Die Null muss stehen So gehen Pensionskassen, Family Officer und Wealth Manager mit Strafzinsen um

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Zins dem, der umtriebig ist

Überhaupt ergeben Gespräche mit Marktteilnehmern, dass Minuszinsen auf Kontoguthaben derzeit noch die sehr seltene Ausnahme sind. „Wir zahlen keine Zinsen auf Kontoguthaben, wir berechnen unseren Kunden aber auch keine Negativzinsen“, erklärt David Pinkerton, Investmentchef bei der Schweizer Falcon Private Bank. Allerdings, fügt er hinzu, beobachte man die weitere Entwicklung genau und überlege sich Maßnahmen, falls die Notenbank den Zins weiter senken sollte.

Es scheint, als würden sich Anleger mit der Cash-Falle arrangieren. Es soll zumindest keine Zinsen kosten, Geld auf dem Konto zu haben, lautet die Devise. Bei kleineren Summen kommen Direktbanken ins Spiel, die noch Guthabenzinsen zahlen. Und nicht nur die. „Unsere Kunden bekommen zurzeit 0,65 Prozent Zinsen aufs Konto, von Negativzinsen sind wir noch weit entfernt“, berichtet der Mitarbeiter eines Family Office, der nicht genannt werden möchte.

Fragt sich allerdings, wo man das Geld parkt. Die Finanzkrise zeigte, dass Bank nicht gleich Bank ist. Nun geht der Trend dahin, Beträge über mehrere Häuser zu verteilen. Man hört schon von entnervten Kunden, die reihenweise Kontoanträge unterschreiben müssen. Früher war es ein einziger.

Der erwähnte Family-Office-Mann betrachtet jede Bank einzeln und schaut ihnen direkt in die Bücher. Für maximal einen Monat bindet er sich. Von Einlagensicherungssystemen hält er wenig: „Kontrolle ist besser.“

Zu schön, um wahr zu sein

Die Meinungen sind geteilt. So achtet der – ebenfalls anonyme – Mitarbeiter einer großen Pensionskasse sehr wohl darauf, wie hoch die Einlagen der kontoführenden Bank versichert sind. Auch Maria Andersson, die das Neugebauer Family Office leitet, prüft vor der Kontoeröffnung, ob die Bank Mitglied des Einlagensicherungsfonds ist, welche Dienstleistung sie bieten kann und welche Gebühren sie dafür verlangt.

Olaf Krings findet kleinere Institute nicht ganz uninteressant. „Bei der Insolvenz einer Großbank würde der Einlagensicherungsfonds vermutlich an seine Leistungsgrenze stoßen und möglicherweise staatliche Unterstützung benötigen“, meint er.

In der Tat klingt vor allem der deutsche Einlagensicherungsfonds zu schön, um wahr zu sein. Seit Anfang 2015 sind pro Kunde Guthaben bis zu 20 Prozent des haftenden Eigenkapitals versichert (zuvor 30 Prozent).

Das mögen die beteiligten Banken bei kleineren Pleitefällen stemmen können. Aber schon bei der Commerzbank beträgt allein das Kernkapital 18 Milliarden Euro. Das haftende Eigenkapital liegt bei 25 Milliarden Euro. Macht 5 Milliarden Euro Versicherungssumme pro Kunde. Bislang konnte der Sicherungsfonds seine Versprechen komplett einlösen. Aber es ist praktisch, dass man ihn nicht auf Auszahlung verklagen kann. Sonst müsste im Extremfall der Steuerzahler ran.

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