332,4 Millionen Euro, was ebenfalls einer deutlichen Steigerung von 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht; dies ist auf die Zuführung von Gewinnrücklagen aus thesaurierten Vorjahresgewinnen in Höhe von 17,2 Millionen Euro zurückzuführen.