Das Greensill-Debakel deutscher Kommunen zeigt eindrucksvoll, wie überwältigend der Rendite-Durst nach langjähriger Entbehrung im Minuszins-Umfeld inzwischen sein muss. Für einen marginalen Zins von nur 0,3 Prozent haben die zuständigen Entscheider der betroffenen Städte alle Risikobedenken über Bord geworfen und zusammen wohl wenigstens eine halbe Milliarde Euro Steuergeld bei der nun insolven...
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Das Greensill-Debakel deutscher Kommunen zeigt eindrucksvoll, wie überwältigend der Rendite-Durst nach langjähriger Entbehrung im Minuszins-Umfeld inzwischen sein muss. Für einen marginalen Zins von nur 0,3 Prozent haben die zuständigen Entscheider der betroffenen Städte alle Risikobedenken über Bord geworfen und zusammen wohl wenigstens eine halbe Milliarde Euro Steuergeld bei der nun insolventen Greensill-Bank versenkt.
Unterdessen wollen viele Investoren ihre Rendite-Sehnsucht statt mit solch zweifelhaften Angeboten lieber in der Ferne stillen. Einen immensen Schub verleiht dem Trend zu Schwellenmärkten deren vergleichsweise erfolgreicher Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Insbesondere asiatische Länder konnten ihre Wirtschaft bereits von harten Lockdown-Fesseln befreien, während in westlichen Industriestaaten Regierungen die nächsten Runden ökonomischen Stillstands verordnen. Die enormen Wachstumsraten locken ohnehin, das Top-Schwellenland China etwa wird seine Wirtschaftsleistung laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds in diesem Jahr um 8,1 Prozent steigern.
Keine andere Volkswirtschaft nennenswerter Größe kann mit solchen Aussichten wuchern. Im Windschatten der Volksrepublik starten weitere Emerging Markets durch, die nicht zuletzt über das billionenschwere Infrastruktur-Projekt der neuen Seidenstraße rund um den Globus eng mit China verflochten sind.
Während Investoren bislang vor allem Aktien von Schwellenländer-Unternehmen favorisierten, wendet sich das Blatt in diesem Jahr. Europäische Anleger bauten im Februar ihr Engagement in Anleihen dortiger Firmen weit stärker aus. Laut Daten des Research-Hauses Morningstar flossen allein weltweit investierenden Fondsmit diesem Anlage-Universum knapp 1,3 Milliarden Euro zu, Emerging-Markets- Aktienfonds nur gut 800 Millionen Euro.
Hier der aktuelle Überblick über Schwellenländer-Unternehmensanleihefonds >>
Inzwischen nutzen rund 700 Emittenten aus mehr als 50 Ländern diese Vehikel, Tendenz steigend. Die Marktkapitalisierung beträgt insgesamt rund 2,6 Billionen US-Dollar, mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. „Damit ist der Markt zugleich doppelt so groß wie der für in US-Dollar ausgegebene Staatsanleihen von Schwellenländern“, stellt Wouter van Overfelt fest. Dadurch habe sich zudem die Liquidität deutlich verbessert, so der Fondsmanager von Vontobel Asset Management.
Für das steigende Interesse liegen weitere Gründe auf der Hand: Firmen-Bonds bieten in einer von Negativzinsen geprägten Investment- Welt enorme Rendite-Chancen, aber ohne große Volatilität. So erreichten Corporate-Bond-Fonds in den zurückliegenden drei Jahren im Schnitt eine jährliche Rendite von 7,3 Prozent, die Risikokennziffer betrug knapp 10 Prozent.