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Inflation belastet Wachstumsaktien Die Sektorrotation geht vorerst weiter

Chartanalyse in einer turbulenten Marktphase

Chartanalyse in einer turbulenten Marktphase: Als Reaktion auf die hohe Inflation signalisiert die US-Notenbank einen schnelleren Kurswechsel. Foto: Imago Images / YAY Images

Nadège Dufossé, Candriam

Die pandemiebedingten Angebotsstörungen haben zu einem globalen und historisch beispiellosen Angebotsschock bei Energie und Gütern geführt – der globale Inflationsanstieg ist nicht von Dienstleistungen getrieben. Aufwärtsrisiken beim Preisdruck bestehen weiterhin durch Arbeitskräftemangel und eine auf Konsumgüter ausgerichtete Nachfrage. Geopolitische Spannungen tragen zu der extremen Unvorhersehbarkeit, Unbeständigkeit und Volatilität im laufenden Pandemiezyklus bei.

In den USA machen die Wohnkosten 40 Prozent des Warenkorbs für die Berechnung des Verbraucherpreisindex aus; angesichts des Anstiegs der Hauspreise um 20 Prozent im vergangenen Jahr dürften die US-Mieten weiterhin unter Aufwärtsdruck stehen. Darüber hinaus entwickeln sich die Löhne und Arbeitskosten sehr dynamisch nach oben, da die sehr niedrige Arbeitslosenquote von 4 Prozent das Risiko eines weiteren Inflationsanstiegs aufgrund von Zweitrundeneffekten erhöht, also der Preiserhöhungen, die als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen entstehen.

Fed vor Straffung der Geldpolitik

Fed-Chef Jerome Powell scheint mit Blick auf die Konjunkturaussichten zuversichtlich und damit willens zu sein, die Geldpolitik zu straffen. Die Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2021 bestätigten Powells Zuversicht, da das US-BIP trotz der Ausbreitung der Omikron-Variante bis Ende 2021 mit 6,9 Prozent schneller als erwartet wuchs. Die Verbraucherpreis-Inflation hat unlängst den höchsten Stand seit 1982 erreicht. Auch die BIP-Wachstumsrate von 5,7 Prozent für das Gesamtjahr 2021 liegt auf dem höchsten Stand seit 1984.

Für die Fed besteht daher das Risiko darin, zu lasch und langsam zu reagieren. Da der wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Kontext für eine Straffung spricht, dürfte die Fed bald Zinserhöhungen vornehmen. Natürlich werden die anstehenden Konjunkturdaten von entscheidender Bedeutung sein, da bereits kleinste wirtschaftliche Überraschungen in Verbindung mit höheren Zinssätzen den Aktienmärkten und damit der Zuversicht der Verbraucher schaden könnten.

Die Zentralbanken in vielen Schwellenländern, aber auch in den Commonwealth-Ländern (Vereinigtes Königreich, Kanada, Australien und Neuseeland) sowie in Norwegen befinden sich bereits in einem Straffungszyklus. Chinas Notenbank hingegen fährt eine lockere Geldpolitik, während die Europäische Zentralbank die Zinsen vorerst weiterhin niedrig halten will.

Der Beginn des Fed-Zinserhöhungszyklus ist für Tech-Aktien heikel

Im Aktienmarkt zeigt sich derzeit eine Sektorrotation: Was am meisten gekauft wurde und sich stark verteuert hat, wird verkauft, während die Nachzügler jetzt eine Outperformance aufweisen. Ausgelöst wird diese starke Rotation durch den Anstieg der Realverzinsung.

Aus historischer Perspektive befinden wir uns erst im zweiten Monat der Rotation, die durchschnittlich acht Monate anhält. Die Bewegung der Nominalzinssätze hält sich im Vergleich zu den durchschnittlichen früheren größeren Bewegungen (40 Basispunkte gegenüber 120 Basispunkten) noch in Grenzen. Im Gegensatz zur aktuellen Entwicklung ist bemerkenswert, dass die Performance des marktbreiten S&P 500 in allen ähnlichen Zeiträumen der vergangenen 25 Jahre mit Zugewinnen zwischen 4 und 20 Prozent aufwärts zeigte.

Nähert sich die Rotation ihrem Ende?

Zwischen einigen Sektoren ist ein extremes Bewertungsgefälle zu beobachten: Zwischen Energie- und Technologieaktien klafft beispielsweise seit Jahresbeginn eine Bewertungslücke von 30 Prozent. Viele Wachstumswerte (insbesondere Mid Caps) sind seit Jahresbeginn um 15 bis 20 Prozent gefallen, wodurch ihre Bewertung im Hinblick auf die Cashflows wieder deutlich attraktiver erscheint. Fraglich ist daher, wie lange die Sektorrotation noch anhält.

Zwei Faktoren könnten Neupositionierung der Anleger bewirken

Zinsanstiege stellen Hemmnisse für Tech- und Wachstumsaktien dar. Deshalb müssen die Unternehmen nun gute Gewinne vorweisen, um ihre fundamentalen Bewertungen in einem strafferen geldpolitischen Umfeld zu rechtfertigen. Analysten erwarten bei globalen Aktien für das laufende Jahr derzeit ein Gewinnplus von 8 Prozent, was im Vergleich zum erwarteten BIP-Wachstum gering ist. Das bedeutet: Für höhere Aktienkursgewinne ist Spielraum vorhanden.

Für Anleger besteht die Schwierigkeit darin, einzuschätzen, ab wann ihre Erwartungen in Bezug auf die Zinsstraffungen der Fed überzogen sind. Kommt die Fed in ihrem Zinsstraffungszyklus überraschend nicht weiter, wäre ein (vorübergehendes) Ende der Sektorrotation denkbar.

Wir sind überzeugt davon, dass wir weiterhin Volatilität und Rotation zwischen den Anlageklassen und den einzelnen Sektoren erleben werden. Inzwischen hat der Abverkauf von pandemiebedingt stark gestiegenen Wachstumstiteln ein extremes Niveau erreicht. Wir evaluieren daher gespannt die Chancen, die Wachstums- und Qualitätsunternehmen mittelfristig bieten können. US-Aktien haben wir aktuell untergewichtet, globale Aktien haben wir hingegen übergewichtet, um der laufenden Rotationsphase ausbalanciert zu begegnen.

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