Steuerhinterziehung Wie Deutsche ihr Geld aus der Schweiz zurückholen

“In einem anderen Fall trug ein Mann zwei Paar Windeln gegen Inkontinenz, zwischen denen fast 140.000 Euro waren.”

Die Zollbehörden an der Grenze zur Schweiz haben im vergangenen Jahr 20 Millionen Euro an nicht deklariertem Geld gefunden. In Lindau, wo Beamte schon einmal einen Mann mit 25.000 Euro ertappten, die in einem Lebkuchenhaus verborgen waren, wurden im letzten Jahr zwei Millionen Euro entdeckt. Beträge über 10.000 Euro müssen dem deutschen Zoll angegeben werden.

Wegen des internationalen Drucks auf Schweizer Banken drängt die Regierung die Institute, keine unversteuerten Vermögen mehr zu verwalten. Prominente Fälle wie die Steueraffäre des Präsidenten von Bayern München, Uli Hoeneß, und der Ankauf von Kundendaten durch deutsche Behörden haben nach Angaben der Zollbeamten die Steuerflüchtlinge in Aufruhr versetzt.

Nicht alle Geldschmuggler sind so findig wie die genannten. “Ein Rentnerpaar hatte die Scheine in den Schuhen versteckt und wir hatten den Fall, dass Geld mithilfe der Autobatterie verborgen wurde”, sagt Sprecher Harald Gabele vom Hauptzollamt Singen. “Regelmäßig gibt es Fälle von Leuten, die einen verborgenen Geldgürtel tragen oder es in der Unterwäsche verstecken.”

Die Deutschen sind die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen in der Schweiz, was es ihnen leicht macht, Konten zu unterhalten. Nicht nur Millionäre gehören zu den Kontenbesitzern. Steuervermeidung sei ein Volkssport, der von Zahnärzten wie Taxifahrern betrieben werde, schilderte der ehemalige Steuerfahnder und heutige Steuerberater Frank Wehrheim seine Erlebnisse aus 30 Jahren Berufstätigkeit in einem Interview mit der Handelszeitung aus dem vergangenen Jahr.

Die Schweiz hat mit Österreich und Großbritannien Steuervereinbarungen getroffen, die die Einbehaltung der Steuern gewähren und zugleich Anonymität garantieren. Eine vergleichbare Abmachung mit Deutschland scheiterte an der Opposition.

Deutsche Zollbeamte suchen aber nicht nur Geld. Ihr Augenmerk gilt auch Dokumenten, die Hinweise auf verborgene Konten liefern könnten.