Wege aus dem Zinsdilemma Die Barbell-Strategie neu gedacht

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Auf den ersten Blick mag es der Intuition widersprechen, den Einsatz von Hochzinsanleihen am Stabilitäts- und Diversifizierungsende des neuen Barbell-Ansatzes zu verorten. Doch in einem Markt, in dem viele Vermögenswerte mit kurzer Duration negativ rentieren, stellen Hochzinsanleihen letztlich eine wirkungsvolle Diversifikation dar, weil sie das Spektrum der im Portfolio reflektierten Risiken gut ergänzen.

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Makroökonomie und politische Risiken

Viele Anleger sind derzeit besorgt über einen Anstieg der Inflation und andere mögliche Folgen der rekordverdächtigen monetären und fiskalischen Stimuli, die in die globale Wirtschaft und die Märkte fließen. Ihre Sorgen mögen durchaus berechtigt sein. Nur ein Beispiel: Die US-Notenbank hat klar erklärt, dass sie die US-Wirtschaft auch heiß laufen lassen würde, um maximale Beschäftigung zu erreichen

Außerdem gibt es im Markt Sorgen über fiskalische Ungleichgewichte in vielen Staatshaushalten – und damit verbunden auch Befürchtungen vor Steuererhöhungen, mit denen Regierungen womöglich die billionenschweren Rettungspakete bezahlen wollen. In den USA hat die Biden-Administration bereits Pläne für höhere Steuersätze für Privatpersonen und Unternehmen skizziert. Obwohl der Zeitpunkt dieser Änderungen ungewiss ist, sollten sich die Anleger schon jetzt auf höhere Steuern auf der US-Bundesebene einstellen, da der Druck auf den Staatshaushalt weiter zunimmt.

Obwohl die Ungewissheit über die Steuerpolitik ein allgegenwärtiges Risiko für nicht steuerbefreite Anleger darstellt, tun Investoren derzeit gut daran, auch auf steuerbefreite Wertpapiere wie US-Kommunalanleihen zu schauen. Sie können ein Instrument sein, um das Risiko steigender Steuern zu mindern. US-Kommunalanleihen bieten nicht nur das Potenzial, steuerfreie Erträge zu erwirtschaften, sondern das Marktsegment entwickelt sich auch wertstabil, da sich die Finanzen in vielen Kommunen stabilisiert haben.

Attraktive festverzinsliche Anlagen sind aber natürlich nicht nur auf die USA beschränkt. So haben etwa sowohl auf Lokalwährung als auch auf Dollar lautende Schwellenländeranleihen (Emerging Market Debt, EMD) in den vergangenen zehn Jahren in unterschiedlichen Marktumgebungen gut abgeschnitten und können zudem attraktive risikobereinigte Renditen bieten.

Hinzu kommt, dass eine weitere Abschwächung des US-Dollars – der jüngst schon auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen ist – den auf Lokalwährungen lautenden EMD weiterhin Rückenwind verleihen könnte, indem ein schwächerer Dollar die Währungen der Schwellenländer stützt und Kapitalabflüsse verhindert. Darüber hinaus dürften viele Schwellenländerregionen sowohl von einer globalen Wachstumsbelebung als auch von höheren Rohstoffpreisen profitieren.