Die Nachricht überraschte: Mitte Juni hatte die Verwaltungsgesellschaft IP Concept mitgeteilt, dass der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds (ISIN LU0974225590) abgewickelt wird. Der Schritt erfolge, um die Interessen der Anleger zu schützen, schrieb die hundertprozentige DZ-Privatbank-Tochter ihren Investoren. Viele Anleger gehörten zum Kundenkreis der DZ Privatbank und anderer Genossenschaftsbanken. Die Fondsgesellschaft KFM Deutsche Mittelstand und Fondsmanager Hans-Jürgen Friedrich hatten sich enttäuscht über den Entschluss gezeigt.
Das Fondsvolumen von zuletzt knapp 150 Millionen Euro war in hochverzinste Anleihen von mittelständischen Unternehmen investiert. Die Vermögensgegenstände des Fonds sollten sukzessive veräußert, das Risikomanagementverfahren sowie Anlagegrenzen ausgesetzt werden, hieß es von Seiten der Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) IP Concept. Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds würde „mit dem Ziel der zum nächstmöglichen Zeitpunkt erfolgenden Auflösung“ in Liquidation geschickt.
Risikomanagement des Fonds wieder aufgenommen
Doch das Verfahren zieht sich offenbar hin. Wie die Berliner Kanzlei Schirp & Partner mitteilt, die nach eigenen Angaben mehr als 100 private und institutionelle Investoren des Fonds vertritt, habe man in Gesprächen mit dem Liquidator die Zusage erhalten, dass ein Notverkauf der Assets nicht stattfinden wird. „Auch das Risikomanagement hinsichtlich der Assets des Fonds wird sofort wieder aufgenommen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Stattdessen erhebt die Kanzlei schwere Vorwürfe gegen die Verwaltungsgesellschaft. „Unsere Recherchen haben ergeben, dass die IP Concept seit mehreren Jahren ihren Berichtspflichten gegenüber der luxemburgischen Finanzaufsicht CSSF nicht vollständig und ordnungsgemäß nachgekommen ist. Es fehlen „closing documents“ und „management letters“ für die Jahre 2020 bis 2022“, sagt Rechtsanwalt Wolfgang Schirp. Auch die erforderliche Dokumentation zum Liquidationsstichtag liege nicht vollständig vor. „Das sind sehr ungewöhnliche Versäumnisse, die man von einer professionellen Verwaltungsgesellschaft nicht gewohnt ist und die auch kein gutes Licht auf die Depotbank werfen“, so Schirp weiter, der damit auch die DZ Privatbank kritisiert. Ihre Rolle in dem Vorgang sei weiterhin unklar.
„Vertrauen in den Finanzplatz Luxemburg insgesamt in Gefahr“
Die DZ Privatbank äußerte sich auf Anfrage des private banking magazins nicht zu den Vorwürfen. Rechtlich bindende Auskünfte dürften mit der Hinweisbekanntmachung zur Liquidation am 14. Juni nur noch vom Liquidator beantwortet werden. Diese Aufgabe hat Martin Flaunet von Deloitte erhalten. Eine Antwort auf eine Anfrage dieses Mediums an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft steht aus.
Schirp & Partner hat unterdessen ein förmliches Beschwerdeverfahren bei der luxemburgischen Finanzmarktaufsicht CSSF eingeleitet. Im Zuge dessen würden alle bisherigen Verfahrensschritte aufgeklärt und auf ihre Rechtmäßigkeit untersucht. Allen beteiligten Institutionen sei bewusst, dass großer Schaden drohe, schreibt die Kanzlei. „Dies betrifft nicht nur diesen Fonds und seine Anleger. Vielmehr ist das Vertrauen in den Finanzplatz Luxemburg insgesamt in Gefahr, wenn ein Fonds ohne stichhaltige Begründung und Vorwarnung von einem Tag auf den anderen plötzlich geschlossen werden kann.“
Darum geriet der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds in Schieflage
Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds hatte auch in der Niedrigzinsphase jährliche Renditen von mehr als vier Prozent eingespielt, dafür aber hohe Risiken in Kauf genommen. In Schieflage war der Fonds unter anderem durch ein indirektes Investment in den Verius-Immobilienfonds geraten, der Ende des Jahres 2022 eingefroren worden war. Der Fonds war aber auch in die Unternehmen Eyemaxx Real Estate und Deutsche Lichtmiete investiert, die beide Insolvenz anmelden mussten.
Mehr als ein Viertel des Vermögens entfiel zudem auf Papiere von Unternehmen aus der Monaco Resources Group, bei deren Anleihen es zu Verzögerungen bei Zinszahlungen kam, was die Kurse der Papiere einstürzen ließ. Bereits im Januar 2022 hatte Fondsmanager Friedrich im Interview mit DAS INVESTMENT, der Schwesterpublikation des private banking magazins, ein etwaiges Klumpenrisiko durch den hohen Anteil der Unternehmensgruppe am Portfolio abgestritten.