Ex-Man-Chef Stanley Fink „Die Leute fragen mich: Ist Trends zu folgen aus und vorbei?“

Verluste und Rückzahlungen an Investoren führten dazu, dass sich das Anlagevolumen des größten Hedgefonds der Londoner ISAM in den vergangenen 18 Monaten fast um die Hälfte auf 585 Millionen Dollar verringert hat, berichtet Lord Fink, der CEO von ISAM, im Interview mit Bloomberg News. Die Antwort darauf sei gewesen, das Management zu verändern, zu ergründen, weshalb sich der Hedgefonds nicht so gut entwickelt hat wie erwartet und die Anzahl der Märkte, in die investiert wird, auszuweiten, so Fink.

“Es ist ein bisschen so, als wenn man einige Formel-1- Rennen verloren hat”, sagt Fink, 56. “Du stellst fest, dass Dein Wagen nicht so schnell ist, wie Du gedacht hast. Also überprüfst und überarbeitest Du jedes Teil. Jetzt ist das System Spitze.”

Der ISAM Systematic Fonds hat in den neun Monaten bis Ende September 14 Prozent verloren, wie aus einem Schreiben vom Oktober an die Investoren, das Bloomberg News vorliegt, hervorgeht. 2012 bereits kam er demzufolge auf ein Minus von 17 Prozent und 2011 büßte er 2,7 Prozent ein. Laut dem Brief macht dem Hedgefonds ein Mangel an Markttrends, die die Basis für seine Gewinne sind, zu schaffen. Seit Ende 2010 hat der Fonds 31 Prozent verloren. Das ist über dreimal mehr als das Minus von 9,7 Prozent beim Newedge CTA Index, der die Entwicklung von Hedgefonds abbildet, die Computer-Algorithmen verwenden um von Trends bei den Preisen von Vermögenswerten zu profitieren.

“Das Geschäft ist profitabel”

Fink sagt, die Verluste hätten ihn nicht davon abgehalten, sein Ziel, dass er vor fünf Jahren bei seinem Einstieg festlegte, weiterzuverfolgen: Er will ISAM zu einer Anlagegesellschaft machen, die bis zu 5 Milliarden Dollar verwaltet. “Das Geschäft ist profitabel”, sagt er. Die Gesellschaft habe Rückzahlungen von vornherein im Geschäftsplan berücksichtigt. Das sei traurig, gehöre aber zum Geschäft, fügte er an. Und zu einer Zeit, da die Performance nicht gut sei, gebe es auch keine bedeutenden Bonuszahlungen. Die Mitarbeiter “sind erwachsen genug”, dies zu wissen, sagte Fink weiter.

Das private Vermögen von Lord Fink, der dem britischen Oberhaus angehört, schätzt die britische Zeitung “Sunday Times” auf 130 Millionen. Pfund (210 Millionen Euro). Er kam 2008 zu ISAM, nachdem er ein Jahr zuvor bei Man Group, der weltgrößten börsennotierten Hedgefondsgesellschaft mit einem Anlagevolumen von 52 Milliarden Dollar, ausgeschieden war. Im Februar 2010 tat sich Fink mit Larry Hite zusammen, der von seinem Familiy Office aus eine frühe Version des späteren ISAM Systematic Fonds betreute, die ebenfalls auf Computermodellen basierte.

ISAM verfügte im Mai 2010, als der Handel mit dem System von Hite begann, über Anlagegelder externer Kunden von rund 200 Mio. Dollar. Im Zuge des Wachstums holte sich ISAM auch Mitarbeiter von Man Group, darunter Darren Upton, der im Oktober zum Chief Investment Officer befördert wurde und damit für die Kapitalanlagen verantwortlich ist. Er löste Alex Greyserman ab, der die Aufgabe des Chef-Wissenschaftlers übernahm.

Die größten Verluste in diesem Jahr kassierte ISAM im Handel mit Bonds. Die Kurse begannen ab Mai abzubröckeln, nachdem die US-Notenbank signalisiert hatte, sie werde im Zuge der sich bessernden Konjunktur ihre Anleihekäufe zurückfahren. Greyserman zufolge zeigte der ISAM Systematic Fonds eine schlechtere Entwicklung, weil er eine um bis zu 50 Prozent höhere Volatilität als bei den Wettbewerbern anstrebt, mehr Rohstoffe handelt und nicht in so genannte “Nicht-Trend- Strategien” investiert.

Das geht aus einer Mitteilung an die Investoren vom Januar auf der Website der Gesellschaft hervor. Die Entscheidung, allein der Trend-Strategie zu folgen “hat sich zuletzt als kostspielig erwiesen”, schrieb Greyserman.

Hedgefonds, die auf Trends setzen, hatten in den vergangenen drei Jahren das Nachsehen. Die Stimmung am Markt schwankte ständig zwischen pessimistisch und optimistisch hin und her - je nachdem welche Erklärungen aus der Politik kamen und wie die Fähigkeit Europas, aus der Staatsschuldenkrise herauszufinden, eingeschätzt wurde. Der AHL-Hedgefonds von Man hat seit 2010 16 Prozent verloren und das Anlagevolumen schrumpfte um 9 Milliarden Dollar.

ISAM geht seine Verluste an, indem die Anzahl der Terminmärkte, in denen der Systemic Fund handelt, von 50 auf 85 erhöht wurde. Auch wurde die Dauer, wie lange Investments gehalten werden, verändert. Im Devisenhandel, wo der Fonds früher Währungen nur gegen den US-Dollar handelte, wurde auch die Entwicklung gegenüber anderen Währungen einbezogen.

Der “Pate” der britischen Hedgefondsbranche

“Die Leute fragen mich: Ist Trends zu folgen aus und vorbei?”, sagt Fink. “Ich kann mich an etwa vier oder fünf Gelegenheiten während meiner Zeit im Fondsmanagement erinnern, als die Leute das auch gesagt haben. In jedem Fall hat es sich als völlig falsch herausgestellt.”

In der Zeit als Fink CEO von Man Group war, hatte sich der Aktienkurs mehr als vervierfacht. Daraufhin bezeichneten Zeitungen wie die “Financial Times” und der “Independent” Fink als den “Paten” der britischen Hedgefondsbranche.

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