Viele Jahre lang ist die Anlegerwelt geteilt. Großanleger stecken Geld über direkte Beteiligungen in Unternehmen. Sie steigen in Flughäfen, Kraftwerke, Mautstraßen ein. In Flugzeuge, Schiffe, sogar Parkuhren. Private Markets – private Märkte – nennt sich diese Welt jenseits der Börsen. Zum Beispiel Private Equity: Ein Manager kauft Anteile von Unternehmen, bringt sie auf Vordermann und verkauft...
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Viele Jahre lang ist die Anlegerwelt geteilt. Großanleger stecken Geld über direkte Beteiligungen in Unternehmen. Sie steigen in Flughäfen, Kraftwerke, Mautstraßen ein. In Flugzeuge, Schiffe, sogar Parkuhren. Private Markets – private Märkte – nennt sich diese Welt jenseits der Börsen. Zum Beispiel Private Equity: Ein Manager kauft Anteile von Unternehmen, bringt sie auf Vordermann und verkauft sie (viel) später mit Gewinn.
Will ein Privatanleger mitmischen, muss er hohe Einstiegssummen aufbringen. Die Fonds enthalten oft nur wenige Objekte und liegen direkt beim Anbieter. Ab und zu gibt es Berichte, der steuerliche Kram ist schwierig.
Das alles ändert sich jetzt, denn die Investment-Welt hat sich weitergedreht. Mit dem European Long-Term Investment Fund (Eltif ) hat die Europäische Union ein Vehikel geschaffen, das jetzt auch Privatanlegern Zugang zu Private Markets bietet: Anteile an Unternehmen (Private Equity), Kredite (Private Debt), Infrastruktur und Immobilien.
Dabei kommt das Zauberwort „Illiquiditätsprämie“ ins Spiel: Anlagen, die nicht über öffentliche Märkte handelbar und damit illiquide sind, bringen oft einen Renditeaufschlag mit sich. Das soll Anleger dafür entschädigen, dass sie für längere Zeit auf ihr Geld verzichten.
Wie hoch die Prämie wirklich ist, hängt wie immer von den Umständen und der Fondsstrategie ab. Aber es gibt Daumengrößen. „Der Vorteil des breiten Private-Equity-Markts gegenüber börsennotierten Aktien kann in etwa bei 1 bis 3 Prozentpunkten im Jahr liegen. Zusätzliche Outperformance lässt sich durch fundierte Auswahl der richtigen Manager erreichen“, sagt Sebastian Boesen, Private-Markets-Spezialist bei der UBS. Eine Richtmarke für Infrastruktur nennt Benjamin Fischer, Leiter Strategische Kunden und Partnerschaften im iShares- und Wealth-Geschäft von Blackrock: „Dort liegt der Aufschlag bei 4 bis 5 Prozentpunkten im Jahr auf die offizielle Inflationsrate.“
Für Kredite berichtet Erik Welne, dass er auf dem Markt Mehrrenditen über börsengehandelten Hochzinsanleihen beobachtet. Wobei man etwas beachten müsse, so der Vertriebsmann vom Anleihespezialisten Muzinich: „Private-Debt-Schuldner haben im Schnitt das Rating B. Am Hochzinsmarkt liegt es etwas höher, also etwa bei BB.“
Die EU selbst verfolgt mit ihrem Eltif-Konzept ein sinnvolles und durchaus drängendes Ziel: Privatanleger sollen sich langfristig an Unternehmen und Projekten beteiligen können und somit den dort vorhandenen Geldbedarf decken. Sie sollen Energiewende, Digitalisierung, Straßenbau, Mittelstand finanzieren. Wer die Zukunft in den Griff bekommen will, braucht dafür jeden einzelnen Euro. Und zwar direkt, denn die in der Vergangenheit oft teuren Private-Equity-Dachfonds mit ihren doppelten Gebühren-Konstrukten sind bei Eltifs ausgeschlossen.
Damit ist der Eltif das Gegenstück zur allgemein geschätzten Investment-Richtlinie Ucits. Er deckt jene Segmente ab, die die für Publikumsfonds standardmäßig geltende Ucits-Regel ablehnt, und funktioniert mit einem europäischen Pass: Ist ein Eltif in einem EU-Land zum Vertrieb zugelassen, darf der Anbieter ihn länderübergreifend absetzen. Anzeige bei der lokalen Behörde genügt.
Außerdem hat die EU – ebenfalls analog Ucits – einige Regeln verfasst, die für Qualität sorgen und Anleger schützen sollen. Einige Beispiele: Der Eltif muss zu einem vorab bestimmten Tag fällig sein (Verlängerungsoptionen sind aber zugelassen). Wer vorzeitig aussteigen will, dem kann der Anbieter das verwehren oder mit Strafgebühren verteuern. Und wenn das Portfolio fertig aufgebaut ist, müssen mindestens 70 Prozent in zugelassenen Vermögenswerten angelegt sein (aus den zuvor erwähnten Anlageklassen).
Das begrenzt die Cash-Quote automatisch auf 30 Prozent. Ein einzelnes Unternehmen oder eine Position darf grundsätzlich maximal 10 Prozent des Portfolios ausmachen, Kredithebel sind auf 30 Prozent begrenzt, Rohstoffe sind verboten und Derivate nur erlaubt, um Positionen abzusichern. Finanzunternehmen sind als Investitionsziele weitgehend ausgeschlossen.
Stattdessen soll das Geld vorrangig in mittelgroße und kleine europäische Unternehmen fließen. Und während Fondsgesellschaften für Ucits-Fonds börsentäglich Kassensturz machen und den NAV berechnen müssen, ist das bei einem Eltif nur einmal pro Quartal nötig. Geld muss eben auch mal in Ruhe arbeiten können.
Und das ist wichtig. „Der entscheidende Unterschied zu einem liquiden Ucits-Fonds ist, dass ein Eltif trotz aller Transparenz ein illiquides Investment ist und eine Haltedauer von zirka zehn Jahren hat“, warnt Silke Roth, die das Produktangebot im Wealth Management der Deutschen Bank verantwortet. Ein Eltif könne nicht vorher zum NAV verkauft werden. Der diene lediglich als Richtwert und zeige, wie sich die Beteiligung während der Laufzeit entwickelt.