Lutz Hartmann, Buse Heberer Fromm Deutschland ignoriert Afrika

Lutz Hartmann

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Eines muss gleich zu Anfang gesagt sein: Afrika ist ein Kontinent und besteht aus 53 Ländern. Diese sind so unterschiedlich wie jede Anzahl von frei ausgewählten 53 Ländern in der Welt. Aber es gibt doch viele Länder in Afrika, die eines eint: eine stark zunehmende wirt-schaftliche Dynamik. Längst sind afrikanische Länder wirtschaftliche Größen, die nicht mehr vernachlässigt werden können. Immer öfter suchen große Unterneh¬men den Weg nach Afrika: als Produktionsstandort, als Absatzmarkt und natürlich, aber längst nicht vorrangig, als Rohstofflieferant.

Die makroökonomischen Kennzahlen werden zunehmend stabil und stehen unter andauernder Beobachtung. In den Bereichen Infrastruktur, Ener¬gieversorgung und Rohstoffgewinnung sind Milliarden-investitionen nötig, die derzeit nicht finanziert sind. Es wird von einem zusätzlichen Bedarf von jährlich 50 Milliarden Dollar ausgegangen. Wenn man hinzu¬nimmt, dass sieben der zehn am stärksten wachsenden Länder in Afrika liegen, und mehr als 70 Prozent der afrikanischen Bevölkerung unter 35 Jahre alt sind, wird schnell deutlich, warum Afrika bei 87 Prozent der von Ernst & Young befragten Unternehmensführer als künf¬tiger Business-Standort hervorgehoben wird.

Der Schuh drückt den deutschen Investor jedoch offensichtlich mehr als andere, da der deutsche Anteil an diesem Drang nach Afrika noch gering ist: Von den neuen Investitionsprojekten 2012 gingen weniger als 4 Prozent von Deutschland aus, nur halb so viel wie von Frankreich zum Beispiel. Oft wird hierzulande die feh¬lende Rechtssicherheit als Grund für die Zurückhaltung genannt. Doch auch hier tut sich was in Afrika.
Viele Länder Afrikas haben verstanden, dass sie ohne ein stabiles rechtliches Umfeld keine nachhaltige Entwicklung gestalten können, und bereiten sich auf diese neue Herausforderung vor. Immerhin 19 der 50 Länder, die sich am stärksten den entwickelten Ländern bezüglich der Einfachheit, Geschäfte zu betreiben, an¬nähern, kommen laut Weltbank aus Afrika. Mit Ruanda findet sich ein afrikanisches Land weltweit auf Platz 8, wenn es darum geht, wie einfach ein Unternehmen ge¬gründet werden kann.

Mit der Schaffung der OHADA haben sich außerdem 17 Länder Westafrikas zusammengetan und ein einheit¬liches Wirtschaftsrecht geschaffen, neun Rechtsgebiete harmonisiert und einen gemeinsamen Gerichtshof mit angeschlossenem Schiedsgerichtshof geschaffen. All dies geht genau in die Richtung der Rechtssicherheit, die notwendig ist, um nachhaltige Investitionen in Af¬rika zu sichern. Der jährliche „Doing-Business“-Bericht der Weltbank zeigt diese Entwicklung sehr deutlich.

Es muss aber auch klar gesagt werden, dass nicht jedes Land das gleiche Niveau an rechtlicher Transpa¬renz und rechtlichem Fortschritt bietet. Ruanda ist zum Beispiel in den vergangenen Jahren einen schnellen und erfolgreichen Weg gegangen. Das geografisch sehr interessante Äthiopien steht da in vielem noch hintan, dafür besteht dort eine sehr ruhige politische und so-ziale Lage.

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Es wird also bei jeder Investition auf eine genaue Prüfung der Umstände ankommen, und eine Risikoana¬lyse ist stets unerlässlich. In manchen Fällen mag eine Investitionsgarantie (MIGA) der Weltbank zumindest die politischen Risiken abdecken.

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