Analyse realer High-Yield-Portfolios Die Corona-Pandemie stellt den Markt auf den Kopf

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Kreditausfälle

Bei High-Yield-Anleihen handelt es sich um Anleihen von Schuldnern mit tiefer Kreditbonität. Mit sinkender Kreditbonität steigt die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalles. Bei einem Kreditausfall kann ein Schuldner die Zinszahlungen oder die Rückzahlung des geliehenen Kapitals zum Ende der Laufzeit der Anleihe nicht mehr tätigen. Faktisch bedeutet ein solcher Kreditausfall den Konkurs des Schuldners und somit den Totalausfall der Anleihe. In der Regel ist der Inhaber einer Anleihe jedoch in der Lage, einen Teil des ausstehenden Betrages zurückzuholen. Die Anleihen genießen im Falle der Liquidation Vorrang gegenüber dem Eigenkapital des Schuldners. In Krisenzeiten, wie bei der aktuellen Corona-Virus-Pandemie, treten solche Kreditausfälle häufiger auf.

Rund die Hälfte der Fondsgesellschaften verzeichnete mindestens einen Kreditausfall in den analysierten High-Yield-Portfolios. Unter den High-Yield-Portfolios mit mindestens einem Kreditausfall lag das Maximum bei neun und der Median bei zwei Kreditausfällen. Im Durchschnitt waren rund 0,37 Prozent des Portfoliovolumens von Kreditausfällen betroffen, wobei der höchste Wert bedeutende 2,56 Prozent des Portfoliovolumens betrug.

Performance von High-Yield-Portfolios

Nach dem starken Börsenjahr 2019 gibt es im aktuellen Turnus über alle Anlagekategorien hinweg tiefere Renditen und höhere Schwankungen. Über den Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis 31. Mai 2020 betrug die absolute Rendite von High-Yield-Portfolios im Durchschnitt minus 5,5 Prozent. Die Rendite war somit deutlich tiefer als in den Jahren 2019 (14 Prozent) und 2018 (minus 2,2 Prozent). Die durchschnittliche relative Rendite lag im Betrachtungszeitraum bei minus 0,6 Prozent – nach 0,65 Prozent im Jahr 2019 und 0,06 Prozent (2018).

Somit lässt sich sagen, dass die Fondsgesellschaften während der Corona-Virus-Pandemie tendenziell schlechter als die jeweilige Benchmark abgeschnitten haben. Die durchschnittliche Volatilität von High-Yield-Portfolios lag in dem Fünfmonatszeitraum bei 18 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Vergleichswert bei lediglich 4 Prozent. 2018 betrug die Volatilität 3,1 Prozent.

Implikationen für institutionelle Anleger

Im Vergleich zu Staatsanleihen weisen High-Yield-Bonds eine höhere erwartete Rendite sowie ein höheres Risiko aufgrund der erhöhten Kreditrisiken aus. Faktisch enthalten High-Yield-Anleihen vermehrt aktienähnliche Risiken. Diese Eigenschaft von High-Yield-Anleihen war auch während der jüngsten Finanzkrise, die durch die Corona-Virus-Pandemie ausgelöst wurde, wieder zu beobachten. Unsere Umfrage bei den entsprechenden Fondsgesellschaften hat dabei aufgezeigt, dass institutionelle High-Yield-Portfolios während der Pandemie durch eine erhöhte Anzahl von Kreditereignissen (vor allem Kreditausfälle und Herabstufungen) materiell und negativ beeinflusst wurden. Vor einer Investition in risikobehaftete Anlagen ist es deshalb von zentraler Bedeutung, die Anlagekategorie in Bezug auf Opportunitäten und Risiken umfassend und fundamental zu verstehen.


Über die Autoren:
Dr. Andreas Reichlin ist seit 2004 Partner und CEO der Schweizer Beratungsgesellschaft PPC Metrics. Reichlin hat an der Universität Zürich Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanz- und Kapitalmarkttheorie studiert. Er besitzt langjährige Erfahrung in der Beratung von Pensionskassen.  

Rico Streun ist Investment Consultant bei PPC Metrics. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Asset-Manager-Selektion und das Controlling der Anlagemandate. Streun hat an der Universität Bern studiert. Er besitzt neben einem Abschluss als Bachelor of Science in Business Administration auch einen Master of Science in Business and Economics.

Luca Tonizzo ist ebenfalls Investment Consultant bei PPC Metrics. Er leitet das Team für Asset-Manager-Selektion und Controlling. Tonizzo hat an der Universität Zürich studiert. Er besitzt neben einem Abschluss als Bachelor of Arts in Economics auch einen Master of Arts in Economics.

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