Private-Banking-Test Deutschlands beste Privatbanken

Wolfgang Leoni, einer der Gewinner beim Private-Banking-Test

Wolfgang Leoni, einer der Gewinner beim Private-Banking-Test

Die Gewinner des sechsten Private-Banking-Tests vom Institut für Vermögensaufbau und dem Magazin „Euro“ heißen Commerzbank, Sal. Oppenheim, BHF-Bank und Bethmann Bank. Das Wealth Management der BNP Paribas und der Hamburger Sparkasse sind die Schlusslichter des Rankings.

Der Testfall

Die geheimen Testkunden baten die Banken um Anlagevorschläge für eine Summe von sechs Millionen Euro, die nach einer angeblichen Selbstanzeige in Deutschland neu angelegt werden soll. Die Vorgaben: Anlagehorizont zehn Jahre und mehr, der Kunde besitzt Immobilien in Deutschland, zehn Prozent maximales Verlustrisiko, und ein Renditeziel von zwei Prozent nach Inflation und Kosten.

Die Tester

Marketing-Unternehmer Kai Johannsen teste Filialen in Hamburg, Internet-Unternehmer Hartmut Giesen fragte bei Banken im Rheinland an und Sven Oberle, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei Deloitte, war im Namen eines fiktiven Kunden in Frankfurt unterwegs.

Wie die vier Gewinner überzeugen konnten

Die Commerzbank riet dem Testkunden zu einem sehr defensiven Portfolio mit entsprechend geringer Zielrendite: 16 Prozent Aktien, 72 Prozent Anleihen – nicht unter AA-Rating – und zwölf Prozent Cash. Neben Einzeltiteln und ETFs tauchen im Aktienanteil die beiden Fonds Fidelity Asian Special Situations und Templeton Asian Smaller Companies auf. Die Kostenquote ist ist gering.

Mit einem Aktien- und Anleihenanteil von je 39 Prozent kommt das Portfolio von Sal. Oppenheim deutlich sportlicher daher: langfristiges Renditeziel 5,9 Prozent. Schwellenländer-Bonds, wie zum Beispiel Anleihen auf den chinesischen Renminbi, spielen eine große Rolle. Im 19 Prozent schweren Baustein Alternative Investments empfiehlt die Bank unter anderem auf die beiden Absolute-Return-Fonds Aquila Risk Parity 7 und Amundi Absolute Volatility Euro Equities. Der Cash-Anteil beträgt drei Prozent.

Die BHF-Bank legt dem Testkunde folgende Allokation ans Herz: 45 Prozent Renten (keine langen Laufzeiten), 40 Prozent Aktien (hohes Schwellenländerengagement) und fünf Prozent Alternatives.

Das Portfolio der Bethmann Bank (Vorschlag vom Februar und daher nicht mehr top-aktuell) soll zwei Prozent Rendite nach Inflation und Kosten erzielen. Im Anleihen-Baustein (52 Prozent) sind Pfandbriefe hoch und Unternehmensanleihen vergleichsweise niedrig gewichtet. Zu einem kleinen Teil empfiehlt die Bank italienische Staatsanleihen. Auf der Aktienseite liegt der Schwerpunkt auf US-Titeln, ein Afrika-ETF ist auch dabei.

Warum die Verlierer durchfielen

Zwar präsentierte das Private Banking von BNP Paribas einen „soliden bis guten“ Vorschlag für die Vermögensaufteilung, die zu hohe Kostenquote ließ jedoch keine bessere Platzierung zu.

Das Wealth Management der Hamburger Sparkasse fiel mit einem Dachfonds durch, der in den vergangenen drei Jahren eine negative reale Rendite brachte. Außerdem waren die Kosten zu hoch bemessen.

Dies & Das   

Der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch erklärte dem Testkunden schon am Telefon, dass sie eine individuelle Strategie erst ab zehn Millionen Euro anbiete. Als Alternative stünden die haueigenen Fonds bereit – zu günstigeren Konditionen.

Neben einer guten Portion hauseigener Nachhaltigkeitsfonds empfahl die Bank Sarasin (Note „befriedigend“) dem Testkunden einen Anteil in Höhe von einer Millionen an einem Private-Equity-Portfolio, in dem unter anderem eine Beteiligung an der Formel 1 enthalten war.

Im Portfolio der Bank Vontobel (Note „gut“) waren keine Schweizer Einzeltitel enthalten, dafür jedoch ein Fonds der Konkurrenz für Schweizer Dividendenaktien.

Die Quirin Bank (Note „befriedigend“) empfahl viele Absolute-Return-Fonds, obwohl sie sich seit Jahren als Verfechter für passive Investmentstrategien positioniert.

Testkunde Giesen berichtet, dass viele Banken auf Erstanfragen per E-Mail gut und prompt reagiert hätten. Nicht so HSBC Trinkaus, hier ließ die Antwort drei Wochen auf sich warten. Die Deutsche Bank habe gar nicht auf die E-Mail geantwortet.

Die Ratschläge der Testkunde an die Banken: Testkunde Johansen empfiehlt den Banken, ihre Alleinstellungsmerkmale und Kernkompetenzen klarer hervorzuheben (Warum sollte ich mein Geld genau bei dieser Bank anlegen?) und bei Präsentationen weniger mit Papier und mehr mit neuen Median zu arbeiten. Hartmut Giesen hätte Teile der Beratung, wie die Risikoanalyse, gerne ins Internet verlagert und verweist auf interessante Ansätze in den USA.   

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