Anleihen Schwellenländer-Indizes setzen zu starre Grenzen

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Im Gegensatz dazu können nicht eingeschränkte Anleger ganz gezielt bestimmte Papiere auswählen und ihre Gewichtungen im Portfolio auf der Grundlage von Kreditmerkmalen, Bonitätsratings, erwarteter Performance und Korrelation mit dem Gesamtportfolio anpassen. Anstatt ein risikobehaftetes oder unattraktives Wertpapier im Vergleich zur Benchmark lediglich unterzugewichten, kann ein uneingeschränkter Manager das Wertpapier auch ganz vermeiden.

Auf risikobereinigte Rendite konzentrieren

Bei Portfolios, die sich an der Benchmark orientieren, liegt der Maßstab für den Erfolg in der Fähigkeit des Managers, eine Outperformance gegenüber der statischen Benchmark zu erzielen, ohne wesentlich von der Zusammensetzung dieser Benchmark abzuweichen. In einem uneingeschränkten Portfolio ist jedoch die absolute Performance das Maß des Erfolgs. Das Ziel ist es, eine attraktive risikobereinigte Rendite zu erzielen, indem wir an Aufwärtsentwicklungen partizipieren und gleichzeitig die Volatilität reduzieren und Portfolioverluste in schwachen Märkten minimieren.

In einem benchmarkorientierten Ansatz ist das Portfolio dagegen an die Benchmark und die damit verbundene Volatilität gebunden. Portfolios, die zum Beispiel den EMBI-Global-Index nachbilden, haben lediglich Zugang zu 28 Prozent der Chancen des gesamten EMD-Universums. Ein Unconstrained-Ansatz hat jedoch eine viel breitere Palette an Instrumenten zur Verfügung, um Renditen zu erzielen und die Volatilität zu managen. Beispielsweise können die Manager hier das Portfolio unter Verwendung einer breiten Mischung aus Wertpapieren und Länderengagements zusammenstellen, ohne Rücksicht auf die Indexdarstellung. Sie sind flexibel in der taktischen Vermögensallokation und haben nicht zuletzt die Möglichkeit, marktneutral zu gehen, um sich der Marktvolatilität ein Stück weit zu entziehen.

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Angesichts des Fehlens einer Markt-Benchmark muss ein Unconstrained-Manager jedoch klar definierte Prozesse zur Leistungs- und Risikomessung anbieten. So ist es beispielsweise wichtig, die wichtigsten Marktindikatoren zu identifizieren, die die Renditen der Schwellenländer bestimmen, und die Korrelation und das Beta des Portfolios zu diesen Faktoren zu verstehen.

Der Ölpreis ist das Paradebeispiel für einen solchen Indikator. Der Ölpreis ist stark mit den Renditen der Schwellenländer korreliert, da mehrere große Schwellenländer Ölproduzenten sind und auf Ölexporte angewiesen sind. Wir verwenden ein quantitatives Modell zur Berechnung und Überwachung der Risiken aus dem Ölmarkt und anderen Risikoquellen, um sicherzustellen, dass das Gesamtrisiko des Portfolios dem gewünschten Risiko entspricht.

Ein Drei-Säulen-Modell zur Begrenzung der Volatilität

Bei Portfolios, die an eine Markt-Benchmark gebunden sind, konzentrieren sich die Bemühungen im Risikomanagement in der Regel auf länderspezifische Faktoren. Durch die Struktur einer Benchmark eingeschränkt, verfügen diese Portfolios einfach nicht über die Flexibilität, spezifische Strategien und Taktiken zur Begrenzung des Einflusses der Volatilität auf die Portfolioperformance umzusetzen.

Wir halten es jedoch für vielversprechender, eine robuste makroökonomische und thematische EM-Analyse mit einem fundamentalen, researchbasierten Bottom-up-Ansatz zu kombinieren. Im Einzelnen sehen wir drei wesentliche Hebel:

  • Beta: Die Top-Down-Analyse des globalen und länderspezifischen Wachstums, der Branchen- und Sektortrends, der Zinssätze und der Rohstoffmärkte bestimmt das Beta des Portfolios.
  • Externe/lokale Allokation: Unsere fundamentalen Ansichten und unsere Bewertungsanalyse bestimmen das Zielengagement in Wertpapieren in Hartwährung und in Lokalwährung sowie Long- und Short-Positionen in Währungen. Insbesondere nutzen wir unsere Prognosen für den US-Dollar und unsere Einschätzung der Markt- und Länderbewertungen dazu, die Strategie der Portfolios hinsichtlich Duration, Sektorpositionierung und Währungsengagement zu bestimmen. In jedem dieser „Risk Buckets“ lassen sich dann anhand der Fundamentalanalyse einzelne Wertpapiere auswählen.
  • Stresstests: Die laufende Portfolioanalyse mit Hilfe von eigenentwickelten Systemen ebenso wie externen Instrumenten ist eine entscheidende Komponente unseres kontinuierlichen Risikomanagements. Hierbei geht es insbesondere darum, die Größe der einzelnen Positionen auf ihre ideale Größe zu trimmen, das Verlustrisiko zu quantifizieren und Korrelationen und Volatilität in verschiedenen Marktumfeldern zu messen.

Diese Beispiele zeigen, dass es einerseits darum geht, ohne die Grenzen einer Benchmark das Renditepotenzial der unglaublich vielfältigen Anlageklasse Schwellenländeranleihen zu nutzen, und andererseits, mit einem rigorosen Risikomanagement die Performance zu optimieren.

 
Über den Autor:
Abdelak Adjriou ist Senior-Portfoliomanager im Anleihen-Team bei der US-Fondsgesellschaft American Century Investments.

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