Konto in der Schweiz „Die Schweiz nur für einen Teil des Gesamtvermögens nutzen“

Walter Schwinghammer ist seit 2007 bei der Bank für Tirol und Vorarlberg AG (BTV) Vertriebsleiter für den Bereich Privatkunden in Deutschland

Walter Schwinghammer ist seit 2007 bei der Bank für Tirol und Vorarlberg AG (BTV) Vertriebsleiter für den Bereich Privatkunden in Deutschland

Zunächst sollte man sich eines klarmachen: Eine Absicherung des eigenen Vermögens gegen die Eurokrise gibt es nicht zum Nulltarif, auch nicht mit einer Geldanlage in Schweizer Franken. Wie bei jeder Versicherung zahlt man eine Prämie. Im Fall einer Veranlagung in der Schweiz ist es zum einen das Zinsniveau, das bei den Eidgenossen deutlich niedriger ist als im Euroraum. Und zum anderen gibt es ein nicht unerhebliches Währungsrisiko: Der Höhenflug des Franken könnte schnell zu Ende sein, wenn die Eurokrise erst einmal gelöst wäre.  

Schon aus diesen beiden Gründen raten wir vermögenden Privatanlegern, die Schweiz nur für einen Teil des Gesamtvermögens zu nutzen. Wie hoch dieser Anteil ist, hängt von den individuellen Aussichten und Bedürfnissen ab.

Auch neues Steuerabkommen macht Steuererklärung in Eigenregie möglich

Steuerlich gesehen bietet die Schweiz keinerlei Vorteile: Kapitaleinkünfte in der Schweiz müssen in derselben Höhe versteuert und an den deutschen Fiskus abgeführt werden wie im Inland, das heißt mit 26,375 Prozent, inklusive Solidaritätszuschlag. Wenn Bundestag und Bundesrat dem jüngsten Steuerabkommen mit der Schweiz zustimmen, werden die Schweizer Banken ab dem Jahr 2013 die Steuer direkt an die deutschen Finanzämter abführen.

Aber Achtung: Selbst wenn diese neue Regelung in Kraft tritt, gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, Kapitaleinkünfte in Eigenregie beim deutschen Finanzamt anzumelden. Das hat unter anderem den Vorteil, dass die Zahlung der Kapitalertragssteuer gestundet und erst am Jahresende, im Rahmen der normalen Steuererklärung, zu entrichten ist. Dazu reicht es, die Bank zu beauftragen, eine Meldung an das Finanzamt zu erstatten.

Fremdwährungskonto oder Konto in der Schweiz?

Auch ein Blick auf die rechtliche Situation lohnt sich: Theoretisch könnte man sein Vermögen auch in Deutschland in Franken anlegen, mithilfe eines Fremdwährungskontos. Das könnte im Ernstfall allerdings zu wenig konsequent sein. Denn wer sein Geld aus Sicherheitsgründen in Franken anlegt, der sollte es auch in die Schweiz transferieren. Die lange Bankentradition, die stabile Währung und die Neutralität der Schweiz sprechen dafür.



Die richtige Bank muss aus der Schweiz kommen

Sollte man sein Geld in der Schweiz auch am besten bei einer Schweizer Bank anlegen? Hier lautet die Antwort: ja. Neben der Nationalität einer Bank sollten Anleger vor allem auf eines achten: Bietet die Bank Konto- und Depotführung sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz an – und vor allem: Verwaltet sie das Vermögen zentral über Landesgrenzen hinweg? Wenn nicht, schaffen Anleger verschiedene, oft unübersichtliche Insellösungen. Eine Bank mit Standbein – sprich Niederlassung und Banklizenz – in beiden Ländern und einem Portfoliomanager, der das gesamte Vermögen überblickt, ist deshalb der optimale Partner.

Konsequent sicherheitsorientiert: Der richtige Anlagemix

Wer einen Teil des Vermögens in Schweizer Franken anlegt, der sucht vor allem eines: Sicherheit. Dies sollte auch bei der Auswahl der Anlagestrategie die oberste Devise sein. Wir sehen es in solchen Fällen deshalb nicht als Hauptaufgabe, die gebräuchlichen Benchmark-Indizes zu schlagen: Denn was nützt es dem Anleger, wenn das eigene Vermögen zeitweise nicht um 16 Prozent sinkt wie bei der Benchmark, sondern „nur“ um 14 Prozent? Die Benchmark, die es bei der Veranlagung in der Schweiz zu überbieten gilt, ist deshalb die Rendite eines guten Festgeldkontos: geringe Toleranz nach unten, aber gerne ein paar Prozent mehr nach oben.

Grundpfeiler des Depots sollten deshalb Anleihen guter Bonität sein: Angesichts der dürftigen Renditen von Staatsobligationen sind Unternehmensanleihen eine gute Alternative. Ein gesunder Mix verschiedener Laufzeiten, Branchen und Regionen hilft, das Risiko zu minimieren. Diese verlässliche Basis kann dann mit einem gewissen Anteil von idealerweise dividendenstarken Aktien und auch Rohstoffen kombiniert werden. Schwellenländer sollten hier durchaus auch ihren Platz haben, aber nur zu maximal 10 bis 15 Prozent.

Bei allen Anlageformen gilt eines: die mittlere Fälligkeitsstruktur im Depot beachten. Sie sollte bei Anleihen optimalerweise zwischen drei und vier Jahren liegen. Mit dieser Laufzeitenstruktur können auch Zinsund Wechselkursentwicklungen besser abgefedert beziehungsweise bei Neuveranlagung genutzt werden.

Wer also auf die genannten Sicherheiten einer Schweizer Bank setzen möchte und die aufgeführten Punkte sowohl in Bezug auf Basisinvestment als auch auf Diversifikation berücksichtigt, der wird Freude an seinen Schweizer „Notfallanlagen“ haben – und die täglichen Nachrichten zur Euro- und Finanzkrise ein wenig ruhiger verfolgen.

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