Investieren wie ein Family Office Die Blockchain ermöglicht Privatanlegern Zugang zu illiquiden Vermögenswerten

Paul Huelsmann, Vorstand von Finexity

Paul Huelsmann, Vorstand von Finexity: Versperrte Zugänge für Privatinvestoren zu illiquiden Sachwerten lassen sich heute dank der Blockchain-Technologie lösen. Foto: Finexity

Wie können Privatanleger eine ähnliche Performance erreichen wie Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWI)? Während Privatanleger mit kleinem Vermögen in der Regel nur Zugang zu Aktien, Fonds und anderen börsengehandelten Anlagen haben, können sich UNHWIs mit illiquiden Sachwerten eine deutlich breitere Portfolioallokation aufbauen.

Ein großer Teil dieser Investitionen liegt in Assets wie beispielsweise Immobilien oder Private-Equity-Beteiligungen. Aber auch Spezialthemen wie Schiffs- oder Infrastrukturanlagen sowie sogenannte Collectables wie Kunstwerke, Wein, Diamanten oder Oldtimer sind für vermögende Anleger zugänglich, schaffen Diversifikation und ermöglichen insgesamt eine höhere Performance des eigenen Portfolios.

„Otto-Normal-Anleger“ hingegen haben zu solchen Anlageklassen in der Regel keinen Zugang, was vor allem an vier großen Problemen liegt. Zum ersten setzen kapitalintensive Direktinvestitionen, wie etwa in Immobilien, hohes Eigenkapital voraus, um eine ausreichende Fremdkapitalfinanzierung durch eine Bank überhaupt möglich zu machen. Zum zweiten sind Privatanleger durch die Informationsasymmetrie benachteiligt.

Sie haben nicht das Know-how und die Informationsquellen zur Hand, um illiquide Investitionsmöglichkeiten eingehend auf ihre Investmenteignung prüfen und bewerten zu können. Schließlich setzt eine Investition beispielsweise in Kunstwerke ein Verständnis für den Kunstmarkt mit seinen ganz eigenen Regeln voraus – was mit einer der Gründe ist, warum UHNWIs sich bei Investitionen in illiquide Assets auf die Unterstützung ihrer Family Offices verlassen.

Drittens verursachen illiquide Assets, selbst bei ausreichendem Kapital für eine Direktinvestition, einen nicht zu unterschätzenden Verwaltungsaufwand. Immobilien, Kunstwerke oder Oldtimer lassen sich nicht einfach im Onlinedepot ablegen. Stattdessen benötigen sie – gerade im Fall von Immobilien – laufende Verwaltung, das ohne aktives Management nicht auskommt. Selbst vermeintlich aufwandslose Assets wie Kunstwerke erzeugen durch Lagerung und Versicherung laufende Kosten, die sich unter Umständen durch eine Ausleihe an Sammler oder Museen potenziell decken lassen. Doch auch ein solcher Schritt setzt wieder Management- und Verwaltungsaufwand voraus – Schwierigkeiten, die für Privatanleger kaum umzusetzen sind und bei denen UHNWIs ebenfalls auf ihre Family Offices zurückgreifen können.

Das größte Problem, vor dem Privatanleger bei illiquiden Vermögenswerten unserer Ansicht nach jedoch stehen, ist das Thema Flexibilität oder die Fungibilität der Assets, also die Frage, wie leicht sich einzelne Anlagen kurzfristig wieder zu Geld zu machen sind. Sollte ein Privatanleger bei unvorhergesehenen Ereignissen kurzfristig auf das Geld, das in seinen Sachwerten steckt, zugreifen müssen, kann er diese – wenn überhaupt – in der Regel nur schwer und mit großen Abschlägen sowie hohen Kaufnebenkosten und organisatorischem Aufwand kurzfristig wieder verkaufen.

Ausschalten der Intermediäre

Diese Probleme lassen sich heute dank der Blockchain-Technologie lösen. Wenn auch nicht immer vollständig, dann doch soweit, dass illiquide Sachwerte auch für Privatanleger eine lohnenswerte Geldanlage darstellen. Dazu werden über die Blockchain die entsprechenden Vermögenswerte tokenisiert, das heißt, sie werden digital verbrieft und gestückelt. Dies erleichtert den Zugang für Privatanleger, durch geringe Kaufpreise der einzelnen Token. Gleichzeitig gewinnen die Assets an Fungibilität, lassen sich also schneller und unkomplizierter weiterverkaufen.