Wege aus dem Zinsdilemma Die Barbell-Strategie neu gedacht

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Das andere Ende der Barbell

Am eher risikofreudigeren Ende des neuen Barbell-Ansatzes sollten Anleger, die auskömmliche Erträge und eine absolut positive Gesamtrendite erzielen möchten, neue Pfade des Fixed-Income-Marktes erkunden, die weniger ausgetreten sind. Zwei Investments sind hier besonders hervorzuheben: Private Debt und Nachranganleihen.  

Private Debt ist ein Bereich, dem sich derzeit viele Anleger interessiert zuwenden. Durch die direkte Kreditvergabe an Nicht-Banken können Anleger ein festverzinsliches Engagement eingehen, das oft weniger mit öffentlichen Anleihen korreliert und gleichzeitig weniger empfindlich auf die Preisvolatilität des öffentlichen Marktes reagiert. Zu den weiteren Vorteilen zählt, dass Investoren hier gezielt in verschiedenen Bereichen der Kapitalstruktur eines Unternehmens investieren können und dass die die Möglichkeit haben, sich durch variable Zinsstrukturkurven auch vor steigenden Zinsen zu schützen.

Aufgrund ihres besonderen Charakters und der Illiquidität dieser Anlageform erzielen Private-Debt-Investments oft hohe Renditen und bieten einzigartige Risiko- und Ertragsprofile. Zwar ist Private Debt technisch und organisatorisch nicht so einfach zugänglich wie öffentlich gehandelte Anleihen. Doch Insbesondere für institutionelle Portfolios mit Zeithorizonten, die von der Illiquiditätsprämie profitieren können, kann Private Debt besonders attraktive Möglichkeiten bieten.

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Renditeaufschlag ohne Qualitätsverlust

Obwohl sie Teil des Anleihemarktes sind, haben Nachranganleihen wie zum Beispiel AT1-Anleihen von Banken oft aktienähnliche Eigenschaften, die die Renditen des Anleiheportfolios verbessern und die Korrelation mit den Anleihemärkten reduzieren können. Und obwohl sich die Risikoaufschläge von Nachranganleihen im Vergleich zu historischen Standards ebenfalls verringert haben, stellen sie immer noch einen erheblichen Mehrwert im Vergleich zu US-Treasuries und Unternehmensanleihen dar.

Außerdem dürfte das aktuelle wirtschaftliche Umfeld die Spreads von Nachranganleihen begünstigen. Banken und Finanzunternehmen, die mehr als zwei Drittel aller Nachranganleihen emittiert haben, sollten weiterhin durch fiskalische Anreize, zu erwartende Infrastrukturprogramme der Regierungen und ein zunehmendes Tempo der Impfkampagnen unterstützt werden.

Des Weiteren sollten Anleger vor Augen haben, dass die Emittenten vieler Nachranganleihen Investment-Grade-Qualität haben, sodass die Nachranganleihen Rendite- und Diversifizierungsvorteile bieten, ohne dass die Qualität des Portfolios darunter leidet.

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Niedrig- und Negativzinsen – ausweglos?

Ja, wir sehen am Anleihenmarkt derzeit historisch niedrige Zinsen. Die Spreads sind auf Rekordtiefs gesunken, die Zinsvolatilität ist gestiegen und die makroökonomische Unsicherheit hält an. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Anleihe-Investoren müssen der Situation nicht machtlos zusehen. Vielmehr ist für sie eine neu formulierte Strategie erforderlich, um eine größere Diversifizierung zu erreichen, Einkommen zu generieren, Kapital zu erhalten und sich vor Inflation zu schützen. Anleger, die festverzinsliche Anlagen über das gesamte Spektrum hinweg in Betracht ziehen – einschließlich Private Debt, Nachranganleihen, steuerbefreite US-Kommunalanleihen und Schwellenländeranleihen – sind gut aufgestellt, um das Umfeld zu meistern und ihre Anlageziele zu erreichen.

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Über die Autorin:

Seema Shah ist seit 2019 globale Chefstrategin der US-Fondsgesellschaft Principal Global Investors, für die sie bereits seit 2010 tätig ist. Ihre Karriere begann sie bei der Bank of England. Es folgten Stationen beim britischen Finanzministerium, bei PWC und Capital Economics.

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