Experten-Meinung „Die Chancen der europäischen Peripherie nutzen“

In Zeiten, in denen die Renditen von als sicher geltenden Staatsanleihen auf historisch niedrigem Niveau notieren, fließt gerade in Europa eine Menge Geld in Unternehmensanleihen. Emissionen aus den Krisenländern Italien, Spanien, Portugal und Irland finden dabei jedoch bei vielen Investoren kaum Beachtung. Zu Unrecht, denn seit Jahresbeginn brachten ausgewählte Papiere aus der europäischen Peripherie überdurchschnittliche Gewinne.

Dieser Trend dürfte sich noch eine ganze Weile fortsetzen. Generell bleiben Corporate Bonds aus Europa eine attraktive Anlageklasse. Fast überall auf dem Kontinent erzielen die Unternehmen nachweislich Rekordgewinne, gleichzeitig ist ihr Verschuldungsgrad auf das bisher niedrigste Level überhaupt gesunken. Die hohe Qualität der Bilanzen führt folglich zu einem geringeren Ausfallrisiko, das derzeit sogar gegen Null tendiert.

Auch aus technischer Sicht ist der europäische Markt angesichts der anhaltenden Mittelzuflüsse attraktiv. Darüber hinaus gibt es derzeit nicht genügend Neuemissionen, um die Zuflüsse zu absorbieren und den Bedürfnissen der Anleger gerecht zu werden. Viele Papiere aus Kernländern der EU sind allerdings vor diesem Hintergrund sehr teuer geworden und bieten deshalb nur noch geringe Erträge.

So verfügt eine gerade aufgelegte Anleihe des Mineralöl-Konzerns Total lediglich über einen Kupon von 2,125 Prozent bei einer Laufzeit von 10,5 Jahren. Ein ähnliches Bild bei Siemens (0,37 Prozent Rendite über zwei Jahre und 1,57 Prozent bei 7,5 Jahren) und bei einer Anleihe der schwedischen Securitas, einem der weltweit größten Sicherheitsdienstleister: Bei einer Laufzeit von 5,5 Jahren lässt das mit BBB geratete Papier lediglich eine Rendite von 2,33 Prozent erwarten. Steigen die Zinsen wieder, reicht der Puffer dieser Anleihen nicht aus.

Demgegenüber erhält ein Anleger für eine zweijährige Unternehmensanleihe der spanischen Großbank Santander 4,47 Prozent jährlich. Wer sich mit seinem Kapital an der gerade emittierten Anleihe des irischen Elektrizitäts- Konzerns ESB beteiligt, profitiert in den nächsten fünf Jahren sogar von einem Kupon in Höhe von 6,25 Prozent. Ein Übergewichten von Unternehmensanleihen europäischer Peripherieländer ist also eine chancenreiche Strategie, die wir auch im R Euro Credit fahren.

Dort beträgt der Anteil entsprechender Papiere am Portfolio 38 Prozent. Zum Vergleich: In der Benchmark Markit I-Boxx Euro Corporates sind es nur 13 Prozent und damit 25 Prozentpunkte weniger. Investments in europäischen Kernländern haben wir dagegen mit 37 Prozent gegenüber der Benchmark um 11 Prozentpunkte untergewichtet. Im Hinblick auf die wenigen Staatsanleihen im Portfolio bleibt unsere Strategie allerdings defensiv, da wir dort keinen Mehrwert sehen. Parallel zu seiner Ausrichtung hat der Fonds eine geringe Duration von 1,4 Jahren.

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