“Die US-Regierung ist die größte Gefahr für meinen Lebensstil” 1.000 US-Amerikaner gaben 2014 ihre Staatsbürgerschaft auf

Unterm Strich kletterte die Anzahl der im Ausland lebenden Amerikaner, die den US-Pass abgegeben haben, in den ersten drei Monaten 2014 auf 1001 - verglichen mit 679 im selben Zeitraum 2013. Das geht aus Daten des Federal Register hervor, einer Art Amtsblatt der USA. Im Gesamtjahr 2013 hatte sich die Anzahl gegenüber 2012 bereits auf 3000 verdreifacht, belegen zudem Daten der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS).

Hinter der Entscheidung von Brynner, der mit dem Film “Die glorreichen Sieben” bekannt wurde, stand eine Auseinandersetzung des Schauspielers mit der IRS.

Strengere Regeln zur Offenlegung von Vermögen, die im Juli in Kraft treten, sind es nun, welche die schätzungsweise mehr als 6 Millionen im Ausland lebenden Amerikaner dazu veranlassen, die Aufgabe ihres Passes zu erwägen.

Die Attraktivität der US-Staatsbürgerschaft wird nicht zuletzt dadurch geschmälert, dass sich 106 Schweizer Banken darauf vorbereiten, Konto-Daten amerikanischer Kunden zu übermitteln - um selbst einer Strafverfolgung wegen möglicher Hilfe bei der Steuerhinterziehung zu entgehen.

“Ich fühle mich gefangen im Kampf zwischen der Regierung und den Banken”, sagte John Annen, ein 46-jähriger Amerikaner, der seit mehr als einem Jahrzehnt in der Schweiz wohnt, in einem Gespräch mit Bloomberg News. “Die US-Regierung ist die größte Gefahr für meinen Lebensstil”.

Auch wenn ihn seine Staatsbürgerschaft zu einem nicht willkommenen Kunden bei Schweizer Banken mache, hat Annen nach eigenen Worten noch nicht erwogen, seinen Pass abzugeben.

Doch damit ist er wohl eine Ausnahme. Mehr als zwei Drittel von 400 im Ausland lebenden Amerikaner, die im November von der Zürcher Devere Group befragt wurden, erklärten, sie würden über eine Aufgabe ihrer Staatsbürgerschaft nachdenken.

Die USA sind das einzige Land in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), das seine Bürger immer besteuert - egal wo sie wohnen. Zuletzt hatten die USA ihre Bemühungen im Kampf gegen mögliche Steuerhinterziehung im Ausland verstärkt, nachdem von der UBS im Jahr 2009 bereits Strafzahlungen von 780 Millionen Dollar geleistet und die Daten zu 4700 Konten übermittelt wurden.

Schweizer Banken haben festgestellt, dass tausende ihrer Kunden eine doppelte Staatsbürgerschaft haben - und sie deshalb freiwillige Auskünfte erteilen können, erklärte US-Steueranwalt Matthew Ledvina von der Anaford in Zürich. Kunden seien von Banken informiert worden, dass sie ein großes Steuer-Problem haben würden. Laut Ledvina wird die Zahl der Menschen, die ihre Staatsbürgerschaft aufgeben, wahrscheinlich steigen, während die Banken die US-Steuerregeln durchsetzen.

Die USA haben einigen Schweizer Banken - die sich darum bemühen, dass wegen der Handhabung von nicht-deklarierten US- Geldern nicht gegen sie ermittelt wird - eine zweimonatige Fristverlängerung bis Ende Juni eingeräumt, um Kontodaten zu übermitteln. Teilnehmer des Programms müssen auch erklären, wie sie Amerikanern bei der Verheimlichung von Vermögenswerten geholfen haben. Zudem sind Strafzahlungen vorgesehen.

Einige Finanzdienstleister lehnen bestimmte amerikanische Kunden aus Risiko- oder Kostengründen ab, sagte eine Sprecherin der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Basel. Sie vertritt mehr als 300 Banken.

UBS und Credit Suisse Group AG, die beiden größten Banken in der Schweiz, hatten erklärt, sie würden Amerikanern Giro- und Sparkonten anbieten. UBS offeriert zudem Hypotheken, aber keine Konten für Wertpapier-Transaktionen.

Zwar hätten die meisten Banken irgendeine Art von Angebot für Amerikaner, aber “man wird dort nicht wirklich mit offenen Armen empfangen”, sagte Martin Naville von der Schweizerisch- Amerikanischen Handelskammer in Zürich. “Es ist wirklich so einfach, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.”

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