Die einseitigen US-Bemühungen um Steueroasen Be aware of Delaware

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Die USA als Steueroase?

Ein Erfolg? Nicht ganz. Denn ein für die Weltwirtschaft sehr wichtiges Land macht bei der Initiative der OCED nicht mit: die USA. Die im Kontext von Fatca seitens der Vereinigten Staaten gelieferten Daten sind kaum brauchbar. So fehlen in diesem Rückkanal zum Beispiel die wirtschaftlich Berechtigten hinter nicht-operativen Unternehmen. Zins- und Kapitalerträge der ausländischen Investoren, die in den Vereinigten Staaten nicht versteuert werden müssen, werden ebenfalls nicht gemeldet. Die notwendige Transparenz würde hier nur entstehen, wenn die USA analog der CRS melden würde – dies ist allerdings nicht geplant.

In der Konsequenz gehört der für seine Briefkastenfirmen bekannte US-Bundesstaat Delaware zu den größten Steueroasen der Welt. In der Stadt Wilmington sind dreimal mehr Firmen registriert als Einwohner. Dort kann jeder eine Firma gründen ohne besondere Offenlegungspflichten im Hinblick auf die wirtschaftlich Berechtigten oder die Herkunft der Geldzuflüsse. Es muss nicht einmal ein Pass vorgelegt werden. Dies ermöglicht Strohfirmen wie zum Beispiel manchen Stiftungen und Trusts, Geld illegal einzuschleusen.

Eine Limited Liability Company, kurz LLC (GmbH), ist dort in wenigen Minuten eröffnet. Dazu sind lediglich eine Firmenbezeichnung und ein registrierter Makler als Kontaktperson notwendig. Kaum vorstellbar in einem Land wie Deutschland, das extrem strengen Vorschriften des Geldwäschegesetzes unterliegt. Nicht nur Delaware, sondern auch weitere US-Bundesstaaten wie Nevada, South Dakota und Wyoming gelten längst als Steueroasen.

Damit haben die Vereinigten Staaten nicht nur ein Schlupfwinkel für diejenigen Kunden geschaffen, die auf steuerliche Intransparenz setzen, sondern auch den einheimischen Banken erhebliche Wettbewerbsvorteile verschafft.

Die europäischen Banken, die als „Early Adopters“ den automatischen Informationsaustausch bereits in 2016 umgesetzt haben, erlitten folglich einen erheblichen Abgang ausländischer Kunden in die USA. Auch aus den Offshore-Oasen Bermudas, Cayman Islands, British Virgin Islands und der Schweiz, die dem AIA beigetreten sind, fließen Gelder in Strömen in die USA.

Ohne die USA wäre das Bankgeheimnis in der Schweiz und anderen sogenannter Steueroasen nie gefallen. Nun entwickeln sich die USA zur neuen Schweiz und zur größten Steueroase und Schattenfinanzplatz der Welt, denn in keinem anderen Land der Welt halten Ausländer so viel Geld auf Konten wie in den USA. Die Ende 2017 verabschiedete Steuerreform von Donald Trump wird diese Entwicklung weiter fördern, da er erhebliche Anreize in Form von Steuerentlastung für ausländische Investoren schafft.

Experten halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die USA jemals dem OECD-Abkommen beitreten werden. Dennoch schaffen sie es, nicht auf der schwarzen Liste der Steueroasen aufgeführt zu werden, welche Ende 2017 seitens der EU vorgestellt wurde. Eines steht fest: Solange die Steueroasen wie die USA nicht mitspielen, können die Schlupflöcher nicht geschlossen und die somit die globale Steuerhinterziehung nicht effektiv bekämpft werden.

 


Über die Autorin:

Mariam Rostamzada ist Principal beim Beratungsunternehmen Consileon und betreut dort vor allem regulatorische Projekte.

 

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