Unternehmenfamilien, Teil 3 Die Reparatur ungedeckter Pensionsverpflichtungen

Artur Broda, Gründer und Geschäftsführer von Nextpension

Artur Broda, Gründer und Geschäftsführer von Nextpension: Der bAV-Fachberater unterstützt Unternehmen bei unzureichender Rückdeckung ihrer Pensionsverpflichtungen.

Die Direktzusage, auch Pen­sionszusage, ist einer der fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) und eine unmittelbare Verpflichtung von Unternehmen gegen­ über ihren Mitarbeitern. Unter Kunden und Beratern ist das Modell der Direktzu­sage umstritten: Kritiker betonen Komple­xität und Risiken, Befürworter schätzen die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkei­ten und mögliche Steuerersparnisse.

Bezogen auf die Deckungsmittel ist die Direktzusage in Deutschland der mit Abstand größte Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge (siehe Grafik unten). Fast die Hälfte aller De­ckungsmittel der gesamten betrieblichen Altersvorsorge ist ihr zuzuschreiben. Die beiden größten Risiken einer Direktzu­sage sind das Langlebigkeitsrisiko und ein teurer wie unrentabler Kapitalaufbau. Beseitigt man diese sinnvoll, bietet die Direktzusage ertragreiche Vorzüge.

Leider sind die in der Steuerbilanz ausgewiesenen rund 300 Milliarden Euro Deckungskapitalmittel der Direktzusage jedoch häufig nicht ausreichend, um die Pensionsverpflichtungen im Leistungsfall zu erfüllen. Seit 1982 sind Deckungskapitalmittel in der Steuerbilanz unverändert mit 6 Prozent berechnet. Eine Anpassung des Rechnungszinses ist aufgrund mög­licher Steuerausfälle nicht im Interesse des Gesetzgebers.

>>Vergrößern

Seit Verabschiedung des Bilanzrechts­modernisierungsgesetzes (BilMoG) 2009 müssen Unternehmen in der Handelsbi­lanz den tatsächlichen Umfang der Versorgungsverpflichtungen bilanzieren. Hierbei bildet man aus dem Bundes­bank­-Zins der vergangenen sieben Jahre den Durchschnitt – aufgrund der Niedrigzinsphase sind es aktuell die letzten zehn Jahre. Bei unverändertem Niedrigzinsum­feld werden die Pensionsverpflichtungen der Steuer-­ und der Handelsbilanz in den kommenden Jahren weiter auseinander­ driften: 2025 wird es bereits rund 700 Milliarden Euro Pensionsverpflichtungen in der Handelsbilanz geben. Dem gegen­über stehen etwa 350 Milliarden Euro in der Steuerbilanz.

Unternehmen mit Direktzusagen müssen sich auch mit einer möglichen Kapitalanlage oder Versicherungsabsi­cherung und zusätzlicher Administration auseinandersetzen. Besitzen sie keine oder nur eine unzureichende Rückde­ckung, stehen sie zunehmend vorbilan­ziellen Schwierigkeiten. Ein näherer Blick in die Aktivseite der Bilanz verdeutlicht dieses Problem.

Die Zahlen in der Grafik spiegeln nur die erforderli­chen Deckungsmittel der Bilanzen wider. Betrachtet man die Ansparungen der Unternehmen auf der Aktivseite zur spä­teren Erfüllung von Pensionsverpflich­tungen, die sogenannten Plan Assets, stellt man fest, dass diese chronisch unterdeckt sind. Viele Unternehmen ha­ben nicht einmal die erforderlichen De­ckungsmittel der Steuerbilanz.