Bilanz-Check Die Stabilitätsanker der Quirin Privatbank im Corona-Jahr

Gösta Jamin (l.) und Stefanie Hehn

Gösta Jamin (l.) und Stefanie Hehn: Sie lehren an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein. Foto: Gösta Jamin / Stefanie Hehn

Nach dem sensationellen Ergebnis im Geschäftsjahr 2019 konnte die Quirin Privatbank AG das von einer Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten gekennzeichnete Pandemie-Ausnahmejahr 2020 mit einem respektablen Ergebnis abschließen. Der Jahresüberschuss als zentrale Erfolgskenngröße sank von 5,9 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 4,3 Millionen Euro im Jahr 2020. Als Ausweis fundamentaler Stärke ist ein weiterer Nettomittelzufluss von 280 Millionen Euro zu sehen.

Die Hauptversammlung soll einer Dividende in Höhe von 4 Cent je Aktie (im Vorjahr 7 Cent) zustimmen, was einer Dividendenrendite von 2,44 Prozent entspricht. Weiterhin konnte die Bank ihre Eigenkapitalbasis mit weiteren Gewinnrücklagen in Höhe von 2,6 Millionen Euro stärken. Die Eigenkapitalrendite von 7,8 Prozent ist im Branchenvergleich im Unterschied zu den 13,8 Prozent des Vorjahres im Branchenvergleich nun nicht mehr herausragend, aber immer noch auskömmlich. Die aufsichtsrechtlichen Kenngrößen fallen unverändert hervorragend aus. So liegt die Gesamtkapitalquote bei 24 Prozent (im Vorjahr 22,6 Prozent) und die Liquiditätsdeckungsquote bei 2,66 Prozent im (im Vorjahr 2,47 Prozent).

Turbulenzen auf der Ertragsseite

Trotz eines Zuwachses des verwalteten Kundenvermögens um 12 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro sank der Provisionsüberschuss deutlich von 53,3 Millionen Euro 2019 auf 40,8 Millionen Euro 2020. Hier kommen zweierlei Effekte zum Tragen: Einerseits gab es im Laufe des Jahres 2020 erhebliche Kurseinbrüche, die unterjährig die Basis für die Kalkulation der Provisionserlöse reduziert haben – wenn auch die Kursverluste gen Jahresende wieder aufgeholt werden konnten. Andererseits erzielte die Tochter Quirion prozentual einen größeren Zuwachs an Kunden und verwaltetem Vermögen, sodass wir aufgrund der unterschiedlichen Preismodelle von Mutter und Tochter von durchschnittlich geringeren prozentualen Provisionserlösen ausgehen. Die Provisionserlöse im Kapitalmarktgeschäft fallen typischerweise noch volatiler aus als im Privatkundengeschäft.

Der Zinsüberschuss ist insofern bemerkenswert, als er mit -0,4 Millionen Euro negativ ausfällt. Wegen des speziellen Geschäftsmodells von Quirin – Konzentration auf Wertpapiergeschäft und Kapitalmarktdienstleistungen – spielt er allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Bemerkenswert ist, dass Quirin für Kundeneinlagen konsequent Verwahrentgelte einfordert und auf diese Weise das Volumen der Kundeneinlagen – bei anderen Instituten stellt die Liquiditätsschwemme bei den Kunden ein Problem dar – von 439 Millionen Euro im Vorjahr auf 391 Millionen Euro reduzierte.

Der Verwaltungsaufwand sank von 46,5 Millionen Euro 2019 deutlich um 8,4 Prozent auf 42,6 Millionen Euro 2020. Sehr stark schlug hier der Rückgang der Personalkosten von 27,5 Millionen Euro 2019 auf 24,9 Millionen Euro 2020 zu Buche. Im Geschäftsbericht schreibt das Management von „ergebnisbedingt gesunkenen Personalkosten“, was auf das Reduzieren von Boni hindeutet, zumal die durchschnittliche Anzahl von Mitarbeitern sogar von 229 im Jahr 2019 auf 233 im Jahr 2020 minimal angestiegen ist.