„Grüne“ Blasen vermeiden Die Nachteile von ESG-Scores und wie sie in die Irre führen

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Zum Vergleich: Die entsprechende Zahl für Kredit-Ratings liegt bei 99 Prozent. Zur Erklärung der Inkonsistenz heißt es in dem Bericht: „53 Prozent der Diskrepanz rühren daher, dass die ESG-Rating-Anbieter dieselben Kategorien unterschiedlich messen und 47 Prozent sind darauf zurückzuführen, dass die gleichen Daten nach unterschiedlichen Regeln aggregiert werden.“

Nehmen Sie zum Beispiel Tesla. Einige ESG-Rating-Agenturen bewerten das Unternehmen aufgrund schwacher Unternehmensführung, schlechter Arbeitsbedingungen oder unkonventioneller Transaktionen mit verbundenen Parteien schlecht, etwa die Übernahme des verlustbringenden und hochverschuldeten Unternehmens Solar City. Andere Anbieter wiederum bewerten das Unternehmen als einzigen reinen Elektroautohersteller mit geringen Umweltauswirkungen sehr positiv, während die Wettbewerber immer noch stark auf Verbrennungsmotoren setzen.

Vergleich der Firmen-Rankings für verschiedene Rating-Agenturen

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  Quelle: MIT Sloan School of Management, 2019

 

Zweitens halten wir den Peer-Group-Ansatz für irreführend. Vergleiche nur innerhalb einer Branche können den Einfluss, den ein Unternehmen auf die Umwelt hat, verschleiern. So bewertet MSCI in seinem ESG-Rating beispielsweise den Ölproduzenten Galp Energia, den Waffenhersteller BAE Systems und den Wettanbieter William Hill jeweils mit AAA, AA und A.

Der Gesundheitskonzern Fresenius hingegen wird von MSCI nur mit BBB bewertet und liegt damit aufgrund eines Korruptionsfalls und schlechter Mitarbeiterführung in der unteren Hälfte des Gesundheitssektors. Dabei ist Fresenius laut Vigeo Eiris, einer weiteren ESG-Rating-Agentur, ein Unternehmen, das sich vollständig an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN orientiert.

Wie MSCI einen Gesundheitsdienstleister schlechter bewertet als ein Öl- und Gasunternehmen

  Quelle: MSCI ab November 2020